Leg dein Herz in meine Haende
nicht...«
»Was hätten Sie dann nicht?«
»Dann hätte ich Sie nicht belogen!«, rief sie. »Ich bin nicht Ihre Zeugin. Ich habe es nur gesagt, um Rebecca und Jessica zu schützen. Es war falsch von mir, das weiß ich jetzt. Es tut mir Leid. Bitte seien Sie mir nicht böse. Werde ich lange im Gefängnis bleiben müssen?«
»Sie werden überhaupt nichts ins Gefängnis gehen«, murmelte er.
»Aber ich habe einen Vertreter des Gesetzes angelogen.«
»Sie haben alle drei nichts anderes getan, als uns zu belügen«, meinte er. »Ich weiß wirklich nicht mehr, wem ich glauben soll.« »Ich sage jetzt die Wahrheit. Ich war nicht in der Bank.«
»Es ist mir egal, ob Sie dort waren oder nicht. Der Richter hat befohlen, Sie alle drei nach Blackwater zu bringen, und dahin werden wir fahren, sobald die Kutsche eintrifft.«
»Warum fahren die anderen hin?«
»Ich sagte doch gerade, dass Richter Rafferty Sie alle drei dort sehen will.«
»Wird er mich wegen meiner Lügen ins Gefängnis stecken?«
Die Vorstellung von ihr hinter Gittern war so absurd, dass sein Ärger ein wenig nachließ.
»Sie haben dringendere Sorgen als das Gefängnis. Kommen Sie. Sie werden oben in Ihrem Zimmer warten, bis die Kutsche eintrifft.«
Sie schüttelte den Kopf. »Wenn ich schon hinfahren muss ...«
»Sie müssen.«
»Dann will ich nicht auf eine Kutsche warten. Könnten wir nicht reiten? Der Sheriff sagte, es ginge schneller, weil wir dann Abwege nehmen könnten.«
Daniel lächelte. »Abkürzungen«, berichtigte er sie.
Eine stämmige ältere Dame drängte sich durch die Menge bis zu Grace. Daniel bemerkte sie aus dem Augenwinkel und stellte sich vor seinen Schützling.
»Ich bitte um Verzeihung«, begann die Dame. »Gehen Sie mir bitte aus dem Weg, Sir. Ich möchte Lady Winthrop sprechen.«
Grace gab Daniel einen kleinen Schubs und trat vor. »Guten Morgen«, grüßte sie.
Die Frau machte einen ungeschickten Knicks vor ihr. »Ich freue mich, Sie kennen zu lernen«, sagte sie. »Ich bin Winifred Larson«, erklärte sie errötend. »Und ich konnte gar nicht anders, als auf Ihren wunderschönen Hut zu starren.
Könnten Sie mir sagen, wo Sie ihn gekauft haben? Ich hätte gern auch so einen. Würde es Sie stören, wenn ich ihn mir genauer ansehe?«
Grace lächelte und überreichte Winifred den mit Spitze und Blumen besetzten Strohhut, den zwei purpurrote Federn schmückten.
»Er ist fantastisch«, schwärmte Winifred. »Ich muss unbedingt so einen haben. Ich habe ein purpurrotes Kleid im gleichen Farbton, und der Hut würde wunderbar dazu aussehen.«
Ein großer, dünner Mann kam zu ihnen herüber, und rasch stellte Winifred ihn vor. »Das ist Lionel, mein Mann«, erklärte sie und flüsterte ihrem Mann dann zu, sich vor Lady Winthrop zu verbeugen.
»Das ist nicht nötig«, meinte Grace.
»Wären Sie so freundlich, mir zu sagen, wo Sie dieses bezaubernde Modell gekauft haben?«, bat Winifred noch einmal.
Grace lächelte. »Ich habe nur den Hut gekauft und ihn selbst verziert.«
»Dann gibt es keinen zweiten auf der Welt wie diesen hier?«
»Ich weiß, wo das hinführt«, warf ihr Mann lachend ein.
Grace verstand nicht. »Verzeihen Sie?«
»Wenn Winifred sich in den Kopf gesetzt hat, dass sie etwas haben will ...«
»Würden Sie mir den Hut verkaufen?«, fragte Winifred. »Es würde mich unendlich glücklich machen, ein Lady-Winthrop-Modell zu besitzen. Ich muss diesen Hut einfach haben. Wie viel wollen Sie dafür? Fünf Dollar? Wäre das genug?«
Grace war fassungslos. Sie schaute Daniel an, um zu sehen, wie er reagierte, und lächelte, als sie seine verblüffte Miene sah.
»Eigentlich hatte ich nicht vor, ihn zu verkaufen, Mrs Larson ...«
»Es ist ein Original, Liebling«, flüsterte Lionel. »Du musst ihr mehr anbieten.«
»Ja, ja, du hast ja Recht! Zehn Dollar also. Würde das genügen?«
Daniel beschloss, dass es Zeit wurde, sich einzumischen. Grace war errötet, und er war ziemlich sicher, dass ihr die Situation peinlich war.
»Ich glaube nicht, dass die Dame ...«
»Er gehört Ihnen«, rief Grace. »Für zehn Dollar.«
Lionel gab ihr rasch das Geld. Sie steckte es ein, wünschte Winifred viel Spaß mit ihrem neuen Hut und verabschiedete sich von den beiden.
»Sollten wir jetzt nicht zu den Ställen gehen?«, fragte sie Daniel.
Das Funkeln in ihren Augen war ein Zeichen dafür, dass sie fest entschlossen war, ihren Willen durchzusetzen. »In Ihrem Zustand sollten Sie nicht reiten. Sie sollten bequem in
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