Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2
die Weckvorrichtung ab. Kayzin war damit einverstanden gewesen, die Ruhe des Captains nicht zu stören.
Nachdem alles zu ihrer Zufriedenheit geregelt war, beugte sich Lina zu Shan herunter und strich mit sanften Fingern über seine Wange. »Schlafen Sie gut, mein Freund.« Dann verließ sie das Zimmer.
Crown City, Theopholis, Die Stunde der Richterin
D as Taxi hielt am Rand des Fußgängerwegs an. Der Fahrer schaute über die Schulter, um in einem barbarischen Kauderwelsch auf seinen Passagier einzubrabbeln. Sav Rid glotzte ihn frostig an.
»Dieser Wagen fährt nicht weiter«, verkündete der Chauffeur dann in holperigem Trade. »Nur Fußgänger in Hafen. Fahrpreis Fünfbit.«
Schweigend gab Sav Rid ihm die korrekte Münze und stieg aus dem Taxi. Hinter ihm vollführte der Fahrer eine Geste, als wolle er ausspucken, und knurrte verächtlich: »Knauser!« Aber Sav Rid verstand ihn nicht, denn das Wort wurde auf Terranisch ausgesprochen.
Vorsichtig lavierte er sich durch den Hafen, in dem ein unglaubliches Gedränge herrschte; die ganze Zeit über war er sich unangenehm bewusst, dass er keinen Bodyguard hatte. Heute früh war Dagmar Collier nicht am vereinbarten Treffpunkt erschienen. Er fragte sich, was mit dieser Kreatur geschehen sein mochte, dann schob er den Gedanken mit einem ungeduldigen Achselzucken beiseite. Wen kümmerte es schon? Wenn Dagmar Collier vor Ende des regulären Trips das Schiff verlassen wollte, war das ihre Angelegenheit. Die Daxflan würde die nicht ausgezahlte Heuer einsparen.
Auf dem Fußgängerweg steuerte zielstrebig ein Mann auf ihn zu; ein älterer Gentleman mit schütterem Haar, das in all dem Grau nur noch wenige schwarze Strähnen aufwies. Sav Rid erstarrte.
Sein Delm schritt rüstig weiter, blieb dann in der korrekten Entfernung stehen und neigte sein Haupt. »Sei gegrüßt, Verwandter.«
Sav Rid brachte eine Verbeugung zustande. »So wie ich dich grüße, Verwandter und Delm. Ich bin überrascht, dich hier anzutreffen, so weit entfernt von Haus und Heim.«
»Die Überraschung ist ganz auf meiner Seite«, entgegnete der ältere Mann trocken. »Mit dir hätte ich am allerwenigsten gerechnet, seit ich von der Hafenmeisterin erfuhr, die Daxflan sei überfällig.«
»Wir befinden uns im Orbit des vierten Planeten, mein Delm. Es war … praktischer, ein anderes Schiff zu benutzen, um die Fracht von der Daxflan in den Primärorbit zu befördern.«
»Was du nicht sagst.« Taam Olanek hielt ihm seinen Arm hin und lächelte kühl. »Begleite mich bitte ein Stück. Diese neue … praktische Methode interessiert mich. Hast du einen Subunternehmer mit dem Transport deiner Waren beauftragt, Sav Rid?«
Ein paar Schritte gingen sie schweigend nebeneinander her.
»Es bestand die Notwendigkeit«, murmelte Sav Rid, »ein Schiff zu erwerben, das als Shuttle zwischen der Daxflan und dem Liegeplatz hin und her pendelt. Ein ganz simpler Vorgang, der uns schon eine Menge Nutzen gebracht hat.«
»Soll das heißen«, erkundigte sich Plemia, »dass du die Daxflan im Wesentlichen zu einer Lagerhalle umfunktioniert hast?«
»Genau!«, bekräftigte Sav Rid zufrieden.
Sein Delm holte Luft. »Ich verstehe. Verzeih mir meine Frage, Verwandter, aber der Kauf eines Schiffs … Die Quittung über eine solche Transaktion müsste doch irgendwann auf meinem Schreibtisch gelandet sein, und ein Beleg in dieser Höhe wäre meiner Aufmerksamkeit sicher nicht entgangen. Aber ich vermag mich an nichts dergleichen zu erinnern.«
Sav Rid schmunzelte triumphierend, ohne auf die zunehmend besorgte Miene seines Delm einzugehen. »Es handelt sich um eine Bagatelle, deshalb verzichteten wir darauf, einen Scheck auszustellen. Wir haben in bar bezahlt.«
»In bar«, wiederholte Plemia leise. Er schwieg eine Weile, während sie weitergingen. Jählings straffte er die Schultern, und sein Griff um Sav Rids Arm festigte sich. »Gerade fällt mir wieder ein, Verwandter, was ich mit dir besprechen wollte. Die hiesige Hafenmeisterin hat mich davon in Kenntnis gesetzt, dass ein Mitglied deiner Crew – eine gewisse Dagmar Collier -im Hafen tot aufgefunden wurde.«
»Deshalb ist sie also nicht aufgekreuzt«, erwiderte Sav Rid seelenruhig. »Ich hatte mich schon gewundert. Nun ja, es hatte schon immer einen Hang zum Streiten.«
»War die Frau wirklich so aggressiv?«, vergewisserte sich Taam eisig. Plötzlich fiel ihm das Sprechen schwer. »Wie lange hatte Dagmar Collier unter dir gedient, Verwandter?«
Sav Rid
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