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Leg dein Herz in meine Haende

Titel: Leg dein Herz in meine Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Garwood
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vorbeigerannt, stieß die Tür auf und lief hinaus, bevor sie ihn erwischen konnte. Der Kleine trug ein weißes Baumwollhemdchen, das ihm bis zu den Knöcheln reichte. Er war barfuß und voller Übermut.
    »Ich überlasse es Ihnen, ein Auge auf das Kind zu haben, während ich seine Mutter hole. Dann bringe ich Caleb ins Bett, denn ich habe versprochen, ihm eine Geschichte zu erzählen.«
    Sie wollte sich gerade abwenden, als Cole noch etwas wissen wollte. »Ma’am? Wer ist der Vater dieses Jungen?«
    »Das ist eine gute Frage, und wenn es mir frei stünde, darüber zu sprechen, würde ich Ihnen erzählen, wo ich ihn vermute, aber ich habe Jessica mein Wort gegeben, darüber zu schweigen. Ich kann Ihnen nur sagen, dass die Mutter des Kleinen bei der Geburt gestorben ist«, fügte sie hinzu. »Und ihr Mann war nicht bei ihr. O nein, Sir - das war er ganz und gar nicht!«
    »Jessica ist nicht die Mutter dieses Kindes?«, fragte Daniel.
    »Caleb glaubt, sie wäre seine Mama, weil sie schon so lange für ihn sorgt, aber sie ist nicht seine leibliche Mutter.«
    »Ist Calebs Vater tot, oder lebt er noch?«, fragte Cole.
    »Ich weiß es wirklich nicht«, erwiderte sie stirnrunzelnd. »Aber ich hoffe, dass er sich inzwischen zu Tode getrunken hat. Ich sage kein Wort mehr über ihn«, schwor sie. »Sie werden Jessica nach allem anderen fragen müssen.«
    Und damit verschwand sie im Esszimmer. Cole und Ryan schauten beide auf das Kind herab. Caleb stand an den Eingangsstufen und schaute grinsend zu ihnen auf. Ganz unvermittelt ließ er sich auf die Knie fallen und krabbelte zurück. Er trug noch eine Windel, und als er versuchte, die Stufen auf dem Bauch hinabzurutschen, löste sich eins der Bänder, die sie zusammenhielten.
    »Wo willst du hin?«, fragte Cole, als er sich bückte und das Baby aufhob. Ryan ergriff die Windel, bevor Caleb sie ganz verlieren konnte, und befestigte rasch die Bändchen an den Seiten. Caleb ließ die Stoffpuppe fallen und streckte die Hand nach Ryans Marshalstern aus.
    »Du scheinst zu wissen, wie man so was macht«, bemerkte Cole, ohne das Zappeln und Jammern des Kindes, das herunterwollte, zu beachten.
    »Ich habe ein bisschen Erfahrung in diesen Dingen.«
    »Nichten und Neffen?«
    »Nein. Eine Tochter.« Er strich dem Baby noch einmal übers Haar, bevor er ein paar Schritte weiterging. »Er riecht nach Äpfeln und Seife. Das weckt Erinnerungen.«
    Langsam überquerte er die Veranda, lehnte sich an einen Pfosten und starrte in die Dunkelheit hinaus. »Ich bin todmüde«, bemerkte er.
    »Ich wusste nicht, dass du verheiratet bist.«
    »Du hast mich nie danach gefragt.«
    Seine Stimme hatte einen harten Tonfall angenommen, der eine unausgesprochene Aufforderung darstellte, das Thema fallen zu lassen. Cole war jedoch zu neugierig, um den Hinweis zu beachten. »Wie lange bist du schon verheiratet?«
    »Vor einem Monat wären es sieben Jahre gewesen.«
    »Gewesen?«
    Ryan nickte. »Sie sind beide tot.«
    Cole dämmerte ganz plötzlich etwas. »Wann, sagtest du, hast du mit den Ermittlungen in diesem Fall begonnen?«
    »Ich habe es dir nicht gesagt.« »Na gut, dann hast du es eben nicht gesagt. Wann also?«
    »Nach einem der Überfälle erhielt ich den Auftrag, die Ermittlungen zu leiten.«
    »Hör auf, mir auszuweichen. Sag mir, welcher Überfall es war.«
    »Dillon«, antwortete Ryan. »Nach dem Überfall in Dillon.«
    »Deiner Heimatstadt.«
    »Ja, meiner Heimatstadt.«
    Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, als Cole sich in Erinnerung rief, was er über die Geschehnisse in Dillon gehört hatte.
    »Sind deine Frau und deine Tochter krank geworden?«, fragte er schließlich.
    »Hör auf mit deinen Fragen, Cole!«
    »Waren sie krank?«, beharrte er.
    Ryan schüttelte den Kopf. »Nein, sie waren nicht krank. Sie waren bloß zur falschen Zeit am falschen Ort.«
    Cole stieß den Atem aus, den er ganz unwillkürlich angehalten hatte. »Oh ... verdammt, Daniel! Sie waren es, nicht?«

14
    Jessica Summers stand am Küchenschrank, starrte aus dem Fenster in die Dunkelheit und versuchte, sich zu erinnern, wie es gewesen war, sorglos und unbeschwert zu sein.
    Sie konnte sich beim besten Willen nicht entsinnen.
    Sie war heute Abend müde, und das war vermutlich auch der Grund dafür, dass ihre Bürden und Sorgen ihr so überwältigend erschienen. Es hatten in den letzten beiden Jahren viele Veränderungen in ihrem Leben stattgefunden, und in letzter Zeit gab es Momente, in denen sie sich wie eine alte

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