Leg dein Herz in meine Haende
den Geschworenen empfohlen hatte, den Schuldigen zu hängen.
Es gab nichts, was Cooper noch nicht gesehen oder erlebt hätte. Mit seiner sonnengebräunten Haut und dem vorzeitig ergrauten Haar sah er eher wie ein Senator als wie ein Ordnungshüter aus. Nichts konnte ihn aus der Ruhe bringen. Nachdem er Daniels Notizen überflogen hatte, gab er ihm den Block zurück und setzte sich. Die beiden Deputies lehnten hinter ihm an der Wand.
»Ich habe den Eindruck, dass du deine Ermittlungen von diesen drei Frauen führen lässt«, bemerkte er, während er seine langen Beine ausstreckte und die Stiefel übereinander legte.
Cole hörte die Bemerkung, als er eintrat. Er kam gerade vom Hotel zurück.
Daniel stellte ihn Cooper und seinen Deputies vor. »Das ist Marshal Clayborne«, meinte er. »Er ist noch neu in diesem Job.«
Die Deputies traten vor, um ihm die Hand zu schütteln. Spencer wirkte richtig ehrfürchtig, als er fragte: »Ist Ihr Vorname Cole? Sind Sie dieser Clayborne-Bruder?«
»Ja«, antwortete Cole.
»Ich habe schon viel von Ihnen gehört, Sir.«
»Tatsächlich?«, entgegnete Cole und fragte sich, was er gehört haben mochte.
»Ja, Sir«, sagte Spencer, schaute den anderen Deputy an und flüsterte ihm zu: »Clayborne ist in Montana eine Legende.«
Cobb war sehr beeindruckt. Cooper sah, wie Cole die Augen verdrehte, und grinste amüsiert.
»Warum geht ihr jetzt nicht ins Hotel und nehmt ein Bad?«, wandte er sich an seine Männer. »Wenn ihr gegessen habt, könnt ihr den Sheriff und seine Leute für eine Weile ablösen.«
»Ja, Sir«, meinte Spencer und zog Cobb zur Tür, wo er jedoch noch einmal innehielt und sich nach Cole umsah. »Marshai Clayborne? Stimmt es, was die Leute über Springfield erzählen?«
»Glauben Sie nicht alles, was Sie hören«, erwiderte Cole.
»Aber es stimmt doch, nicht? Sie haben alle vier Mitglieder der Murphy-Bande erschossen, bevor auch nur einer seine Waffe ziehen konnte. So war es doch, Sir?«
»Gehen Sie jetzt, Spencer«, befahl Cooper. »Sie bringen Marshal Clayborne in Verlegenheit.«
Cole lachte. Kaum war die Tür hinter den Deputies ins Schloss gefallen, sagte er: »Die beiden kommen mir sehr jung vor.«
»Das sind sie auch«, stimmte Cooper zu. »Aber sie sind
schnell mit einer Waffe und möchten Marshals werden. Sie sind härter, als sie aussehen.«
Daniel wandte sich nun an Cole. »Ich hielt es für besser, unsere Pläne zu ändern. Cooper wird Rebecca nach Blackwater begleiten, und wir beide bringen Grace und Jessica hin. Wir reisen getrennt und treffen uns dann alle am Donnerstag in Red Arrow, falls nichts dazwischenkommt.«
»Ich habe nichts dagegen«, meinte Cole.
»Ich war eigentlich dafür, dass wir zusammen reisen«, warf Cooper ein. »Aber Daniel hält es für sicherer, wenn jeder einen anderen Zug nimmt.«
»Drei schöne Frauen würden zu viel Aufmerksamkeit erregen«, stimmte Cole zu.
»Cooper hat mir gerade erzählt, dass er einen von Judge Abbott Unterzeichneten Befehl hat«, bemerkte Daniel.
»Wer ist Abbott?«
»Ein Richter in Salt Lake«, antwortete Daniel. »Der Richter in Blackwater bat Abbott telegrafisch darum, durchzusetzen, dass wir mit ihm Zusammenarbeiten. Da wir in einem Sonderauftrag unterwegs sind, brauchen wir nicht zu tun, was sie verlangen, aber ich halte es für besser, mitzumachen. Eine dieser Frauen hat die Mörder gesehen, und ich werde dafür sorgen, dass sie aussagt.«
»Der Richter in Blackwater ist stinksauer«, warf Cooper ein. »Ich kann ihn gut verstehen. Zuerst telegrafiert Daniel ihm, dass er möglicherweise eine Zeugin habe. Dann sagen die Frauen, sie waren nicht dagewesen, und jetzt behaupten sie auf einmal alle, sie wären dabeigewesen. Habt ihr inzwischen herausgefunden, welche von ihnen wirklich in der Bank war?«
»Noch nicht«, gab Daniel zu. »Ich dachte, ich würde es wissen, sobald jede mir den Überfall genauestens beschrieben hat.« »Aber?«, hakte Cooper nach.
»Jede hat ihre eigene Version. Es ist zum Verrücktwerden.«
»Wenn du raten müsstest, auf welche würdest du dann tippen?«, fragte Cooper.
Daniel und Cole sprachen den Namen gleichzeitig aus. »Rebecca.«
»Das ist ja interessant!«, erklärte Cooper.
»Was sie aussagte, klang überzeugend. Sie war in der Lage, einige der Männer zu beschreiben, und sie wusste sogar zwei ihrer Namen.«
»Jessica hat uns noch nicht viel sagen können. Sie ist von der Schießerei noch immer ziemlich durcheinander.«
Cooper schüttelte den Kopf.
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