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Leg dein Herz in meine Haende

Titel: Leg dein Herz in meine Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Garwood
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getröstet, legte das Kind den Kopf an Daniels Schulter und steckte den Daumen in den Mund.
    »Hast du irgendwelche Papiere bei ihm gefunden?«, fragte Cole.
    »Nein«, antwortete Daniel grimmig. »Seine Taschen waren leer.«
    Jessica ergriff Coles Hand. Ihr war jetzt endlich klar geworden, was er ihr vorhin hatte sagen wollen. »Ich habe nicht getan, was du befahlst, weil ich in jenem Augenblick nicht fähig war zu denken, Cole. Ich wollte nur zu meinem Sohn, um ihn vor diesem Wahnsinnigen zu beschützen.«
    »Das verstehe ich«, erwiderte er. »Aber ich verstehe nicht ...«
    Sie drückte seine Hand, als sie ihn unterbrach. »Es tut mir Leid, wenn mein Verhalten dich verärgert hat, aber ich schwöre dir, dass ich wieder genauso handeln würde. Niemand wird meinem Kleinen etwas antun. Großer Gott - ich muss ständig daran denken, was um ein Haar geschehen wäre! Caleb hätte sterben können.«
    Er brauchte nicht die Hände nach ihr auszustrecken. Sie schmiegte sich ganz von selbst in seine Arme, weil sie jetzt verzweifelt Trost suchte.
    Er hielt sie fest umfangen. »Du wirst jetzt nicht mehr weinen, hörst du?«, bat er schroff. »Das würde Caleb nur noch mehr verwirren.«
    »Nein, ich werde nicht mehr weinen. Aber du verstehst mich nicht«, flüsterte sie. »Es ist meine Schuld, dass Mr York tot ist. Er war so ein netter Mann. Er würde noch leben, wenn ich nicht gewesen wäre.«
    »Pst«, befahl er sanft. »Nichts davon war deine Schuld. Es ist vorbei. Ich weiß, dass es eine furchtbare Erfahrung für dich war.«
    »Du verstehst nicht.«
    »Was verstehe ich nicht, mein Liebling?«
    Es verblüffte ihn noch mehr als sie, dass er das Kosewort benutzt hatte. Noch erstaunlicher jedoch war für ihn die Tatsache, dass es ihm so leicht über die Lippen kam.
    »Ich wusste nicht, wie man mit so einer Waffe schießt.«
    »Dafür hast du es ganz gut gemacht.«
    »Nein, das stimmt nicht«, widersprach sie. »Und ich muss es lernen.«
    »Jessie, ich weiß, wie knapp es war, aber ich habe den Kerl erwischt. Ich kann dich beschützen. Hab Vertrauen zu mir, und lass mich meine Arbeit tun!«
    »Ich habe Vertrauen zu dir, aber ich muss trotzdem lernen, mein Baby selbst zu schützen.«
    Daniel brachte Caleb zu seiner Mutter zurück. »Alles in Ordnung mit ihr?«, fragte er Cole.
    »Ja, sie ist nur ein bisschen durcheinander.«
    »Ich war es!«, rief sie plötzlich. »Ich war dort.«
    »Was? Wo?«, fragte Daniel.
    Cole begann allmählich zu begreifen, was sie ihnen sagen wollte. »Lass mich raten«, murmelte er.
    Über Coles Schulter hinweg schaute sie zu Daniel auf. »Ich bin Ihre Zeugin.«
    »Ach, verdammt«, flüsterte Ryan und stieß einen tiefen Seufzer aus.
    Caleb ahmte ihn prompt nach.
    »Was jetzt?«, fragte Cole, während er Jessica ganz unbewusst noch fester an sich zog. Sie war freiwillig zu ihm gekommen, und er dachte nicht daran, sie loszulassen.
    »Was wird hier eigentlich gespielt?«, fragte Daniel, und seinem Ton war anzuhören, dass er langsam wieder wütend wurde.
    »Weißt du, was ich denke?«, meinte Cole und drückte Jessica kurz an sich, bevor er fortfuhr: »Dass es verdammt eng gewesen sein muss unter diesem Schreibtisch.«

21
    Im Büro vor dem Gefängnis wurden Cole und Daniel schon erwartet. Marshal Jack Cooper aus Salt Lake City und zwei junge Deputies namens Spencer und Cobb waren eben erst in der Stadt eingetroffen. Die drei Männer waren ohne
    Unterbrechung geritten und waren von Kopf bis Fuß mit Schweiß und Staub bedeckt.
    Cooper war ein guter Freund von Daniel. Die beiden Männer hatten früher schon verschiedentlich zusammengearbeitet, obwohl die Fälle, in denen sie ermittelt hatten, bei weitem nicht so kompliziert gewesen waren. Wie Daniel, kannte auch Cooper die Gefahren ihrer Arbeit. Jack Cooper war ein Experte für das oft bizarre Verhalten Krimineller. Er hatte einmal einen selbst ernannten Reverend verhaftet, der auf brutalste Weise sechzehn rothaarige Männer umgebracht und verstümmelt hatte, weil er glaubte, die Farbe ihres Haars bewiese, dass sie Abkömmlinge des Teufels wären. Dieser Irre hatte ständig falsch die Bibel zitiert und behauptet, jeden Mittag um Punkt zwölf die Stimme Gottes zu vernehmen. Er hatte sich geweigert, einen Rechtsbeistand zu akzeptieren. Denn der Herrgott selbst, hatte er erklärt, werde vortreten und zu seinen Gunsten aussagen. Ironischerweise war der Richter, der den Vorsitz führte, selbst rothaarig gewesen, und daher hatte es nicht lange gedauert, bis er

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