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Leerer Kuehlschrank volle Windeln

Leerer Kuehlschrank volle Windeln

Titel: Leerer Kuehlschrank volle Windeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario D Richardt
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Volker.
    »Ach, eine ganze Menge«, antworte ich, »aktuelle Sachen aus dem Radio, Katie Melua, Katy Perry, Zucchero …«
    Mir kommt ein Geistesblitz und ich füge hinzu: »Aber am liebsten die alten Dinger von Paul Young!« Mit diesem Einkratz-Spruch dürfte ich beeindruckt haben.
    »Paul Young?«
    »Ja, da habe ich auch schon dutzende CD s. Einfach klasse der Mann.«
    »Witzig. Ich bin nämlich ein Riesenfan von Neil Young!«
    NEIL! Verdammt! Verwechselt. Ich Vollpfosten! Wer war dann noch mal Paul Young? Mist! Der hat doch mit Zucchero »Senza una Donna« gesungen. Ich Blödmann!
    »Ja, den finde ich auch super. Beide Youngs. Großartig!«, versuche ich den Patzer wett zu machen.
    »Na, da habe ich doch was für dich. Ich muss dir mal etwas zeigen«, sagt Volker und führt mich zu seiner DVD-Sammlung.
    »Und was sagst du?«, fragt er bedeutungsvoll.
    »Super! Nicht schlecht. Die müssen wir uns mal in Ruhe was angucken beim nächsten Mal.«
    »Wieso erst beim nächsten Mal? Ihr könnt doch hier schlafen, und wir machen uns einen schönen Musik-Abend.«
    »Hmm, ja. Das würden wir gerne, aber wir haben doch gar nichts dabei. Nichts zum Waschen, nichts zum Wechseln.«
    »Ach. Da mach dir mal keine Sorgen! Christins Bruder hat fast die gleiche Größe wie du, da kriegst du was von ihm. Und meine Tochter hat sowieso immer ein paar Sachen hier. Handtücher und alles, was ihr sonst noch so braucht, haben wir auch da. Und?«
    »Ich weiß nicht, da muss ich erst mal Christin fragen. Sie muss noch eine Menge für die Arbeit nächste Woche vorbereiten. Sie hat drei neue Kurse.«
    Bedauerlicherweise hat Christin ihre Vorbereitungen schon erledigt. Weil mir partout keine Ausrede mehr einfallen will, wird die erste Begegnung mit der zukünftigen Schwiegerfamilie gleich zur ersten Übernachtung bei der Schwiegerfamilie. Wobei die Übernachtung noch einige Stunden auf sich warten lässt. Denn gleich am frühen Nachmittag starten wir einen Musik- DVD -Marathon, der sich gewaschen hat. Wir beginnen mit drei Neil-Young-Konzerten und enden mit der unfassbar langen Woodstock-1969- DVD , die Volker stolz als »Directors Cut«-Version in den DVD -Player schiebt. 216 Minuten nach deren Beginn, kurz nach Mitternacht, schrecke ich hoch. Ich muss eingeschlafen sein. Volker allerdings auch, er liegt noch schlafend neben mir auf dem Sofa.
    Als wir uns am nächsten Morgen nach dem Frühstück verabschieden, sagt Volker zu mir: »Bist ein feiner Kerl! Schade, dass Christins Mama dich nicht mehr kennenlernen durfte. Willkommen in unserer Familie. Und pass mir ja auf unsere Tochter auf!« Er drückt mir ein grünes Räuchermännchen aus dem Erzgebirge und eine Neil-Young- DVD in die Hand.
    »Hab ich beides doppelt«, sagt er zum Abschied.
    Im Auto auf der Rückfahrt nach Leipzig nehme ich mir vor, nie wieder zu sagen, dass mir etwas gefällt, nur um nett zu sein. Denn Lügen haben nicht nur kurze Beine, sondern auch gekochte Zungen und verursachen lange Abende.

DER HERR DER VERLOBUNGSRINGE
    Christin und ich haben eine aufregende gemeinsame Zeit, unternehmen viel, verbringen fast unsere gesamte Freizeit miteinander. Nach dem ersten halben Jahr steht der Sommer ins Haus – und damit der erste gemeinsame Urlaub. Wir sind uns ziemlich schnell einig, wie dieser Urlaub aussehen soll: Eine gleichwertige Mischung aus Action und Erlebnissen sowie Entspannung und Ruhe. In weniger als einer Stunde stehen unsere Ziele fest: Eine Woche nach New York City, eine Woche auf die griechische Insel Rhodos.
    Um diesen ersten vereinten Ferien das Sahnehäubchen aufzusetzen, will ich meiner Angebeteten gleich in Amerika einen Heiratsantrag machen. Dass wir füreinander bestimmt sind, ist uns beiden seit Monaten bewusst. Warum also warten? Bei einem Juwelier lasse ich zwei Verlobungsringe mit Gravur anfertigen und in ein niedliches, kompaktes Kästchen setzen. Diese Mini-Kiste werde ich fortan wie meinen Augapfel hüten und wenn wir über den großen Teich gejettet sind in einem perfekten Moment hervorzaubern. New York, wir kommen …
    Am JFK -Airport angekommen, kümmere ich mich gentlemanlike und besorge uns ein Taxi. Oder besser: Das Taxi besorgt mich. Ich brauche gar nicht lange zu suchen, schon spricht mich ein Fahrer an, der mir einen günstigen Pauschalpreis nach Manhattan anbietet. Fröhlich hole ich Christin und das Gepäck und wir gehen zum Auto. Das Taxi sieht nicht wie ein typisches New Yorker Yellow Cab aus. Es ist eine schwarze Limousine, die

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