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Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Titel: Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Sharon & Miller Lee
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nächsten Quell an, der ihr frische Kräfte spenden konnte.
    Seine Stärke floss in sie hinein, ein klarer, erquickender Strom. Sie richtete sich auf, als der Raum wieder scharfe Konturen annahm, und neigte vor der Frau den Kopf. »Hafenmeisterin, ich bitte um Vergebung. Zur Zeit fühle ich mich nicht wohl. Aber sowie es mir besser geht, rufe ich Sie an, und wir unterhalten uns.«
    »Einverstanden.« Die Frau wandte den Blick in eine andere Richtung, und dieses Mal fiel ihr Lächeln herzlich aus. »Captain yos’Gala, denken Sie an mein Angebot. In dieser Sache stehe ich voll und ganz zu Ihrer Verfügung. Sie dürfen jederzeit über mich bestimmen.« Sie verbeugte sich, trat einen Schritt zurück und wehrte seine Antwort mit einer lässigen Geste der Hand ab. »Zuerst müssen Sie sich um Ihre Leute kümmern. Draußen wartet mein Wagen auf Sie. Wenn Sie erlauben, wird der Polizeisergeant den Jungen tragen. Lady Mendoza, Mr. dea’Gauss hat Ihre Lizenz und Ihre Ausweispapiere in Verwahrung genommen.«
    »Danke«, sagte Shan leise. »Sie sind überaus freundlich, Ma’am.«
    Der Weg bis zum Fahrzeug war glücklicherweise kurz. Priscilla sank ermattet auf den Sitz, Shans Arm lag immer noch um ihre Taille, und seine Kraft hielt sie aufrecht. Sie krümmte die Finger um ihren Daumen, damit der Ring nicht abrutschte. Dann zog sie sich in sich selbst zurück und kappte die Verbindung, mit der sie Shans Energie anzapfte.
    Das Letzte, woran sie sich erinnerte, war, dass sie ihren Kopf gegen seine Schulter lehnte.

Schiffsjahr 65, Reisetag 181, Dritte Schicht, 14.00 Uhr

     
     
     
    M it unsicheren Fingern schenkte er sich ein; der Brandy spritzte auf die Bartheke. Er biss die Zähne zusammen und schaffte es, den Schwenker zur Hälfte zu füllen; dann stellte er die Karaffe in das Regal zurück.
    Priscilla lag auf der Krankenstation, in der Obhut von Lina, und auch Gordy befand sich dort. Beide lagen in ihren Betten und schliefen; auch er sollte zu Bett gehen und die mentalen Übungen absolvieren, die seine Kopfschmerzen lindern und ihm Ruhe verschaffen würden. Für einen Empathen in seinem Zustand war Brandy nicht das beste aller Heilmittel.
    Er nippte an dem Glas und runzelte verdutzt die Stirn, als er den Flecken an seiner Ärmelmanschette entdeckte. Blut.
    Ja, natürlich. Er durfte nicht vergessen, der Hafenmeisterin einen Satz edler Kristallpokale zu schicken. Er war wirklich töricht, wusste seine Kräfte nicht richtig einzuschätzen.
    Sav Rid Olanek. Bei allen Göttern, zu gern hätte er jetzt seine Hände um Olaneks dürren Hals gelegt …
    Und was dann? In Gedanken schüttelte er über sich selbst den Kopf und trank noch einen Schluck Brandy. Das flammende Eis des für die Korvals typischen Jähzorns regte sich hinter dem Panzer, den er darum errichtet hatte. Wenn er die Beherrschung verlor, wäre der Einsatz in diesem Spiel sein Leben. Sollte er obendrein Priscilla, Gordy und das Schiff gefährden?
    Priscilla. Dieser Ausbruch von Selbsthass, Angst und Verwirrung. Eine Nebenwirkung der Droge? Oder ein bereits länger andauernder Zustand? Lina würde es wissen.
    Unterwegs zum Kom-Gerät hielt er inne. Lina würde es herausfinden, früher oder später. Und wenn sie im Bilde war, erfuhr es auch Shan yos’Galan. Er durfte nichts unternehmen, was sie von ihrer Aufgabe des Heilens ablenkte.
    »Geh zu Bett, Shan!«, sagte er sich.
    Aber er trödelte, nippte an seinem Brandy, starrte mit blicklosen Augen auf den Gobelin über der Bar.
    Als die Türglocke einen Besucher ankündigte, kehrte er in die Gegenwart zurück.
    »Herein!«, rief er.
    Mr. dea’Gaus betrat das Zimmer, mit gewichtiger Miene, in den Händen einen Stapel raschelnder Papiere. Entweder lag es an seiner Erschöpfung, oder die Nachricht, die er überbrachte, war so ungeheuer wichtig, dass er ausnahmsweise die Etikette vergaß – die Worte sprudelten sofort aus ihm heraus, selbst die vorgeschriebene Verbeugung überging er.
    »Euer Lordschaft, ich erhielt soeben den Bericht von Ms. Veitrad, die Sie nach Sintia geschickt hatten, um dort nähere Auskünfte über Lady Mendoza einzuholen. Er ist …«
    »Nein!«
    Mr. dea’Gaus zwinkerte verstört. »Entschuldigung, Euer Lordschaft?«
    »Ich sagte nein!«, wiederholte Shan mit gepresster Stimme. »Nein, ich möchte Ximenas Bericht nicht hören. Nein, ich will nicht wissen, welche Verbrechen Priscilla angeblich begangen hat. Nein, ich will die Nachricht nicht beim Schichtwechsel auf meinem Bildschirm finden. Nein,

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