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Leerer Kuehlschrank volle Windeln

Leerer Kuehlschrank volle Windeln

Titel: Leerer Kuehlschrank volle Windeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario D Richardt
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gewünscht. Und bin mir sicher, dann wäre Christin erschienen. Ich Glückspilz brauchte nicht mal eine Fee. Selbst ist der Mann!
    Außer beim Kochen. Da habe ich zwei linke Hände. Glücklicherweise ist Christin besser ausgestattet. Manchmal nenne ich sie »Goldfinger«. Sie kann aus einer Scheibe Knäckebrot, einer Zwiebel und einer Prise Salz einen Sonntagsbraten zaubern. Es ist einfach unglaublich: Selbst Gerichte, die sie noch nie in ihrem Leben gekocht hat, gelingen auf Anhieb. Und damit meine ich nicht Nudeln mit Tomatensoße (da bin ich der Harry Potter unter den Hausmännern), sondern echte Herausforderungen. Ihre erste Weihnachtsgans: Wie aus dem Bilderbuch! Ihr erster Rehrücken: Ein Träumchen! Aber selbst Standards der Kochkunst, wie Gulasch, Rinderrouladen oder eben Hühnersuppen, werden unter Christins Händen zu kulinarischen Höhepunkten. Frank Rosin wäre stolz auf sie. Da können sich einige Berufsköche eine Scheibe von abschneiden. Hauptsache, es bleibt was übrig von ihr. Leider ist Christin der Meinung, auch ich sollte mich in Sachen Feinschmeckerei weiterbilden. Offenbar sind ihr, wenn ich mal dran bin, meine Spezial-Nudeln und meine Kartoffeln mit Quark zu eintönig.
    Deshalb stehe ich nun neben einem wildfremden Mann, der sich Martin nennt – und ich dürfe ihn ruhig duzen, weil er nämlich noch gar nicht so alt ist, wie er vielleicht aussieht, sagt er. Christin hat mich ins Maggi-Kochstudio geschleppt, wo sich nun sechzehn einander größtenteils unbekannte Menschen an insgesamt acht Gerichten versuchen. Ich habe Glück, denn wir kamen ein paar Minuten zu spät (danke, lieber UPS-Fahrer, für das Zuparken!) und nun bleibt das Dessert an mir – und an Martin hängen. Die Aufgabenverteilungen wurden per Los ermittelt. Christin muss sich an das Schweinefilet im Sesammantel auf Thai-Gemüse machen.
    Glück habe ich deshalb, weil die Erdbeer-Ricotta-Creme ein Kinderspiel ist. Ein paar Erdbeeren in Stücke schneiden, zwei Esslöffel Pfirsichlikör drüber, Sahne steif schlagen, Ricotta cremig rühren, Sahne drunterheben, eine Handvoll Amaretti zerbröseln und mit den Erdbeeren unter die Creme heben. Dann verteilen wir den Spaß auf die Dessertgläser und streuen gehackte Pistazienkerne drüber. Nichts leichter als das. Nach zwanzig Minütchen sind wir fertig, wobei ich extra schnell gemacht habe, damit mir Martin nicht noch länger mit seinen Beziehungsproblemen ein Ohr abkaut.
    So habe ich Zeit, mir die anderen Stationen anzusehen und ein bisschen zu naschen. Dabei kriege ich mit, dass Christin in ihrem Kochteam mit einem gewissen Gert – was sein Namensschildchen an der Schürze verrät – zusammenarbeiten muss. Gert hat längere Haare, Typ Abenteurer, ist fast schon ledrig sonnengebräunt, hat einen Dreitagebart und einen öligen Blick, der auf meiner Freundin oder neuerdings ja Verlobten festklebt. Aus dem Augenwinkel beobachte ich, wie er sie immer wieder von oben bis zur Hinter(n)ansicht mustert, aus dem Ohrenwinkel höre ich, wie er sie mit Komplimenten überschüttet. Dann höre ich, wie er zu ihr sagt: »Wohnst du eigentlich in Leipzig? Vielleicht können wir mal einen oder zwei Kaffee oder ein Glas Wein zusammen trinken?«
    »Nee du, lass mal. Nett gemeint, aber ich hab echt keine Zeit«, erwidert Christin.
    Das ist mein Stichwort. Oder Stichsatz. Ich tauche zwischen den beiden auf und quatsche mittenrein: »Hallo zusammen! Na wie läuft es bei euch? Du, dann lad doch den Gert mal zu uns nach Hause ein. Da können wir dann zusammen Kaffee trinken und vielleicht hat er ja noch ein paar Tipps, zum Beispiel, wie ich auch so eine schöne Gesichtsfarbe bekomme, damit ich vor dem Altar nicht so blass bin!«
    Leider kriegen die zwei Kochstudioleiterinnen Maria und Sandy mit, dass ich nichts mehr zu tun habe, und fordern mich doch tatsächlich auf, der Steffi und der Sabine beim Gelben Gemüse-Curry mit Tofu zu helfen. Ausgerechnet Tofu! Da kann man doch gleich einen Schwamm panieren und in die Pfanne hauen.
    Auf Platz zwei meiner gleichen Sinnfrei-Liste befindet sich Zucchini! Absolut geschmacklos. Christin hatte einmal von einer Freundin eine Riesen-Zucchini geschenkt bekommen und eine Woche lang sollte es irgendwelche Zucchini-Gerichte geben. Das war zumindest ihr Plan. In der Mitte der Woche habe ich die restliche Hälfte des neutralgeschmackigen Nutzlosgemüses verschwinden lassen und überzeugend vorgebracht, dass da schon Schimmel dran war. Ich lüge zwar ungern, aber Leute, wer

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