Leerer Kuehlschrank volle Windeln
bereite ich das Frühstück für uns vor. Ich bewundere ausdrücklich alleinerziehende Eltern. Wie schaffen die das nur? Schon zu zweit ist es eine hochkarätige Herausforderung.
Apropos Herausforderung: Haben Sie schon einmal versucht, in einer Achterbahn sitzend einen Teller Suppe zu essen? Wahrscheinlich nicht. Aber so in etwa fühlt es sich an, wenn ich Johanna füttere. Grundsätzlich klappt die Sache mit dem Essen erstaunlicherweise von Anfang an ziemlich prima. Kaum dass der erste Löffel im Mund verschwunden ist, reißt sie diesen auch schon wieder auf, um Nachschub abzufassen. Das Problem dabei ist nur, dass ich zu langsam bin. Wenn ich mit einem neuen vollen Löffel im Anflug bin, prescht sie bereits mit dem Kopf nach vorn, um dem Löffel entgegenzukommen. Das ist die Achterbahn-Rüttelphase, von der ich sprach. Durch ihre Mithilfe landet der Brei nicht im Mund, sondern in der Nase, unter dem Auge oder auf der Stirn. Mit ein bisschen Übung im Akkord-Nachschaufeln habe ich aber das zielsichere Treffen der Mundhöhle perfektioniert. Nur an der Kommunikation, wann Schluss ist, muss ich noch feilen. Momentan prustet, pustet und blubbert sie nämlich, wenn sie satt ist, und sieht aus wie ein kleiner Stier mit spitzer Schnute, der vor Wut durch die Nase schnieft. Das hat zur Folge, dass nicht wenig des Mund- und Löffelinhaltes mit Höchstgeschwindigkeit in meinem Gesicht und auf dem T-Shirt landet, das anschließend ein Design im Ed-Hardy-Style hat. Und wer will schon damit gesehen werden?
Zum Glück gibt es Wasser. Darin fühlt sich unser Nacktfrosch pudelwohl, besonders, seit sie zweimal pro Woche mit mir in die große Wanne darf. Nur beim allerersten Mal in der Elternwanne war sie ein wenig verwundert ob der Größe des Ozeans. Ich hob sie vorsichtig unter den Armen ins Wasser, ganz langsam und sachte. Als sie mit ihren Füßen den Wannenboden berührte, streckte sie ihre Beine durch, machte riesige Kulleraugen, ließ die Kinnlade herunterklappen und … strullerte ins Wasser.
Zu zweit ist das Baden viel einfacher. Christin kniet vor der Wanne und wäscht unsere Wasserratte, während ich in der Wanne sitzend Johanna festhalte. Nach dem Baden wird Johanna eingekuschelt und bettfertig gemacht. Neuerdings schläft sie auch ganz allein ein. Nun wünschen wir uns nur noch, dass sie morgens ein klein wenig länger schläft. Aber leider sind wir ja nicht bei »Wünsch dir was«, sondern bei »So isses, basta!«
DAS MERKWÜRDIGE VERHALTEN GESCHLECHTSREIFER GROSSSTÄDTER ZUR ELTERNZEIT
Kennen Sie das Prager Eltern-Kind-Programm? Bis heute kannte ich es auch nicht. Meine Frau hat Johanna und sich dafür angemeldet, damit unsere Kleine mal andere Kinder trifft. Dummerweise steht Christin an einem Montagmorgen vor mir und kränkelt: »Du, ich hatte die ganze Nacht fürchterliche Zahnschmerzen. Ich muss dringend zum Zahnarzt. Allerdings beginnt in einer Stunde auch der PEK i P -Kurs, und es wäre blöd, wenn Johanna gleich am ersten Tag fehlt. Kannst du das nicht mit ihr machen?«
»Ich? Da mache ich mich doch zum Obst, wenn ich da als einziger Mann auftauche. Außerdem muss ich gleich noch zum … zum … äh, da war doch was. Ach ja, ich hab gleich noch einen Termin beim … äh … Steuerberater. Sorry!«
»Aber da warst du doch erst letzte Woche.«
»Ach so, stimmt. Ja, das … muss ich … äh … verwechselt haben. Warte mal kurz«, sage ich extrem beschäftigt und blättere in meinem Terminkalender. Aber so sehr ich auch darin suche und den heutigen Tag verkrampft nach wichtigen Terminen abscanne – ich finde einfach nichts, was ich als Alibi-Aussage verwenden kann. Ich habe heute frei. Bockmist!
»Jetzt hab dich nicht so. Ist doch harmlos. Da sitzen ein paar Mütter, bestimmt auch ein paar Väter, und spielen mit ihren Kindern. Machst du doch sonst auch. Nur dass es dann in einer Gruppe ist.«
»Muss sie denn unbedingt bei der ersten Stunde dabei sein? Ob sie sich nun heute von anderen Kindern besabbern lässt oder nächste Woche, macht doch keinen Unterschied. Ich glaube auch nicht, dass sie nachtragend ist. Kinder können sich nämlich erst ab dem sechsten Lebensjahr bewusst an Ereignisse erinnern. Habe ich gelesen. Deswegen wird sie später bestimmt nicht sauer auf uns sein und mit achtzehn ankommen und meckern, dass sie die erste PEK i P -Stunde verpasst hat.«
»Jetzt komm. Stell dich nicht so an. Immer muss ich dich so lange bitten.«
»Das hängt eben vom Thema ab. Wenn du mich in eine
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