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Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Titel: Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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hyperventilieren. Oder wenigstens nach Luft schnappen. Auf jeden Fall tief durchatmen. Und endlich aufhören zu schwitzen. »Gern, warum nicht?«
    Ich kam mir vor wie die Göttin der Grundschuld, als ich neben ihm her durch die Schalterhalle zum Ausgang schwebte. Aller Augen ruhten auf uns, ich sah die Frau, die dem Bankräuber das Geld in die Tasche gesteckt hatte, und auch die junge Auszubildende, die Probleme mit dem Entziffern der räuberischen Notizen gehabt hatte. Sie fixierten mich, als hätte ich den Jackpot geknackt. Und genauso fühlte ich mich auch.
    Das Café war um die Ecke, ein kleines Bistro, wo es ungefähr tausend Kaffeevariationen gab.
    Ich wählte Latte macchiato. Unter den warmen und aufmerksamen Blicken von Harald Kleinlich zerschmolz ich innerlich wie die kleine Kakaokugel, die es als Zutat zum Einrühren gab.
    Wir unterhielten uns, aber ich hatte keinen blassen Schimmer, worüber wir redeten. Ich erzählte einfach nur, was mir gerade in den Sinn kam, in der Hoffnung, dass es halbwegs zu dem passte, was er sagte. Ab und zu lachte er, anscheinend hatte ich den richtigen Ton getroffen. Oder absolut den falschen, was erst recht komisch war? Doch egal, die Stimmung war gut. Ich fühlte mich unglaublich geborgen in seiner Gegenwart und hätte nichts dagegen gehabt, den ganzen Tag mit Harald (ja, ich war schon wieder beim Vornamen) dort zu sitzen, doch dann klingelte sein Handy. Er musste zu einem dringenden Kundengespräch zurück in die Bank.
    »Geschäfte«, sagte er bedauernd, nachdem er für uns beide gezahlt hatte. Lächelnd gab er mir zum Abschied die (ringlose!) Hand. »Vielleicht können wir das gelegentlich wiederholen«, sagte er.
    »Gerne«, sagte ich inbrünstig.
    Den Rest des Tages verbrachte ich wie auf Wolken.
    *
    Freitag 10.00 Uhr
    Mail von Annabell an Berit
    Betreff: Es geht los!
    Hallo Süße,
    hoffe, Du hast netten Kurzurlaub mit R., Wetter ist ja prächtig!
    Zum Glück auch bei uns: Heute geht es los! Erste Baumaßnahme schon in vollem Gange. Vor einer Stunde kam Fritz Jück überraschend mit riesigem Laster und vier Leuten. Gerüst wächst gerade quasi vor meinen Augen am Haus hoch, während ich im Wohnzimmer sitze und das hier schreibe.
    Eigentlich sollte es mit dem Dach erst Montag losgehen, aber Fritz Jück meinte, der Bauherr, bei dem er heute eigentlich arbeiten sollte, sei letzte Nacht plötzlich gestorben, da wäre Dachdecken pietätlos, deshalb hätte er meinen Bau kurzfristig vorgezogen. Soll mir recht sein, umso schneller wird alles fertig.
    Blöd nur, dass heute Bennys Party ist. Meine Mutter hat gerade angefangen, indisch zu kochen. Riecht seltsam. Muss rüber in die Küche. Melde mich später noch mal.
    Gruß und Kuss, A.
    Ich klappte meinen Laptop zu und zuckte beim Aufstehen zusammen – Rock Hudson, in Lebensgröße direkt hinter dem Sofa hockend, war immer noch gewöhnungsbedürftig, manchmal fühlte ich mich regelrecht beobachtet.
    Als ich zur Küche ging, läutete es an der Haustür. Ich machte auf, ein dunkelhaariger Junge in Benedikts Alter stand draußen.
    »Hi, ich wollte zu Benny.« Er rief es laut, um den Radau zu übertönen, den die Dachdecker beim Gerüstbau veranstalteten.
    »Die Party ist erst heute Abend«, schrie ich.
    »Weiß ich. Ich komme, um mir das Auto anzugucken.« Erklärend rief er: »Ich bin Daniel.«
    Das hatte ich völlig vergessen. »Freut mich, dass du dir die Zeit dafür nimmst.«
    »Kein Problem.« Er ging zur Treppe.
    »Benny hat sein Zimmer jetzt im Keller«, rief ich, schon auf dem Sprung in die Küche.
    Hier war es noch lauter, denn die Terrassentür stand offen, weil Timo im Garten war, ebenso wie Spike, der kläffend umhersprang und nach Gegenständen suchte, die er verschleppen konnte.
    Meine Mutter stand vor dem Herd und rührte in der neuen Pfanne. Es roch durchringend nach Curry und anderen asiatischen Gewürzen, aber soweit ich es beurteilen konnte, war noch nichts angebrannt.
    Auf dem Tisch ausgebreitet lagen platt gewalzte Rechtecke aus Teig, und daneben ein Stapel ausgedruckter Rezepte mit so exotischen Namen wie Pakora, Samosa, Paratha und Laddus.
    »Ich komme schon klar«, rief meine Mutter unaufgefordert. Der Schweiß lief ihr in Strömen über das Gesicht, sie war im wahrsten Sinne des Wortes völlig aufgelöst. Aus ihrem Blick sprach nackte Panik.
    In der offenen Terrassentür erschien einer der Dachdecker. »Ich müsste mal Ihre Toilette benutzen.«
    »In der Diele, die Tür neben dem Eingang«, sagte ich.
    Er

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