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Leerer Kuehlschrank volle Windeln

Leerer Kuehlschrank volle Windeln

Titel: Leerer Kuehlschrank volle Windeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario D Richardt
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gehen Sie weiter!«, sagt ein bulliger Anzugträger, der mich an Tommy Lee Jones in seiner Paraderolle in »Men in Black« erinnert und eine Geste macht, als sei mit ihm nicht gut Kirschen essen.
    Wir fahren mit dem Lift in unsere Hoteletage, schließen die Zimmertür auf – und ich kriege fast einen Herzkasper. Dort steht eine Frau mitten in unserem Zimmer. Sie scheint allerdings nicht zum Secret Service zu gehören, sondern zum Reinigungspersonal. Die müsste ja wissen, was Sache ist und ob tatsächlich Obama in einem der Autos saß. Vielleicht hat sie ihm gerade das Kissen aufgeschüttelt.
    »Guten Abend! In welcher Etage schläft denn Barack Obama eigentlich?«
    »Oh … Guten Abend! Der Präsident wohnt genau eine Etage über Ihnen!«
    Das war ja einfach. Mit Sicherheit wird dies die sicherste Nacht unseres Lebens. Oder die gefährlichste. Wie man es nimmt …
    Am nächsten Morgen treffen wir Obama beim Frühstück und er reicht mir den Orangensaft … Nein! Natürlich nicht. Der Präsident muss schon in aller Frühe abgedüst sein. Und die aufmerksamen Leserinnen und Leser wissen ja bereits, dass wir kein Frühstück gebucht haben.
    Wir verbringen noch fünf fabelhafte Tage in Big Apple, sehen uns alles an, was die Stadt zu bieten hat (und was in fünf Tagen überhaupt zu schaffen ist) und fliegen zurück nach Deutschland.
    Bei der Kontrolle am New Yorker Flughafen wäre Christin doch beinahe noch die Schachtel mit den Ringen in die Hände gefallen (»Zeig mal deine tolle Plakette!«), aber ich konnte sie gerade noch mit einem vorgetäuschten Hustenanfall ablenken.
    Eine Woche verbringen wir zu Hause in Leipzig, dann geht es weiter nach Rhodos auf die Sonneninsel. Hier fällt es mir nicht schwer, einen geeigneten Ort für den Heiratsantrag zu finden. Wir laufen kurz vor Ende des Urlaubs zu einer kleinen Kirche auf dem Gipfel eines Berges, blicken auf das Mittelmeer, das durch den Sonnenuntergang feurig rot schimmert. Dort setzen wir uns auf eine Bank, ich greife in die Hosentasche – und als Christin die kleine Schachtel sieht, fängt sie herzlich an zu lachen und sagt mit Tränen in den Augen: »JA!«

DIE KÜCHE DES SCHRECKENS
    Ich bin ein echter News-Junkie. Immerzu muss ich auf dem aktuellsten Stand sein, muss wissen, was in der Weltgeschichte passiert. Wann immer ich Zeit habe, morgens beim Schnellfrühstück, bevor ich zur Arbeit fahre, abends zur Ergänzung der Radio-Nachrichten im Auto, hole ich mir aus dem Netz alle möglichen Hintergrundinfos. Manchmal stoße ich auf Nachrichten, die schon ein paar Monate oder Jahre auf dem Buckel haben, auch die können mich fesseln. So stöbere ich etliche Monate nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs im Internet, als ich ein Foto entdecke, das mir den Atem verschlägt.
    Auf diesem Foto steht ein Mann in seinem Wohnzimmer im vierten Stock des angrenzenden Gebäudes zum Stadtarchiv. Der Raum ist nur noch zur Hälfte vorhanden. Die andere Hälfte ist beim Einsturz in die Tiefe gerissen worden. Er steht da oben, guckt hinunter auf seine nicht mehr vorhandene Wohnzimmerwand und telefoniert. Was hat dieser Mann für ein Glück gehabt! Ich rufe meine Liebste, zeige ihr den unglaublichen Schnappschuss und erzähle ihr den Hintergrund dazu: »Guck dir das mal an! Unfassbar! Das sieht aus wie eine Puppenstube, aber das ist das Nebengebäude des eingestürzten Stadtarchivs. Und der Mann da steht in seinem Wohnzimmer – oder in dem, was davon übrig ist. Ein Dreiviertel der Wohnung ist weg und er hat überlebt. Seine Freundin war zu dem Zeitpunkt in der Küche und hat ein Suppenhuhn gekocht. Sie hat erst gar nicht mitbekommen, was passierte. Und jetzt steht er da, ruft seine Mutter an und sagt ihr, dass es ihm gut geht. Stell dir mal vor … Da stehst du morgens auf, gehst in die Küche – und als du zurückkommst, ist dein Wohnzimmer weg!«
    Meine Liebste hört mir aufmerksam zu und schaut auf das Foto. Dann sagt sie: »Ein Suppenhuhn müssen wir auch mal wieder machen!«
    Ja, man muss eben wissen, wo die Prioritäten liegen.
    Nun habe ich das Thema Kochen und Essen angeschnitten und liege gewiss im Trend, wenn ich genau da fortfahre.
    Christin und ich sind kurz nach unserem Urlaub zusammengezogen, kennen uns mittlerweile ein ganzes Jahr. Es gibt nichts daran zu rütteln, dass sie die perfekte Frau ist. Wenn ich damals als Single eine gute Fee getroffen hätte, die versprochen hätte, mir jeden Wunsch zu erfüllen – ich glaube, ich hätte mir meine Traumfrau

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