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Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Titel: Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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weglaufen, aber meine Füße schienen mit dem Sand verwachsen zu sein. Ich kam nicht vom Fleck.
    Ein paar Liegen weiter richtete sich eine Gestalt auf, vielleicht der Stuntman. Doch bei genauerem Hinsehen erkannte ich Fritz Jück. Er trug eine rote Baseballkappe und eine dazu passende knallrote Badehose mit dem Aufdruck Jück mich .
    »He!«, rief ich, einerseits entsetzt, weil ich am Sand festklebte, andererseits erfreut, weil ich ihn gefunden hatte. Jetzt würde ich das Geld von ihm zurückverlangen! Der sollte mich kennenlernen!
    Doch er stand nur seelenruhig auf, zeigte mit dem ausgestreckten Mittelfinger auf das Jück mich und schlenderte vondannen. Gleich darauf gesellte sich das Frettchen zu ihm. Er hatte eine Plastiktüte voller Geld dabei, und unterm Arm trug er sein Notizbuch. Während die beiden hinter einer Düne verschwanden, tauchte von irgendwoher meine Schwiegermutter auf.
    »Sieh nur, das Wasser weicht bis zum Horizont zurück«, sagte sie. »Das bedeutet, es gibt gleich einen Tsunami. Hier wird kein Stein auf dem anderen bleiben!« Sie fasste nach meiner Hand und versuchte, mich mit sich zu ziehen, doch ich schien zehn Tonnen zu wiegen, wir würden uns niemals rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Um uns herum hatte die Erde begonnen sich zu bewegen, klaftertiefe Abgründe taten sich im Sand auf, Liegen und Sonnenschirme versanken in der Tiefe. Ein tosender Wind erhob sich, während weit draußen auf dem Meer die turmhohen Wogen des Tsunami näherkamen.
    »Lasst uns in die Strandbar gehen und ein Steak essen!«, hörte ich meine Mutter rufen. Sie trug einen lila gemusterten Pareo und einen breitrandigen Strohhut, und in der Rechten hielt sie ein hohes, eisbeschlagenes Glas mit einem wodkahaltigen Cocktail.
    »Der Tsunami wird sie mitreißen, sie ist einfach zu leichtsinnig«, sagte Helga. »Aber dich werde ich retten, und wenn es mich selbst das Leben kostet!« Sie ächzte und fasste sich mit schmerzverzerrter Miene ins Kreuz, weil sie mich trotz aller Kraftanstrengungen nicht von der Stelle bekam.
    Der brausende Tsunami ließ den Strand erzittern, die Wellen türmten sich bis zum Himmel und wurden dann zu herabstürzenden Wassermassen, die mich zu verschlingen drohten. Helga und meine Mutter waren plötzlich weg, dafür sah ich nur ein paar Schritte weiter mein Haus. Entweder war es von daheim in die Karibik versetzt worden, oder ich hatte den Tsunami mit nach Hause genommen. Wie auch immer, gleich wäre alles zu spät. Die Wogen würden auf das nackte Dach niedergehen und das ganze Haus durchspülen. Es war verloren!
    Eine Welle packte mich und trug mich mit sich fort, und während ich nach Luft schnappte, wurde ich gegen die Mauern des Hauses geschleudert. Ich versuchte noch, mich mit den Beinen dagegenzustemmen, doch vergebens – mein Kopf schlug hart gegen die Verstrebungen des Gerüsts. Es war fast, als würde das Haus qualvoll aufschreien, als es von der schieren Gewalt des hereindonnernden Wassers auseinandergerissen wurde, doch dann merkte ich, dass ich selbst es war, die diesen unmenschlichen, grauenerfüllten Schrei ausstieß.
    Zum Glück wurde ich im selben Augenblick wach.
    *
    Mir war sofort klar, dass es mich erwischt hatte. Zwar kein Tsunami und auch nicht die Wechseljahre (obwohl – Letzteres konnte man nicht wissen!), dafür aber eine handfeste Grippe. Mir dröhnte der Kopf, mein Hals war zugeschwollen, und mein ganzer Körper tat so weh, als hätte mich tatsächlich eine Monsterwelle durch die Gegend geschleudert. Ich schaffte es kaum, ins Gästeklo zu wanken, beim Gehen musste ich mich an den Wänden abstützen. Einer der Maler lief mir über den Weg und zeigte mir ein paar Tapetenmuster. »Wollen Sie lieber diese Farbe oder die hier?«
    Für mich sahen sie alle gleich aus. »Egal«, krächzte ich.
    Ich war froh, als ich nach meinem kurzen Abstecher aufs Klo zurück aufs Sofa konnte, und nicht einmal das Hämmern und Bohren im Obergeschoss hinderte mich daran, wieder einzuschlafen. In meinem nächsten Fiebertraum erschien mir Helga, unter dem rechten Arm das Bügelbrett, unter dem linken einen gewaltigen Wäschekorb.
    »Musst du nicht zur Arbeit?«, fragte sie mich missbilligend. Ich fuhr hoch und stellte fest, dass es kein Traum war.
    »Ich wollte eigentlich hier im Wohnzimmer bügeln. Aber ich kann natürlich auch in die Küche gehen, wenn du heute länger schlafen willst.«
    »Grgk«, krächzte ich, was so viel heißen sollte wie krank .
    Sie stellte den Korb ab und

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