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Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Titel: Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Sharon & Miller Lee
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ich will nicht, dass Ximena mich anruft oder persönlich aufsucht, um mir mit eignen Worten zu erzählen, was in ihrem Bericht steht. Nein!«
    Mr. dea’Gauss fasste Shan abschätzend ins Auge. Der Captain stand mitten im Raum, in der bandagierten Hand ein zu einem Viertel gefülltes Glas. Das braune Gesicht wirkte, aus als sei es aus Strellholz geschnitzt, und in den silbergrauen Augen glühte ein leicht irrer Ausdruck.
    »In dem Bericht aus Sintia ist zu lesen …«, setzte er von neuem an.
    »Nein!« Shan stürmte durch den Raum und baute sich drohend vor Mr. dea’Gauss auf. Kalte Wut zeichnete sich in seinen Zügen ab, und in der Hochsprache, jede Silbe einzeln betonend, zischte er: »Ich höre Ihnen nicht zu! Gehen Sie!«
    Mr. dea’Gauss verlor keinen Zoll an Boden. Er hatte so etwas schon einmal erlebt – bei Er Thom yos’Galan. Die korrekte Reaktion sah nicht vor, dass er das Feld räumte.
    Er richtete sich zu seiner vollen Körpergröße auf und festigte den Griff um die Papiere. »Wenn Sie es nicht von mir hören wollen, dann vielleicht von der Ersten Sprecherin? Es geht um eine Schuld, die das Schiff betrifft. Der Captain ist gehalten, diesem Problem seine volle Aufmerksamkeit zu widmen.«
    Ungefähr einen Herzschlag lang rührte Shan sich nicht. Dann wandte er sich um, setzte sich an seinen Schreibtisch und stellte das Glas mit einer präzise abgezirkelten Bewegung zur Seite.
    »Yos’Galan hört«, sagte er in der Hochsprache, ein Thodelm, der zu einem Angestellten spricht.
    Mr. dea’Gauss trat vor. Shan bedeutete ihm nicht wie üblich mit einem lässigen Wink, er dürfe sich setzen. Mit versteinerter Miene wartete er ab. Mr. dea’Gauss machte eine förmliche Verbeugung.
    »Thodelm, Ximena Veitrad versorgte mich mit folgenden Informationen: Priscilla Delacorix y Mendoza wurde vor zehn Standardjahren von ihrem Heimatplaneten verbannt, weil sie sich des Verbrechens, welches Blasphemie genannt wird, schuldig machte. Die Details dieser kriminellen Handlung erfahren Sie aus Ms. Veitrads Bericht. Mir war sehr daran gelegen, Ihnen zu versichern, dass Sintias Melant’i durch diese Darstellung großen Schaden erleidet. Lady Mendozas Handlungsweise war, wie immer, über jeden Tadel erhaben.«
    »Und dennoch warf man ihr vor, ein Verbrechen begangen zu haben. Mit Erfolg, denn immerhin wurde sie aus ihrer Welt verbannt.« Die Hochsprache ließ keine Wärme aufkommen. »Sicher haben Sie eine Erklärung für dieses Paradox.«
    »Gewiss, Thodelm. Lassen Sie mich kurz zusammenfassen, ohne mich in Einzelheiten zu verlieren, die Sie in Ms. Veitrads Bericht nachlesen können. Während der Zeit, als Lady Mendoza eine Ausbildung im Zirkelhaus absolvierte, als so genannte › Jungfrau oder Novizin auf dem Weg zur Priesterin, bestrafte man sie für eine Tat, die man normalerweise als heldenhaft bezeichnen würde. Ich gestehe, dass ich nicht begreife, warum jemand, der drei Leben rettet, ein Verbrechen begangen haben soll.
    Ms. Veitrad deutet an, dass wohl eher dogmatische als rationale Gründe ausschlaggebend waren. Wie auch immer, Lady Mendoza musste vor ihren Vorgesetzten erscheinen; man bot ihr die Möglichkeit, ihre Tat zu bereuen und eine angemessene Strafe auf sich zu nehmen. Lady Mendoza weigerte sich, Reue zu zeigen. Zur Strafe konfiszierte man ihren gesamten Besitz, sprach ihr den Titel ab und verstieß sie aus der Gemeinschaft, in der sie als Novizin diente. Um das Gesicht zu wahren, sagte ihre eigene Familie sich von ihr los.« Mr. dea’Gauss hielt inne und blickt in die eiskalten Augen. »Es ging um Politik, Thodelm. Nicht um Gerechtigkeit.«
    »So.« Langsam trank Shan den Rest des Brandys aus. »Yos’Galan hat Sie gehört. Sie werden den Bericht bei mir lassen. Gibt es sonst noch etwas, das ich wissen müsste?«
    »Nein, Thodelm.«
    »Gut. Sie dürfen gehen.«
    Korvals geschäftlicher Berater verneigte sich und drehte sich um.
    »Mr. dea’Gauss.«
    Er wandte sich wieder Shan zu. »Thodelm?«
    Shan lächelte matt; seine verbundene Hand ruhte auf Ximenas Bericht. »Schlafen Sie gut, Sir. Und vielen Dank.«
    Mr. dea’Gauss fiel ein Stein vom Herzen, und seine Mundwinkel zogen sich nach oben. »Ich wünsche auch Ihnen einen geruhsamen Schlaf, Euer Lordschaft. Und … nichts zu danken.«

Schiffsjahr 65, Reisetag 181, Dritte Schicht, 16.00 Uhr

     
     
    S han hob den Kopf und versuchte, das Geräusch zu deuten. Natürlich … die Türglocke.
    »Herein.«
    Die Tür ging auf, und seine Besucherin betrat den

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