Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leerer Kuehlschrank volle Windeln

Leerer Kuehlschrank volle Windeln

Titel: Leerer Kuehlschrank volle Windeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario D Richardt
Vom Netzwerk:
Mütter-Babygruppe schickst, ist das so, als müsste der Papst durch die Herbertstraße in Hamburg laufen. Ich fühle mich da unwohl.«
    »Was du immer für Vergleiche bemühst, wenn du deinen Kopf aus der Schlinge ziehen willst. Fakt ist, dass mir mein Kopf gleich vor Zahnschmerzen abfällt und ich jetzt losfahre. Hier sind Johannas Strampler, die Babyschale und die Wickeltasche. Um neun Uhr geht es los. Sei pünktlich und blamiere uns nicht! Beim Geburtsvorbereitungskurs warst du ja auch so ein Rumbuff.«
    Das nenne ich eine klare Ansage. Aber was ist ein Rumbuff? So hat sie mich noch nie genannt. Eine Stunde später stehe ich mittendrin – im PEKiP-Kurs. Natürlich als Letzter. Natürlich als einziger Mann. Kaum bin ich zur Tür rein, werde ich auch schon von einer blonden Frau mit leicht esoterischem Nachhall angesprochen: »Guten Morgen! Das muss dann also die Johanna sein. Begrüßen wir doch alle zusammen die Johanna!«
    Alle sieben anwesenden Mütter rufen synchron und melodisch: »Guten Morgen, Johanna!«
    »Sie kann noch nicht antworten. Sie ist erst sechs Monate alt, aber ich spreche mal für sie: Mahlzeit zusammen!«, antworte ich für meine Tochter und will den Raum betreten. Aber noch bevor mein Schuh den Laminatboden berührt, ruft die Kursleiterin: »Halt! Stopp! Die Schuhe müssen Sie natürlich ausziehen!«
    Wie konnte ich nur … Keine der Mütter hat ihre Schuhe an, sie sitzen barfuß, besockt oder bestrumpfhost mit ihren Kindern auf dem Schoß im Raum. Auf den zweiten Geruch muffelt es ein bisschen nach Judohalle. Um mir keinen Ärger einzuhandeln, ziehe ich meine Schuhe aus und setze mich auf die letzte freie Matratze auf dem Boden. Während ich meinen Blick durch den Raum schweifen lasse und feststelle, dass es auch verdammt unhübsche Babys gibt, spricht wieder die blonde Eso-Frau: »Da jetzt alle da sind, können wir anfangen. Ich glaube, es ist einfacher, wenn wir uns duzen. Ich bin die Evelyn. Wer möchte, kann mich aber auch ganz einfach Evi nennen. Und damit alle wissen, wer heute dabei ist, sagt bitte nacheinander, wie ihr heißt, wie eure Kinder heißen, welche Erfahrungen ihr schon gemacht habt mit euren Kleinen und was eure Lieblingsfarbe und die eurer Kinder ist. Werft den Ball zum Nächsten, wenn ihr fertig seid.«
    Was habe ich mir nur dabei gedacht, tatsächlich hierher zu kommen. Das Nachdenken darüber fällt mir schwer, denn im Raum sind es locker zwischen 25 und 28 Grad. Alle sitzen im T-Shirt da, und ich bin der einzige Depp, der einen dicken Winterpullover anhat und dem das Wasser in Sturzbächen den Rücken herunterläuft. Evi nimmt einen blau-grünen Plüschball und beginnt selbst die Vorstellungsrunde, während ich mich umgehend nach Hause wünsche.
    »Also, wie gesagt, ich bin die Evi. Ich bin 45 Jahre alt, habe zwei Kinder und eins davon ist schon erwachsen. Beatrice ist 22 und Benno ist 14. Die PEKiP-Kurse mache ich seit über zehn Jahren und bin immer wieder mit Spaß dabei. Meine Lieblingsfarbe ist blau, und mein Wunsch ist es, dass wir gut miteinander auskommen!«
    Evi wirft den Ball zur Mutter neben sich, die Probleme hat, ihn zu fangen, ihn dann aber doch lachröchelnd an sich drückt.
    »Ja hallo, ich bin die Susanne und das hier ist Finn-Dietmar. Er ist jetzt acht Monate alt. Gestern hat er uns total überrascht, als er sich zum ersten Mal selbst hingesetzt hat.«
    Den Rest von Susannes Worten nehme ich nicht mehr wahr, denn ich zerbreche mir den Kopf darüber, was die Eltern wohl genommen haben müssen, als sie ihr armes Kind Finn-Dietmar nannten. Tradition hin oder her, aber wenn der Name vom Opa als Zweitname gewünscht wird, dann sollte man doch bitte den ersten Namen anpassen. Der Zwerg tut mir jetzt schon leid. Ich bekomme noch mit, dass Finn-Dietmars Lieblingsfarbe und auch die seiner Mutter Rot ist. Dann fliegt der Ball zur nächsten Frau.
    »Hallo! Ich bin Severin-Ilona, und Karlotta ist zehn Monate alt. Sie zieht sich schon von allein an unseren Möbeln hoch und macht die ersten Stehversuche …«
    Also hier hat eindeutig die Mutter den Namens-Zonk gezogen. Wie ihre Tochter mag sie die Farbe Gelb. Sie wirft den Ball zu Leon-Lewis und seiner Mutter Annette, die erstaunlicherweise gut fangen kann, dafür den Ball aber umso schlechter weiterwirft, so dass er bei mir landet. Damit niemand auf den Gedanken kommt, dass ich jetzt dran bin, pfeffere ich den Ball ruckzuck weiter zu der Mama, die eigentlich an der Reihe wäre. Fangen ist auch hier nicht die

Weitere Kostenlose Bücher