Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2
würde.
»Dann halten wir an diesem Plan fest. Sie dürfen mit mir rechnen.« Sie wollte noch etwas hinzufügen, doch sie unterbrach sich, als die Tür zu ihrer Rechten aufging; vermutlich würde nun der dritte Gang des opulenten Mahls gebracht.
Doch die Person, die eintrat, trug weder ein Tablett, noch schob sie einen Servierwagen; dafür sah sie äußerst besorgt aus.
Die Hafenmeisterin runzelte die Stirn. »Was gibt’s?«
»Ich bitte sehr um Vergebung, Madam«, begann ihre Gehilfin förmlich. »Polizeisergeant Velnik ruft auf Ihrer Privatleitung an. Er behauptet, es sei sehr wichtig.«
Nach kurzem Zögern schickte sie ihre Assistentin mit einer Handbewegung zum Wandmonitor. Dann wandte sie sich an ihre Gäste. »Bitte entschuldigen Sie die Störung, Gentlemen. Dieser Posten gewährt viele Privilegien, aber eine Privatsphäre gehört nicht dazu. Es dauert sicher nur einen Moment. Bitte achten Sie gar nicht darauf.«
»Es macht überhaupt nichts«, beteuerte Shan und lächelte verständnisvoll. Mr. dea’Gauss neigte den Kopf.
Der Polizeisergeant blickte nervös drein. Dazu hatte er auch allen Grund, fand Shan. Der Hafenmeisterin stand ihr Unmut ins Gesicht geschrieben.
»Nun, was ist?«
Der Sergeant schluckte. »Es tut mir außerordentlich leid, wenn ich störe, Thra Rominkoff«, legte er schwer atmend los. »Oberflächlich betrachtet scheint es sich um eine Bagatelle zu handeln. Aber der Junge hat darauf bestanden, wir sollten Sie anrufen. Er behauptet, er sei das Mündel eines gewissen – Captain yos’Galan?«
Shan erschrak und blickte voller Spannung auf den Schirm.
Die Hafenmeisterin nickte resolut. »Der Captain befindet sich hier. Ist dem Jungen ein Unglück zugestoßen? Ist er verletzt?«
Erleichterung malte sich auf Velniks Zügen ab. »Nein, Thra Rominkoff, es geht ihm gut. Aber da gibt es eine tote Terranerin …«
Nein! Sofort tastete er sich in alle Richtungen vor, suchte, schlängelte sich vorbei an den Mustern der Hafenmeisterin, ihrer Gehilfin, seines eigenen Begleiters, Mr. dea’Gauss’. Er reckte und dehnte sich, wie kein Heiler es vermochte, schickte seine gesamten Sinne nach draußen, um die ganze Stadt nach einer einzigen Lebenssignatur zu durchforschen – der von Priscilla!
Wie durch einen Nebel spürte er, dass etwas in seinen Händen zerbarst; er spürte einen Schmerz, der ständig zunahm, derweil seine forschenden Sinne an eine Grenze stießen und von ihr abprallten …
Er legte den zerborstenen Stiel des Glases neben die Scherben des Kelches, die in einer kleinen Lache aus Blut und Wein schwammen; dann wickelte er die Serviette um seine Hand. Vage bekam er mit, wie die Hafenmeisterin ungeduldig mit den Fingern schnippte.
»Schnell. Wer ist die Tote? Hat man sie schon identifiziert?«
»Der Name der Frau lautet Dagmar Collier, Hafenmeisterin.« Der Mann verhaspelte sich, während seine unruhigen Blicke zwischen Shan und der Hafenmeisterin hin und her huschten. »Sie stammt von Troit. Diente zuletzt als Zweiter Maat auf dem Handelsschiff Daxflan, registriert in Chonselta.«
Dieses Schiff durfte doch gar nicht hier sein! Shan unterdrückte den Fluch, der ihm auf der Zunge lag, und sah der Hafenmeisterin an, dass sie das Gleiche dachte wie er.
»Bringen Sie den Jungen hierher!«, befahl sie barsch.
Der Polizeisergeant schüttelte den Kopf. »Wir haben die Frau festgenommen, die Collier getötet hat, Thra Rominkoff. Sie ist geständig. Aber Mord erfordert einen offiziellen Prozess, da mit einer Resozialisierung zu rechnen ist …«
»Nein!«, entfuhr es ihm, ehe er es verhindern konnte.
Die Hafenmeisterin streifte ihn mit einem flüchtigen Blick und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Schirm zu. »Wie darf ich das verstehen? Ist die Täterin etwa eine Freundin des Jungen? Und er weigert sich, ohne diese Person irgendwohin zu gehen?«
»So ist es, Thra Rominkoff.«
»Hafenmeisterin.« Trotz der fürchterlichen Schmerzen, die in seinem Kopf wühlten, und der Angst, die mit klammen Fingern sein Herz abschnürte, gelang es ihm, ruhig zu sprechen. »Die Person, der man den Mord anlastet, ist ein Mitglied meiner Crew. Ist es mir gestattet, für sie zu sprechen?« Resozialisierung. Große Götter, eine Resozialisierung an diesem Ort! »Ich halte es für möglich, dass sie bestimmte Dinge nicht verstanden hat. Sie ist keine Einheimische. Und vielleicht ist der Sergeant nicht in sämtliche … Umstände dieser Tat eingeweiht.«
Sie nickte. »Natürlich haben Sie das
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