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Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Titel: Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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nicht weißt.«
    Jens wurde schlagartig ernst. Sein Gesicht legte sich in griesgrämige Falten. »Natürlich arm im Sinne von arme Schweine«, sagte er. »Also finanziell arm. Was hast du denn gedacht?«
    »Zum Beispiel arm im Sinne von arm dran sein«, sagte ich. »Etwa Frauen, die Opfer von häuslicher Gewalt oder Misshandlung sind. Man sagt ja auch die arme Frau . Mit Geld hat das dann nichts zu tun.«
    Jens schnalzte mit der Zunge und zückte einen Stift. »Warte, das ist gut, ich schreib’s mir schnell auf, sonst vergesse ich es. Was ist das Gegenteil von einer Blondine? Arm ab .« Er blickte auf und strahlte. »Verstehst du? Eine Blondine ist arm dran. Das Gegenteil von einer Blondine wäre also Arm ab.« Er hielt nachdenklich inne. »Vielleicht doch nicht ganz so witzig, oder?«
    Die Antwort darauf sparte ich mir.
    *
    Berit rollte ein paar Spaghetti Alfredo auf. »Es gibt noch andere Zeitungen in der Stadt«, sagte sie. »Vielleicht solltest du dich einfach mal bewerben.«
    »In meinem Alter?« Ich lachte hohl.
    »Du warst nie besser als jetzt! Deine Artikel sind super!«
    »Ja, sofern sie länger sind als ein Parkzettel.« Bei Parkzettel fiel mir das Knöllchen wieder ein, das vorhin, als ich den Wagen umparken wollte, hinter dem Scheibenwischer gesteckt hatte. Nach dem ersten Versuch hatte ich zwar einen neuen Parkplatz gefunden, aber leider wieder nur in der Anwohnerzone. Irgendwo in der Stadt musste heute ein ganzes Nest von Ordnungshütern ausgeschwärmt sein.
    Berit und ich saßen bei unserem Lieblingsitaliener Luigi, nur einen Steinwurf vom Zeitungsgebäude entfernt. Berit war Sachbearbeiterin bei einer Krankenversicherung, die sich ebenfalls ganz in der Nähe befand. Unsere Mittagspausen verbrachten wir hin und wieder zusammen.
    »Trotzdem, es geht nicht an, dass du dich von diesem Blödmann die ganze Zeit mobben lassen musst«, sagte Berit. »Du solltest ihm klipp und klar sagen, dass du rechtliche Schritte in Erwägung ziehst.«
    Berit liebte solche Formulierungen, so wie sie auch ihren Job bei der Krankenkasse liebte. Kein Wunder, sie hatte einen netten Vorgesetzten, dessen Sinn für Humor sich darauf beschränkte, die drolligen Sprüche seines zweijährigen Sohnes komisch zu finden. So sehr, dass er das gerne im Büro nachahmte, auch bei ganz normalen Unterhaltungen, was manchmal zu Äußerungen führte wie Pappa geht jetzt Happa machen ; auch nicht unbedingt mein Fall, aber allemal besser als Bitte umdrehen .
    »Jens ist ein Kotzbrocken«, bestätigte ich. »Aber im Großen und Ganzen ist es noch auszuhalten, alle anderen sind ja auf meiner Seite, und das weiß er. Blödmänner gibt es in jeder Firma, auch als Chefs. Außerdem lässt er mir bei meinem Job freie Hand, das ist nicht zu unterschätzen. Ich würde nur gerne … mehr machen.«
    »Was meinst du mit mehr ? Du arbeitest doch schon so viel!«
    »Nicht unbedingt mengenmäßig mehr. Aber dafür über anspruchsvollere Themen schreiben. Artikel, für die man vielleicht auch mal ein bisschen Hintergrundrecherche betreiben muss. Das, was bei der Tagespresse über den bloßen Bericht hinausgeht.«
    »Wo wir gerade über anspruchsvolleres Schreiben reden …« Berit senkte die Stimme, sie wusste, dass das vertraulich war. »Macht dein Buch Fortschritte?«
    Ich merkte, wie ich rot wurde. Vorsichtig nickte ich. »Die Kapitelplanung steht, die Figurenbiografien auch. Zwei oder drei der Charaktere muss ich noch etwas überarbeiten, aber das ist nur der letzte Schliff. Ich will das Exposé bald ins Reine schreiben und mich dann nach einer Agentur erkundigen.«
    Bislang unterlag das Projekt noch strengster Geheimhaltung. Ich hatte nicht mal den Kindern erzählt, dass ich einen Thriller schreiben wollte. Nur Berit wusste von meinem kühnen Plan. Und seit heute Morgen auch Spike, aber der konnte es niemandem verraten, es sei denn, ich ließ noch einmal zu, dass er Teile meiner Ideensammlung zwischen die Zähne kriegte.
    »Das wird bestimmt ein Bestseller«, sagte Berit überzeugt. »Dann kannst du bei der Zeitung kündigen und schreibst jedes Jahr ein Buch.«
    Sie traute mir den Erfolg blind zu, obwohl sie bisher von meinem Roman nur den sogenannten Pitch kannte, also die Grobzusammenfassung.
    Die vom Leben benachteiligte Journalistin Alicia bringt sich und ihre Kinder mehr schlecht als recht über die Runden. Als sie eines Tages Zeugin wird, wie ihr Chef umgebracht wird, gerät ihr Leben aus den Fugen. Wer hatte ein Interesse am Tod des reichen

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