Leg dein Herz in meine Haende
Gottes Regeln, obwohl er sich genauso allmächtig fühlte, weil er nicht die Macht besaß, darüber zu entscheiden, wer lebte oder starb ...
»Die Zeit ist abgelaufen«, wisperte er, als er den Lauf des Gewehrs auf ihren Oberkörper richtete.
Nur wenige Sekunden waren seit dem ersten Schuss verstrichen, aber es kam Cole wie eine kleine Ewigkeit vor, bis er Jessica erreichte. Wortlos stürzte er sich auf sie und riss sie mit sich zu Boden. Während er sie mit seinem Körper schützte, rollte er sich mit gezogenen Waffen auf den Rücken und schaute aus schmalen Augen zu dem Dachrand auf, wo sich sein Ziel befinden musste.
Dort ... an der Ecke ... ein Aufblitzen von Metall! »Ich hab’ dich«, murmelte er und begann das Feuer zu eröffnen.
Sein zweiter Schuss traf schon ins Schwarze. Der Heckenschütze fuhr zusammen, taumelte zurück, fiel auf die Knie und rutschte über den Rand des Dachs. Cole gab noch drei weitere Schüsse auf ihn ab, während er in den Tod stürzte.
Ohne den Banditen aus den Augen zu lassen, richtete Cole sich langsam auf und begann, auf den Toten zuzugehen. Ein wilder Zorn beherrschte ihn. Calebs Schreie hallten ihm in den Ohren. Der Kleine saß im Schmutz der Straße und schrie nach seiner Mama.
Jessica rappelte sich mühsam auf und lief zu ihm. Sie war jedoch zu schwach, um Caleb aufzuheben, und ließ sich neben ihm auf die Knie sinken. Er umklammerte ihren Rock und warf sich in ihre Arme. Sie zog ihn an sich und wiegte ihn an ihrer Brust, während heftige Schluchzer ihren Körper schüttelten.
Daniel, der die Schüsse vom Gefängnis aus gehört hatte, kam schon auf sie zugerannt. Er sah Jessica und Caleb auf der Straße, hielt kurz inne, um nachzusehen, ob sie unverletzt waren, und lief dann zu Cole weiter, der vor dem toten Banditen stand. Keuchend schaute Daniel zu, wie Cole den Mann mit dem Fuß anstieß und ihn auf den Rücken drehte. Sämtliche Knochen im Gesicht des Mannes waren bei dem Sturz zerschmettert worden. Es war so schlimm zugerichtet, dass seine eigene Mutter ihn nicht mehr erkannt hätte.
»Weißt du, wer er ist?«, fragte Daniel.
Cole schüttelte den Kopf. »Vielleicht kann Rebecca es uns sagen - falls sie in der Lage ist, ihn zu erkennen. Er gehörte bestimmt zu dieser Bande.«
»Ja, das ist schon möglich, aber ... Grace hat mir gerade erklärt, sie sei in der Bank gewesen. Sie schwört, sie sei die Zeugin.«
Cole war so verblüfft, dass er im ersten Augenblick nichts zu erwidern wusste. »Wer sagt denn nun die Wahrheit?«, fragte er dann.
»Ich will verdammt sein, wenn ich es weiß«, murmelte Daniel, während er sich neben die Leiche hockte und die Taschen des Mannes zu durchsuchen begann. Er hoffte, dass er irgendwelche Papiere fand, an Hand derer sie die Leiche identifizieren konnten.
Cole wartete noch ein, zwei Minuten ab, bis er sicher sein konnte, dass er seine Wut wieder unter Kontrolle hatte. Dann ging er langsam über die Straße zu Jessica, die noch immer mit Caleb auf dem Boden saß und leise weinte. Vorsichtig legte er die Arme um sie und half ihr auf die Beine. Jessica versuchte, sich von ihm loszureißen, und da bemerkte er den sechsschüssigen Revolver in ihrer Hand, den er ihr rasch entriss und hinter sich auf den Boden warf.
Caleb streckte die Hände nach ihm aus, aber Jessica wollte den Jungen nicht loslassen. Sie zitterte noch immer am ganzen Körper und atmete sehr schnell und flach.
»Warum, zum Teufel, hast du nicht getan, was ich dir gesagt habe?«, fragte Cole mit gefährlich sanfter Stimme.
Seine Wortwahl und sein Ton verwirrten sie. »Ich ... ich verstehe nicht ...«
»Ich bat dich zu erklären, warum du nicht in Deckung gegangen bist, als ich es dir befahl«, wiederholte er.
»Du bist wütend.«
»Ja, das bin ich.«
»Du würdest mich am liebsten anbrüllen, nicht wahr?«
»So ist es«, gab er zu. »Aber ich werde es nicht tun, weil es Caleb nur noch mehr erschrecken würde und sowieso nichts nützen würde. Das nächste Mal, Jessica, tust du, was ich dir sage. Ich kann dich nicht beschützen, wenn du es nicht tust.«
»Das nächste Mal?«, schrie sie.
Caleb fing wieder an zu weinen.
»Oh, verdammt, da siehst du, was du angerichtet hast«, murmelte Cole.
Daniel kam zu ihnen herüber. Ohne lange nachzudenken, nahm er Jessica den kleinen Jungen ab und drehte sich um, damit Caleb nicht die Leiche hinter ihnen sah.
»Armer Kleiner«, flüsterte er zärtlich, während er Calebs Rücken klopfte.
Auf diese Weise beruhigt und
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