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Leg dein Herz in meine Haende

Titel: Leg dein Herz in meine Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Garwood
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in wilden Zorn umschlug. Niemand sollte auf diese Weise sterben müssen. Niemand.
    Unter Aufbietung seiner ganzen Willenskraft gelang es ihm, seine Übelkeit zu unterdrücken. Wenn er diesen Männern hier den Rücken zukehrte und hinauslief, wäre es wie eine Gotteslästerung gewesen. Er konnte sich seine Reaktion selbst nicht erklären, er wusste nur, dass es nicht richtig gewesen wäre, Abscheu vor ihnen zu empfinden.
    Er schüttelte den Kopf, um sich Klarheit zu verschaffen, entfernte sich dann langsam von der Tür und ging an den Toten vorbei zu Ryan.
    Eine weitere Minute verging schweigend, dann sagte Cole: »Ich weiß nicht, wie viele Banditen es waren, aber ich bin ziemlich sicher, dass verschiedene Männer geschossen haben.« »Und woraus schließt du das?«, wollte Ryan wissen.
    »Aus den Schmauchspuren und den Einschlagwinkeln.« Er deutete auf zwei der Leichen und sagte leise: »Die Kugel traf den Hinterkopf des Mannes, trat an der Stirn wieder aus und drang dann in den Hals des Mannes ein, der ihm gegenüber kniete. Das Gleiche geschah mit diesen beiden anderen. Die Kerle spielten ein Spielchen«, fügte er hinzu. »Wie treffe ich zwei mit derselben Kugel? Aber ich glaube, das hast du dir schon selbst gedacht, nicht wahr?«
    Ryan nickte. »Ja.«
    »Der Überfall war gestern. Warum sind diese Leichen noch nicht begraben?«
    »Der Sheriff hielt es für besser, sie hier liegen zu lassen, damit wir sie sehen konnten. Ich habe das Gefühl, als wäre er noch nicht sehr lange Sheriff.«
    Wieder schüttelte Cole den Kopf. »Draußen steht der Karren des Bestattungsunternehmers. Diese Toten müssen beerdigt werden.«
    »Dann befiehl es«, forderte Ryan ihn auf.
    Cole wandte sich zum Gehen, blieb an der Tür jedoch noch einmal stehen. »Wenn ich nicht auf der Ranch bin, arbeite ich allein.«
    »Du wirst nicht mehr allein arbeiten.«
    »Ich sollte dich lieber warnen. Ich habe meine eigene Vorgehensweise ... Und die ist nicht immer ganz legal.«
    »Das habe ich mir schon gedacht«, erwiderte Ryan.
    Er folgte Cole nach draußen und stand neben ihm auf dem Bürgersteig, als Cole die Leute aufforderte, zurückzutreten, damit der Karren näher herangezogen werden konnte. Der Totengräber, ein mondgesichtiger Mann mit buckeligen Schultern, trat vor, und Cole befahl ihm, die Leichen mit Tüchern zu bedecken, bevor sie hinausgetragen wurden.
    Der Reporter der Tageszeitung von Rockford Falls erhob
    Protest gegen diese Anordnung. »Wir wollen sie sehen!«, schrie er. »Warum müssen sie mit Tüchern zugedeckt werden?«
    Es kostete Cole große Überwindung, diesem sensationslüsternen Schreiberling keinen Fausthieb zu versetzen. »Sie hätten nicht gewollt, dass man sie so in Erinnerung behält.«
    Der Reporter ließ nicht locker. »Sie sind tot!«, protestierte er. »Woher wissen Sie, was sie gewollt hätten?«
    Eine Frau in der Menge begann zu weinen. Cole schaute Ryan an und erwartete eine Antwort, aber der Marshal ignorierte ihn und hielt den Blick auf die Männer und Frauen auf der Straße gerichtet.
    »Ja, sie sind tot!«, schrie Cole zurück. »Und nun spricht das Gesetz für sie. Holen Sie die verdammten Tücher!«
    Ryan nickte zustimmend. Dann zog er den Kompass aus der Tasche und gab ihn Cole. »Jetzt bist du ein Mann des Gesetzes.«

6
    Es erforderte über eine Stunde, die sechs Leichen abzutransportieren. Wegen der Hitze hatte die Totenstarre sehr schnell eingesetzt, und der Besitzer des Bestattungsunternehmens hatte große Mühe, die beiden knienden, einander umarmenden Männer in Tücher einzuhüllen und hinauszutragen.
    Die Männer, die ihm halfen, tuschelten, während sie ihre Aufgabe erledigten. Cole war nicht sicher, ob sie aus Respekt vor den Toten so leise sprachen oder ob die Situation ihnen bloß unheimlich war. Aber einer von ihnen begann zu würgen und lief hinaus, als der Bestattungsunternehmer sich laut darüber sorgte, dass er, falls die Hinterbliebenen noch am selben Tag eine Bestattung wünschten, zwei besonders breite Särge anfertigen müsse, in die die Leichen mit gebeugten Knien hineinpassten. Andernfalls müsse er den Toten die Beine absägen. Wenn sie die Beerdigung hingegen noch einen Tag hinausschieben würden, meinte er, dann würde diese lästige Totenstarre nachgelassen haben ...
    Der Boden in der Mitte des Kassenraums, wo die Leichen gekniet hatten, war schwarz. Das Blut war von dem trockenen Holz aufgesogen worden und würde nie wieder zu entfernen sein. Nicht einmal Bleichmittel

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