Leerer Kuehlschrank volle Windeln
heute einen hohen Gast erwarten, kann es zu einigen Einschränkungen und Verzögerungen durch verstärkte Sicherheitskontrollen kommen. Wir bitten dies zu entschuldigen und hoffen, Sie haben trotzdem weiterhin einen angenehmen Aufenthalt in unserem Haus. Vielen Dank!
Der Hoteldirektor
Aha. Wer weiß, wer hier absteigt. Das werden wir wohl nicht erfahren. Da wir nicht mehr einschlafen können, ziehen wir los. Wir erleben einen fabelhaften Morgen bei herrlichem Sonnenschein und gönnen uns einen warmen Bagel auf die Hand. Das ist übrigens auch mein Tipp an Sie, liebe Leserinnen und Leser: Wenn Sie mal in New York sind, brauchen Sie kein überteuertes Frühstück zur Übernachtung zu buchen. An fast jeder Straßenecke steht ein kleiner Wagen mit riesigen, frischen und knusprigen New Yorker Bagels mit unfassbar leckerem Cream Cheese. Dazu ein Pott Kaffee – für insgesamt drei Dollar. Damit können Sie spazierenderweise das Frühgetümmel der Metropole beobachten und genießen.
Christin und ich machen das auch und erkunden zunächst zu Fuß die Stadt: den Times Square, die Fifth Avenue, den Broadway, das Flatiron Building … Eben die Ecken, die man als Touri gesehen haben muss. Der perfekte Ort und der ideale Zeitpunkt für den Antrag ist noch nicht dabei. Das will ich in der Dämmerung am höchsten Punkt der Stadt machen – auf dem Empire State Building. Natürlich nicht in 443 Meter Höhe, denn da hangelte nur King Kong hin, sondern ein bisschen tiefer, 320 Meter über dem Boden.
Oben angekommen genießen wir den atemberaubenden Ausblick. Ich fühle in meine Jackentasche hinein. Dort verstecke ich schon die ganze Zeit die kleine Schachtel mit den Verlobungsringen. Ich greife sie, ziehe sie langsam heraus und halte sie hinter meinen Rücken. Dann wende ich mich meiner Süßen zu – sie dreht sich um und sagt lachend: »Weißt du, was jetzt voll kitschig wäre? Wenn du mir hier oben einen Heiratsantrag machen würdest!«
Ich kann gerade noch meine Hand wieder hinter den Rücken zucken lassen und stottere: »Ja, äh … das wäre jetzt aber voll peinlich. Ähm … da hast du recht. Aber welcher Vollhonk macht das auch? Das gibt es doch nur in … äh … schlechten Liebesschnulzen.«
»Na da bin ich ja beruhigt.« Christin wendet sich wieder der Aussicht zu, so dass ich vorsichtig zu meiner Jackentasche tasten kann, um die Ringe wieder verschwinden zu lassen. Dabei greife ich daneben – und mit Schwung purzelt die Schmuckkiste auf den Boden.
»Was ist DAS denn? Willst du mir jetzt etwa doch einen Antrag machen?«, fragt Christin halb lachend, halb skeptisch.
»Ach Quatsch! Was du mir alles zutraust. Ich hab vorhin beim Ticketkauf so ne kleine Plakette gesehen. Der Verkäufer hat sie mir aufgequatscht, ich konnte nicht nein sagen.«
Christin glaubt mir. Für den Rest unseres Aufenthalts werde ich die Ringe im Koffer verschwinden lassen und die Operation Antrag – vorerst – abbrechen.
Wir nehmen uns ein Taxi – diesmal ein echtes, gelbes New Yorker Modell – und machen uns auf den Weg ins Hotel. Wahrscheinlich wären wir per Pedes schneller gewesen, denn wir quälen uns durch einen Stau, der von einem riesigen Polizeiaufgebot gesäumt wird. Sämtliche Hauptstraßen sind mit Zäunen abgeschirmt, an jeder Ecke stehen Polizeiwagen und Motorräder. Wir fragen den Taxifahrer, was los sei. Dieser ist gesprächiger als das Exemplar aus dem Flughafenschwarztaxi und berichtet, dass Barack Obama in der Stadt ist. Präsident müsste man sein, dann hätte man überall freie Fahrt.
Weil gar nichts mehr geht, entscheiden wir uns, den Rest der Strecke per Fußmarsch zurückzulegen. Am Hotel angekommen, müssen wir gut 50 Meter davor an einem Absperrzaun stehen bleiben. Unsere Unterkunft ist komplett abgeriegelt.
So warten wir eine halbe Stunde. Nichts passiert. Nur ein paar Herren in schwarzen Anzügen mit Sonnenbrille und Headset am Kopf lassen aus einem Fenster des Hotels ein paar Kabel herab. Auf einmal gibt es ein quirliges Gewusel und eine Kolonne kommt die Park Avenue heruntergebraust. Von einer Polizeieskorte begleitet, rast ein Dutzend Fahrzeuge heran; schwarze Limousinen und schwarze Jeeps mit abgedunkelten Scheiben. Das Spektakel dauert keine Minute und ruck zuck sind alle Wagen in der Tiefgarage des Hotels verschwunden.
Wenig später dürfen wir ins Hotel und werden am Eingang kontrolliert.
»Barack Obama schläft heute wohl auch hier?«, scherze ich.
»Dazu kann ich Ihnen keine Auskunft geben. Bitte
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