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Leerer Kuehlschrank volle Windeln

Leerer Kuehlschrank volle Windeln

Titel: Leerer Kuehlschrank volle Windeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario D Richardt
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Meerwasser baumeln lassen, baumeln meine Nerven an mir herunter und schwingen rhythmisch gegen den Pezziball. Nervös öffne ich meine Augen einen kleinen Spalt und blicke in die Runde. Die machen tatsächlich alle mit und sitzen im Schneidersitz da, während ihr Geist einen auf Wellness macht.
    Wenn ich mir die Entspannung nur vorstellen soll, fühle ich mich eher wie ein begossener Pudel, der von einem lecker Knochen träumen soll. Ich bin doch erst satt, wenn ich ein riesiges Bauernfrühstück gegessen habe – und nicht, wenn ich mir vorstelle, über einen Kartoffelacker zu laufen.
    Zum Glück dauert der Zauber nicht ganz so lange, wie ich befürchtet hatte. Die Reisegruppe sitzt nach fünf Minuten wieder hellwach im Raum. Wir sollen jetzt selbst aktiv werden und Frau Riesenbarsch-Wirsingreis sagen, was wir uns von dieser Stunde erhoffen und welche Erwartungen wir haben. Da sie mich zuerst ansieht – vermutlich hat sie meinen Spionageblick bemerkt –, denke ich, dass ich den Anfang machen soll. Damit habe ich kein Problem, denn wenn es darum geht, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, bin ich der Erste, der den Stein ins Glashaus pfeffert.
    »Also, für mich ist eines ganz klar: Wenn wir Männer hier herumhecheln sollen, bin ich draußen. ICH hechle definitiv nicht!«
    Zu meinem Erstaunen sagt Frau Weißbrot-Radieschenspieß, in ihrem Kurs müsse niemand hecheln, wenn er nicht wolle. Schön, dass wir das geklärt haben. Es folgen satte 180 Minuten Theorie und Praxis in Sachen Geburt. Dabei kommen auch ausreichend die Gymnastikbälle und Stillbananen zum Einsatz, mit und auf denen sich die Frauen räkeln, biegen und strecken müssen. Mein persönliches Highlight ist der Moment, in dem die Schwangeren sich auf allen Vieren nach vorn beugen sollen – und dann (jetzt kommt’s!) mit ihrem Hintern kreisende Bewegungen machen müssen – und zwar so, als ob ihnen ein Scheinwerfer aus dem Po strahlt. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf sollen sie abwechselnd Kreise, Herzen und sogar ihren Namen an die Wand »strahlen«. Nun bin ich um eine wesentliche Erfahrung reicher. Denn endlich weiß ich, woher die ganzen Spotlichter aus dem Vorspann der 20th Century Fox-Filme stammen.
    Fakt ist, dass ich mich glücklich schätzen kann, dass nicht ICH das Kind zur Welt bringen soll, denn einige sehr plastisch besprochene Vorgänge scheinen aus einem Horrorkabinett zu stammen. Aber ich werde dabei sein, wenn es aus meiner Frau schlüpft und ihr – und wenn nötig auch dem Baby – das Händchen halten. Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss.
    Womit wir wieder dabei wären, was ein Mann nicht tun sollte. Am Ende des Kurses nehmen alle noch einmal die Entspannungsposition ein. Die Frauen lehnen sich im Sitzen an ihre Männer, und nun dürfen wir, nachdem wir wieder tief ein- und ausgeatmet haben, in Gedanken Minute für Minute durchspielen, wie die Geburt ablaufen wird. Ich kriege mich aber einfach nicht dazu, abzuschalten und durch den Raum zu schweben. Ich blinzle wieder in das Zimmer. Alle sind mittendrin, statt nur dabei. Bevor ich laut losprusten muss, spiele ich lieber die Tabellenkonstellationen des letzten Vorrundenspieltages der Fußball-Europameisterschaft durch. Und in Gedanken kommt Deutschland weiter. DAS kann ich mir sehr gut vorstellen.

VOM WINDE VERWEHT
    Laut errechnetem Geburtstermin werden wir bald zu dritt sein. Und weil wir dann kaum noch dazu kommen werden, gemeinsam auszugehen, lassen wir es uns in unserem Lieblingsrestaurant gut gehen. Außerdem ist es ein besonderer Tag: Unser erster Hochzeitstag. Wir haben Glück, dass wir noch zwei Plätze reservieren konnten. Eigentlich hätte ich für Christin einen Doppelstuhl buchen müssen. Unglaublich, was sie mittlerweile für eine Riesentrommel vor sich herschiebt.
    In der Trommel spielt sich manchmal ein ganz schöner Rummelplatz ab. Kaum kommt meine Frau zur Ruhe, ist da drinnen halli und galli gleichzeitig. Dann wird gepurzelt ohne Ende. Am liebsten lege ich meine Hand auf ihren Bauch, und als ob die kleine Prinzessin das merkt, fühle ich von innen einen Gegendruck. Es ist fast unheimlich, wie die gut sichtbaren Beulen, die durch Hand- oder Fußbewegungen entstehen, sich hin- und herschieben. Legen Sie einmal Ihre gesamte Handinnenfläche sanft auf eine Ihrer Wangen und stoßen mit ihrer Zunge kräftig und mit kreisenden Bewegungen von innen gegen Ihre Handfläche. So fühlt sich das an.
    Für mich als werdender Papa sind die Bauch-Hand-Bewegungen noch die

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