Leg dein Herz in meine Haende
ist schon spät«, beharrte sie.
Die Nortons waren entzückt über den Besuch und überhaupt nicht verärgert über die späte Störung. Josey spülte gerade das Geschirr, als Cole an der Hintertür klopfte, und Tom Norton saß bei ihr am Tisch und trank Kaffee.
Cole musste Jessica einen sanften Schubs versetzen, damit sie eintrat und er ihr mit Caleb in die gemütliche kleine Küche folgen konnte.
Josey war entzückt, als sie das Baby sah, aber Caleb war plötzlich so scheu und verlegen, dass er das Gesicht an Coles Hals verbarg.
»So ein hübscher kleiner Junge - und sieh dir nur diese wunderschönen Locken an, Tom! Ich wusste gar nicht, dass du Kinder hast, Cole, aber diese hübsche junge Dame muss wohl deine Frau sein. Ich freue mich, Sie kennen zu lernen«, fügte sie an Jessica gewandt hinzu.
»Ich bin nicht seine Frau«, erklärte Jessica. »Aber das hier ist mein Sohn. Er heißt Caleb.«
Tom Norton trat vor, um Cole die Hand zu schütteln, bevor er ihm und Jessica einen Stuhl anbot.
»Setzen Sie sich und sagen Sie mir, was Sie nach Middle-ton führt«, bat er. »Sie rechnen doch wohl hoffentlich nicht mit einem weiteren Bankraub, Cole?«
»Nein«, erwiderte Cole, während er Platz nahm und Caleb auf seinen Schoß setzte. »Wir sind hergekommen, um mit Ihnen zu reden.«
»Mit mir?«, fragte Tom. »Ich habe in den letzten Tagen oft an Sie gedacht. Wie ich sehe, tragen Sie den Stern noch. Haben Sie sich inzwischen damit abgefunden, ein U.S. Marshal zu sein?«
»Bis auf weiteres, ja«, antwortete Cole und dankte Josey für den Kaffee, den sie ihm eingeschenkt hatte, bevor er sich wieder Tom zuwandte.
»Ich bin noch nicht lange genug Marshal , um zu wissen, ob mir die Arbeit gefällt.« Nach dieser Bemerkung schaute er zu Jessica hinüber. Sie beobachtete Josey prüfend und schien jede Geste der älteren Dame kritisch abzuwägen.
Caleb griff nach der heißen Kaffeekanne. Bevor Jessica oder Cole reagieren konnten, hatte Josey sie schon außer Reichweite geschoben.
»Darf der Kleine ein Plätzchen haben? Ich habe heute Nachmittag welche gebacken. Es sind aber Nüsse darin, und einige Kinder mögen keine Nüsse. Wie wäre es mit einem Becher Milch? Ich habe genug im Haus.«
»Er hätte sicher gern ein Plätzchen und ein bisschen Milch«, sagte Jessica. »Aber er wird bestimmt kleckern. Stört Sie das?«
»Nein, natürlich nicht. Er ist doch noch so klein!«, erwiderte sie lächelnd. »Haben Sie beide schon gegessen? Ich könnte Ihnen rasch etwas in die Pfanne ...«
»Nein, wir haben schon gegessen«, warf Cole rasch ein. »Aber trotzdem vielen Dank, Mrs Norton.«
»Ich bin auch nicht hungrig, vielen Dank«, antwortete Jessica.
»Tom, könnte ich dich einen Moment allein sprechen?«, fragte Cole. Der Sheriff nickte und ging voran ins Wohnzimmer. Caleb, der noch immer ein bisschen unsicher in der neuen Umgebung war, wollte Coles Hand nicht loslassen. Er hob ihn auf und gab ihn Jessica, bevor er den Raum verließ.
Jessica schlang die Arme um den kleinen Jungen und drückte ihn beschützend an sich. Die Küche war blitzsauber. Sie konnte nirgendwo ein Fleckchen Schmutz entdecken. Josey war offenbar eine gute Hausfrau - doch blieb das auch so, falls sie und Tom sich bereit erklärten, Caleb bei sich zu behalten? War er nicht eine zu große Belastung für dieses ältere Ehepaar? Und konnte Josey überhaupt genug Geduld für ihn aufbringen?
Jessica wünschte, sie hätte mehr Zeit, um herauszufinden, was sie alles wissen musste. Sie verließ sich auf Coles Urteil, aber er war ein Mann und setzte andere Prioritäten als eine Mutter. Er vertraute den Nortons. Sie nicht - zumindest jetzt noch nicht und sie dachte nicht daran, ein unschuldiges Kind in den Händen von Ungeheuern zurückzulassen.
Sie waren aber keine Ungeheuer, diese Nortons. Joseys gütiger, verständnisvoller Blick verriet ihr, dass sie Kinder liebte. Den kleinen Caleb hatte sie ganz offensichtlich schon ins Herz geschlossen, und auch er begann sich für sie zu erwärmen. Obwohl er nach wie vor an seinem Daumen lutschte, lächelte er sie bereits an.
Aber was wusste er schon? Er war doch nur ein Baby. Es lang an ihr, Jessica, dafür zu sorgen, dass er gut versorgt war, und - o Gott, wie könnte sie ihn einfach so bei Fremden lassen? Niemand konnte ihn so lieben wie sie selbst.
Josey stellte einen Teller Plätzchen auf den Tisch und schenkte Milch ein, ein großes Glas für Jessica und ein etwas kleineres für Caleb. Dann setzte sie sich
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