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Leg dein Herz in meine Haende

Titel: Leg dein Herz in meine Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Garwood
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beunruhigte mich, denn ich erinnerte mich, es geschlossen zu haben, bevor ich schlafen ging, und ich war die Letzte, die hinaufgegangen war.«
    »Was haben Sie dann getan?«, hakte Daniel nach.
    »Ich ging ins Esszimmer, um das Fenster zu schließen, und da roch ich plötzlich Heizöl.«
    »Sie meinen Petroleum?«
    »Ja, Petroleum«, antwortete sie. »Ich legte meine Hand auf das Fensterbrett, und es war voller Öl. Es war, als ob jemand es dort ausgeschüttet hätte.«
    »Und was geschah dann?«
    »Tilly hatte nach dem Abendessen einen Korb Äpfel auf den Tisch gestellt. Eine ihrer Töchter hatte ihn gebracht.«
    »Was haben Äpfel mit dem Brand zu tun?«
    »Ich konnte Äpfel riechen. Ich weiß, es klingt verrückt, aber ich glaube, jemand aß gerade einen. Ich wollte hinauflaufen und Tilly und Jessica wecken, aber plötzlich konnte ich mich vor lauter Angst nicht mehr bewegen. Ich fühlte an meinen Armen den Luftzug von der Schwingtür, die die Küche und das Esszimmer verbindet, und hörte, wie sie in den Angeln quietschte. Ich wusste, dass jemand auf mich zukam. Ich konnte seine Nähe spüren. Da drehte ich mich um und schrie, aber ich weiß nicht, ob ein Geräusch über meine Lippen kam oder ob es nur ein stummer Schrei war.«
    »Und da wurden Sie niedergeschlagen, nicht?«
    »Ich erinnere mich nicht an den Schlag. Ich weiß nur, dass ich mich umdrehte, und dann beugten Sie sich plötzlich über mich, Daniel, und ich war draußen ... im Gras. Wenn Jessica mich nicht gefunden und hinausgezogen hätte, wäre ich im Feuer umgekommen. Ich bin Ihre Zeugin«, wiederholte sie noch einmal. »Ich will nicht, dass sie Jessica oder Rebecca etwas antun. Sie sind unschuldig.«
    Daniel konnte nicht anders, als sie zu berühren. Sanft wischte er die Träne ab, die über ihre Wange rollte. »Sie sind auch unschuldig, Grace.«
    Lange starrten sie einander schweigend in die Augen. Ein überwältigendes Bedürfnis, sie vor allem Unheil zu beschützen, erfasste Daniel plötzlich. Bei seiner Frau und seiner Tochter hatte er versagt, weil er nicht dagewesen war, um sie
    zu schützen. Angesichts dieser Erkenntnis beschloss er, Grace keine Sekunde mehr aus den Augen zu lassen. Jeder, der versuchte, ihr etwas anzutun, würde sich zuerst mit ihm anlegen müssen.
    »Daniel, was haben Sie?«
    »Nichts. Wieso?«
    »Sie sehen ... schrecklich wütend aus.«
    »Ich will nicht, dass Ihnen etwas zustößt, Grace.«
    In einer besitzergreifenden Geste umfasste er ihre Schultern und hielt sie so fest umklammert, dass es schmerzte. Er tat ihr weh, aber sie wusste, dass er sich schrecklich schämen würde, wenn sie es ihm sagte. So entfernte sie nur behutsam seine Hände und hielt sie fest. »Mir wird schon nichts geschehen.«
    »Nein, weil ich Sie beschützen werde.«
    »Ja, das werden Sie«, stimmte sie zu. »Und ich muss Jessica und Caleb schützen.«
    Fragend zog er eine Braue hoch. »Warum?«
    »Weil Jessica ihr Leben für mich aufs Spiel gesetzt hat«, erwiderte sie ernst.
    »Und was ist mit Rebecca? Fühlen Sie sich auch für sie verantwortlich?«
    »In gewisser Weise, ja. Sie war so nett und fürsorglich!«
    Behutsam legte er einen Arm um ihre Schultern.
    »Kommen Sie. Ich bringe Sie heim, Miss Winthrop. Nein, das stimmt ja gar nicht«, scherzte er. »Es heißt richtig Lady Winthrop, nicht?«
    »Nein, Daniel, für Sie bin ich Grace. Schlicht und einfach Grace.«
    »Ah, Grace, es ist nichts Schlichtes oder Einfaches an Ihnen. Ganz und gar nicht.«

20
    Das Baby war in seiner Schusslinie. Er hätte den Jungen gern zuerst getötet, gab der Versuchung dann aber nicht nach, weil das der Mutter Zeit gegeben hätte, Deckung zu suchen, und sie war schließlich vorrangig für ihn. Es war unerlässlich, dass sie starb. Ein Deputy, der schwer bewaffnet und sehr wachsam war, ging an ihrer Seite, sodass also Gefahr bestand, dass auch er noch einen gezielten Schuss abgab, falls er die Gelegenheit dazu bekam.
    Mr Johnson rollte sich auf den Bauch, fest entschlossen, abzuwarten, bis alle drei die Straße überquerten. Von seinem Platz auf dem Dach des Warenhauses aus konnte er die ganze Straße überblicken, und mit seiner Winchester würde er sie nicht verfehlen. Geduld, ermahnte er sich, als die wohlbekannte Erregung in ihm aufstieg. Zuerst der Deputy, dann die Frau und dann den Jungen. Eins, zwei, drei - so einfach kann das sein.
    Ihm war ganz schwindlig vor Erwartung. Die lustvolle Erregung, die er vor einem Mord verspürte, war fast so schön, wie bei

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