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Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Titel: Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Tobias gegen das Rauschen an. »So viel Wasser hätte das Dach ohne die Pfannen garantiert nicht ausgehalten!«
    Es verschaffte mir ein leises Gefühl von Genugtuung, ihn das sagen zu hören. Endlich sah jemand ein, dass ich nicht grundlos Panik verbreitet hatte!
    »Wir könnten eigentlich reingehen«, sagte Tobias.
    Ich nickte. Ja, das könnten wir. Es gab da zwar noch ein paar Dinge, die unbedingt geklärt werden mussten – zum Beispiel, wer zum Teufel diese Vanessa war –, aber es konnte nicht schaden, bis dahin die nassen Sachen auszuziehen und eine schöne heiße Tasse Tee zu trinken.
    Doch dann erschrak ich heftig. Sophie! Die hatte ich völlig vergessen! Sie war immer noch unterwegs! Ich rannte ins Haus, um mein Handy zu checken. Hastig schaltete ich es ein. Neben den ganzen Anrufen und SMS von Tobias gab es zwei Anrufe von Wolfgang Besser auf der Mailbox (»Ich erreiche Sie einfach nicht, auch nicht auf dem Festnetz. Also habe ich vorhin Tobias Anders angerufen und ihm die gute Nachricht übermittelt, ich weiß ja, dass Sie wegen unseres Falles in Kontakt stehen. Vielleicht erreicht er Sie schneller als ich – es soll heute Regen geben. Auf Wiedersehen, und alles Gute für Ihr Dach!«), und einen von Ines (»Das ist jetzt aber dumm, dass bei dir nur die Mailbox läuft, ich dachte, wir könnten noch mal über die Kompetenzverteilung bei unserer geplanten Jubiläumszeitung reden. Eigentlich hast du viel mehr Zeitungserfahrung als ich, schließlich bist du Zeitungsredakteurin. Und zwar eine ganz tolle, ich habe heute Morgen deinen neuen Artikel gelesen. Du kriegst das bestimmt alleine viel besser hin als mit mir!«)
    Keine Nachrichten von Sophie. Als ich ihre Nummer wählte, ging nur die Mailbox dran.
    »Ich muss sofort los, sie suchen!«, sagte ich völlig aufgelöst zu Tobias, nachdem ich ihm von ihrer eigenmächtigen Aktion erzählt hatte. Es brach nur so aus mir heraus. »Ihr könnte was zugestoßen sein! Was bin ich nur für eine Mutter?! Ich fasse einfach nicht, dass ich das stundenlang so total verdrängen konnte! Das arme Mädchen war sowieso die ganze Zeit schon durch den Wind, wegen Daniel, und heute hat sie bestimmt von Benny die Sache über Lucy erfahren. Ich wette, dass Daniel der Vater von dem Kind ist, das hat ihr den Rest gegeben!«
    »Wer ist Daniel? Und wer ist Lucy? Und welches Kind?«
    »Das ist kompliziert«, sagte ich verzweifelt.
    »Ich bin spezialisiert auf die Aufklärung komplizierter Sachverhalte. Du kannst es mir unterwegs erklären. Ich fahre, und du erzählst.«
    Sophie hatte drei beste Freundinnen, sie hießen Melissa, Annika und Jennifer, und ich wusste auch, wo sie wohnten, weil ich Sophie schon oft genug dort hingefahren und wieder abgeholt hatte. Nur die Nachnamen vergaß ich dauernd oder warf sie mit denen von Benedikts Freunden durcheinander, und die Telefonnummern kannte ich erst recht nicht, weshalb mir nichts anderes übrig blieb, als direkt vor Ort nachzusehen, ob Sophie sich zufällig dort aufhielt.
    Während wir durch den prasselnden Regen zur ersten infrage kommenden Anlaufstelle fuhren, blickte Tobias mich von der Seite an. »Wie war das jetzt mit dem Vater und dem Kind und Lucy?«
    Vorsichtig erwiderte ich seinen Blick. »Vielleicht erklärst du mir zuerst, wieso sich diese Vanessa für dein frisch bezogenes Bett interessiert.«
    Er lächelte ein wenig. »Du bist eifersüchtig!«
    »Kein bisschen«, behauptete ich würdevoll. »Das ist überhaupt nicht meine Art.« Es hätte deutlich selbstbewusster klingen können, aber das Problem war, dass ich durch und durch verunsichert war. Und mich außerdem fühlte, als sei ich aus dem Gulli gekrochen, von Kopf bis Fuß durchnässt vom Regen. Das Wasser quietschte sogar in meinen Schuhen, wenn ich die Füße bewegte.
    »Mit Vanessa bin ich demnächst verwandt«, sagte Tobias. »Nächsten Monat heiratet sie nämlich meinen kleinen Bruder.«
    »Den in Kanada?«, fragte ich, vor Erleichterung unauffällig seufzend.
    »Genau den, zumal es mein einziger Bruder ist«, bestätigte Tobias. »Sie fliegt morgen zu ihm, und ich soll sie zum Flughafen bringen. Ihr Flieger geht schon um vier Uhr früh, weshalb sie auch heute bei mir übernachtet. Sie im Bett, ich auf dem Sofa, falls du dazu noch Fragen hast.« Reumütig blickte er mich an. »Ich hatte total vergessen, dass sie sich für heute Vormittag bei mir angesagt hatte. Die letzten Tage hatte ich nur eine einzige Sache im Kopf.«
    »Äh … was denn?«
    »Dich«, sagte er leise.

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