Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)
Vollkommenheit hat
Spike kam übermütig aus dem Garten angesprungen, das Fell vom Buddeln verdreckt. Er warf mir etwas vor die Füße, das klirrend auf den Steinplatten der Einfahrt landete.
Ich hob das kleine Fundstück auf und staunte nicht schlecht, als ich es wiedererkannte.
»Was ist das?«, wollte Tobias wissen.
»Mein allererster Hausschlüssel. Den hab ich vor … warte mal … achtunddreißig Jahren beim Spielen verloren. So lange muss er im Garten vergraben gewesen sein.« Ich tätschelte Spike zwischen den Ohren. »Guter Hund! Dass du den gefunden hast!«
Spike bellte begeistert und rannte zurück in den Garten, um seine Grabungen fortzusetzen.
»Fahren wir jetzt?«, rief meine Mutter entnervt aus dem Wagen. Sie und Helga saßen ziemlich beengt nebeneinander auf der Rückbank.
»Sofort!«, rief ich zurück. »Ich will nur eben was testen!« Ich lief zur Haustür und probierte den Schlüssel aus, und erstaunlicherweise funktionierte er noch. Nachdenklich betrachtete ich zuerst den Schlüssel und dann die Haustür. Sie sah zwar noch einigermaßen solide aus, war aber doch ein bisschen abgeschabt. Hm, bald würde ich eine nette Geldsumme bekommen, denn für Tote Mädchen küssen nicht stand ein Verlagsvertrag ins Haus, erst gestern hatte ich das mit Berit gefeiert und auf Alicia angestoßen.
Zog man in Betracht, wie viele Jahre die Haustür schon auf dem Buckel hatte … Und der Zaun hatte auch schon bessere Tage gesehen …
Noch während ich das dachte, schüttelte ich, über mich selbst lächelnd, den Kopf. Eins nach dem ande-ren.
Tobias trat zu mir und umarmte mich. »Wenn du so vor dich hinträumst, bist du unwiderstehlich«, flüsterte er mir ins Ohr, und dann küsste er mich.
Hatte ich vorhin wirklich geglaubt, den perfekten Moment zu erleben? Ich hatte mich geirrt. Es war dieser.
FRAU WEHRT SICH – MANN IM KRANKENHAUS!
Eine böse Überraschung erlebte gestern der mehrfach wegen Körperverletzung vorbestrafte Arbeitslose Olaf Z. bei dem Versuch, seine ehemalige Freundin Janin B. mit Faustschlägen zu zwingen, ihn wieder in ihr Leben und ihre Wohnung zu lassen. Der 100-Kilo-Muskelprotz hatte die Rechnung ohne die zierliche Haarstylistin gemacht – diesmal wehrte sich die junge Mutter gegen die Prügelattacke ihres aggressiven Ex! Offenbar inspiriert von dem Film »Genug« mit Jennifer Lopez (Foto), hatte Janin B. sich dem harten Drill eines mehrmonatigen Selbstverteidigungskurses unterzogen. Und das mit Erfolg: Olaf Z. musste mit einem Nasenbeinbruch, angeknacksten Rippen, einem ausgeschlagenen Schneidezahn und einer bösen Hodenprellung ins Krankenhaus. Außerdem erwartet ihn eine mehrjährige Haftstrafe, weil das Gericht seine Bewährung kassiert hat.
DAS BLATT fragte die junge Frau, woher sie den Mut nahm, sich zu wehren.
»Mut brauchte ich bloß, um ihn das erste Mal rauszuwerfen«, bekennt die zarte 26-jährige. »Zusätzlich hat eine Bekannte mir Ansprechpartner vermittelt, wo Frauen sich Hilfe holen können. Und dann habe ich mit Karate angefangen, das möchte ich unbedingt weiterempfehlen! Alle Frauen sollten so was können!«
Schlechte Aussichten für Brutalos wie Olaf Z.!
WER KENNT DIESEN MANN?
Santo Domingo/ Berlin.
Ohne Kleidung, ohne Papiere und vor allem ohne Gedächtnis wurde bereits vor Wochen ein etwa sechzigjähriger, apathisch herumirrender Deutscher (Foto) am Strand von Santo Domingo aufgegriffen. Er kennt weder den eigenen Namen noch den Ort seiner Herkunft. Die Behörden vermuten, dass seine Erinnerung bei einem Sturz ausgelöscht wurde. Zeugen wollen ihn wiederholt auf Dächern unterschiedlicher Gebäude gesehen haben, doch diesbezügliche Ermittlungen brachten keine Erkenntnisse über die Identität des Mannes. Anfang der Woche wurde er auf Veranlassung des Auswärtigen Amts und in Begleitung eines von den Behörden eingesetzten Betreuers nach Berlin überstellt, wo er sich seither in klinischer Behandlung befindet. Mögliche Angehörige oder Bekannte des Mannes werden gebeten, umgehend das Auswärtige Amt zu kontaktieren oder sich mit der nächsten Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen.
Über die Autorin
Eva Völler hat sich schon als Kind gern Geschichten ausgedacht. Trotzdem hat sie zuerst als Richterin und später als Rechtsanwältin ihre Brötchen verdient, bevor sie Juristerei und Robe schließlich endgültig an den Nagel hängte.
»Vom Bücherschreiben kriegt man auf Dauer einfach bessere Laune als von Rechtsstreitigkeiten. Und man kann jedes
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