Leg dein Herz in meine Haende
antwortete sie.
»Die Dame braucht ein Pferd«, rief Daniel. Er sattelte gerade sein eigenes, einen schönen grauen Hengst mit einem erstaunlich ausgeglichenen Charakter, aber er ließ auch Grace nicht aus den Augen.
Sie wirkte hier völlig fehl am Platz. »Rosa Seide«, murmelte er kopfschüttelnd. So, wie sie gekleidet war, mit diesem auf absurde Weise femininen Hut und diesen unpraktischen Lederschuhen, gehörte sie in einen eleganten Salon. Aber Harry schien sie zu gefallen. Der Mann starrte sie hingerissen an und versuchte, noch näher an sie heranzutreten. Wahrscheinlich, weil sie so gut riecht, dachte Daniel, aber Harrys Gründe kümmerten ihn nicht. Er wollte nur, dass er Grace in Ruhe ließ.
»Wie wäre es, wenn du der Dame ein Pferd holen würdest, Harry?«, rief Daniel, und seine Stimme klang schärfer, als er beabsichtigt hatte.
»Ihr Mann ist aber sehr besitzergreifend«, flüsterte Harry, bevor er sich zu Daniel umwandte. »Ich werde Ihrer Frau das beste geben, das ich habe.«
Einige Minuten später kam Harry mit einem mageren Wallach zurück, der so aussah, als ob er keinen einzigen Zahn mehr hätte. Das arme Tier hätte längst sein Gnadenbrot verdient, dachte Grace mitleidig.
Nach einem Blick auf diese bedauernswerte Kreatur lehnte sie höflich ab. »Nein, danke.«
Harry rieb sich das Kinn, während er überlegte, welches seiner anderen Pferde er ihr zeigen sollte. »Ich habe diesen Mietstall erst vor kurzem von meinem Bruder übernommen und kenne mich mit den Tieren noch nicht so gut aus«, murmelte er. »Aber ich erinnere mich an eine hübsche kleine Stute. Die wird Ihnen bestimmt gefallen«, versprach er, als er sich abwandte und davoneilte. »Man könnte sagen, dass ich das Beste bis ganz zum Schluss aufgehoben habe.«
Grace lehnte auch die kleine Stute höflich, aber entschieden ab.
»Was haben Sie denn gegen dieses Tier?«, wollte Harry wissen.
»Sie ist zu schwach«, erklärte Grace. »Sie gehört zum Grasen auf die Weide. Mit diesen spindeldürren Beinen hätte sie ja nicht einmal genügend Kraft für einen Ausritt durch den Park. Darf ich mir die anderen Pferde ansehen?«
Harry straffte ärgerlich die Schultern. »Nein, das dürfen Sie nicht. Sie bleiben hier, und ich bringe Ihnen das beste Tier, das ich habe.«
Grace hielt es für keine gute Idee, Harry daran zu erinnern, dass er ihr das >beste< bereits gezeigt hatte. Geduldig wartete sie ab, und als er ihr einen weiteren mageren Klepper zeigte, schüttelte sie den Kopf.
Harry hob resignierend die Hände. »Dann gehen Sie, und sehen Sie sich in Gottes Namen selber um, Ma’am. Sie können sich aussuchen, was Sie haben wollen.«
Sie brauchte nur ein paar Minuten, um ein gesundes Pferd zu finden - eine kräftige Stute, die Harry in einer der hinteren Boxen versteckt hatte.
Harry versuchte prompt, sie umzustimmen. »Ich gestehe Ihnen ja zu, dass sie ein hübsches Tier ist, aber für eine
Dame ist sie viel zu temperamentvoll«, erklärte er. »Sie werden doch nicht zulassen, dass die Dame dieses Pferd reitet?«, wandte er sich an Daniel.
»Grace?«
»Ja, Daniel?«
»Glauben Sie, dass Sie mit ihr fertig werden?«
»Ja.«
»Nun ja, sie wird Sie hinbringen, wo Sie hinwollen«, gab Harry zu. »Aber ...«
Grace hob ihre behandschuhte Hand und kraulte die Stute hinter den Ohren.
»Sie ist wunderschön. Wir werden uns gut verstehen. Wie heißt sie?«
»Verdammt.«
Grace machte große Augen. »Harry, wenn Sie sie nicht verkaufen wollen, dann sagen Sie es doch einfach. Es ist nicht nötig, dass Sie fluchen.«
»Ich fluche nicht. Es ist ihr Name«, sagte er. »Ihr früherer Besitzer hat mir ihren Namen erst genannt, als der Handel schon perfekt war. Ich sage Ihnen, wie es ist. Sie heißt »Verdammte«
»Das gefällt mir nicht«, erklärte Grace. »Ich werde sie Daisy nennen.«
Harry verdrehte die Augen. »Ich glaube, Sie verstehen nicht Ma’am. Sie können sie nennen, wie Sie wollen, aber sie hört nur auf >Verdammt<. Wollen Sie sie noch immer kaufen?«
»Ja, bitte. Daniel, ist sie nicht entzückend?«
Daniel versuchte, nicht zu lachen. Als Harry ihnen den Namen des Pferdes genannt hatte, war Grace errötet. Aber sie fand Verdammt >entzückend<, und er erhob keine Einwände, denn er wollte endlich fortkommen.
Nachdem Daniel Pferd und Sattel bezahlt hatte, kamen Harry von neuem Zweifel.
»Sind Sie sicher, dass Ihre Frau mit einem so temperamentvollen Tier zurechtkommt?«
»Natürlich ist er sicher«, antwortete Grace,
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