Leg dein Herz in meine Haende
sich herzuziehen, bis sie eine Stelle erreichten, die weder von der Straße noch vom Haus aus zu sehen war.
»Jetzt hör mir mal gut zu ...«, begann er.
Sie ließ ihn nicht ausreden. »Wage es nicht, in diesem Ton mit mir zu reden! Ich werde mein Kind nicht bei Fremden lassen. Tut mir Leid, Cole, aber so ist es nun einmal.«
Sie versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen, aber er umklammerte sie noch fester und zog Jessica an seine Brust. Sein Gesicht war nur noch Zentimeter von dem ihren entfernt. Er wollte ihr einen strengen Vortrag halten, weil sie so störrisch war, aber dann sah er ihre Tränen und verzichtete darauf. Jetzt war nicht der richtige Moment für Vorhaltungen.
»Ich weiß, wie schwer es für dich ist ...«
»Nein, das weißt du nicht! Du bist keine Mutter.«
»Das ist wahr«, stimmte er ihr zu. »Aber du musst vernünftig sein. Ich kenne Tom Norton, und ich sage dir, dass er vertrauenswürdig ist. Als Luke MacFarland und seine Frau ermordet worden waren, wollten Tom und Josey ihre Kinder aufziehen.«
»Und warum haben sie es nicht getan?«
»Weil Lukes Verwandte es nicht erlaubten. Sie haben die Kinder unter sich verteilt.«
»Sie haben die Geschwister getrennt?«, flüsterte sie.
»Ja, aber Tom wollte sie zusammen aufziehen. Ich schwöre dir, dass er ein guter Mensch ist. Und Josey auch. Sie pflegte mich, als ich erkrankte. Ich war für sie ein Fremder, und dennoch hat sie mich gesund gepflegt. Die Nortons werden nicht zulassen, dass deinem Baby ein Leid geschieht. Sie werden Caleb vergöttern, Jessie, und wir können ihn nicht mitnehmen. Das weißt du doch, nicht wahr?«
»Ich fahre nicht nach Texas.«
»Musst du so eigensinnig sein? Die Entscheidung darüber liegt nicht mehr bei dir. Du musst nach Texas, und Caleb muss hier bei den Nortons bleiben.«
»Ich hasse das!«, rief sie.
Er schlang die Arme um sie und zog sie an sich. »Ich weiß, Jessie.«
»Und langsam fange ich an, auch dich zu hassen, Cole! Es ist alles deine Schuld.«
»Na schön. Dann ist es eben meine Schuld«, flüsterte er. Er legte das Kinn auf ihr Haar und hörte nicht auf, sie zu umarmen und zu streicheln, bis sie sich beruhigt hatte. Und dabei kam ihm auch der Gedanke, wie unwahrscheinlich gut sie sich in seinen Armen anfühlte ...
Sie hingegen konnte nicht aufhören, an die Gefahr zu denken, in der Caleb sich befunden hatte, als dieses Ungeheuer ihren Bewacher erschossen hatte. Auch Caleb hätte sterben können.
Bei den Nortons würde er sicher sein. Im Grunde ihres Herzens wusste sie, dass es so war. Ganz plötzlich löste sie sich von Cole. »Nichts von alldem ist deine Schuld. Du tust nur deine Arbeit. Und du hast Recht. Ich darf Caleb nicht gefährden.«
Sie straffte die Schultern, wandte sich ab und ging zum Haus zurück.
Josey wartete am Küchentisch. Sie wollte Jessica eigentlich nur sagen, dass Caleb sofort eingeschlafen war, doch als sie den Kummer der jungen Mutter sah, stand sie auf und ging zu ihn. »Ich werde gut auf Ihren Kleinen aufpassen. Ich verspreche es Ihnen, Jessica. Tom und ich werden ihn wie unseren eigenen Sohn behandeln.«
»Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie ihn bei sich behalten, und weiß, dass ich kein Recht habe, von Ihnen zu verlangen ...«
»Sie können verlangen, was Sie wollen. Wenn es in meiner Macht steht, werde ich Ihren Wunsch erfüllen.«
»Wenn ich nicht zurückkehre ...«
»So dürfen Sie nicht reden«, fiel Josey ihr ins Wort.
»Du wirst ganz bestimmt zurückkehren«, ließ Cole sich hinter ihr vernehmen.
Jessica ignorierte beide Einwände. »Wenn ich nicht zurückkehre, Josey, würden Sie meinen Jungen dann aufziehen?«
Josey schaute über Jessicas Kopf hinweg zu Cole. Er nickte ihr rasch zu. »Ja, Tom und ich werden ihn aufziehen. Ich gebe Ihnen mein Wort darauf.«
»Danke«, murmelte Jessica. »Des Weiteren möchte ich Sie bitten, seinen Namen zu ändern, damit er sich nicht wie ein Außenseiter fühlt. Ich möchte, dass er in dem Bewusstsein aufwächst, zu einer Familie zu gehören.«
»Um Himmels willen, Jessica, so dürfen Sie nicht reden! Es wird Ihnen nichts geschehen.«
»Ich muss Vorkehrungen treffen, falls doch etwas geschieht. Das bin ich Caleb schuldig.«
Josey nickte. »Wir werden ihn adoptieren«, versprach sie. »Ich gebe Ihnen mein Wort darauf.«
Jessica nahm ihre Hand. »Ein letztes Versprechen noch, Josey, damit ich in Ruhe ziehen kann: Bitte, lassen Sie meinen Jungen nie im Stich!«
26
Daniel stand vor einigen sehr schwierigen
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