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Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Titel: Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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stoße ich die Luft aus und lasse mich in meinen Sitz sinken. Funkelnde Lichter, strahlende Wolkenkratzer, genau so, wie mein Vater es mir in den paar Nächten pro Jahr, die er bei uns verbringen durfte, immer beschrieben hat. Aus der Ferne sehen sie wunderschön aus.
    »Okay«, sagt Kaede. »Ich hoffe, ich verschwende hier nicht bloß Treibstoff für nichts. Day, wir sind doch noch auf dem Weg nach Denver, oder?«
    »Ja«, antworte ich.
    »Wie sieht der Plan aus?« Junes Stimme klingt noch immer schwach, aber dahinter lauert eine brennende Entschlossenheit, so als ahnte sie, dass etwas Bedeutungsvolles passieren wird. Sie weiß, dass sich etwas in mir verändert hat.
    Eine seltsame Ruhe erfüllt mich. »Wir fliegen zum Capitol Tower. Ich werde der Republik meine Unterstützung für Anden verkünden.«

JUNE
    Ein paar Minuten bis zur Grenze der Republik also. Bei unserer aktuellen Geschwindigkeit (gut und gerne achthundert Meilen pro Stunde; wir haben alle die abrupte Druckveränderung gespürt, als unser Jet die Schallmauer durchbrach – so als würden wir aus einem tiefen Schlammloch gezogen) müsste das bedeuten, dass wir nur noch etwa zwei Dutzend Meilen von der Front entfernt sind und ein paar Hundert von Denver. Day erzählt mir alles, was er von Kaede erfahren hat, über die Patrioten und Razors Verrat, über Eden und den Entschluss des Kongresses, den Elektor auszuschalten. Alles, was ich schon selbst herausgefunden hatte, und noch mehr. Ich war wie benebelt, als wir aus dem Krankenhauszimmer aufs Dach geflohen sind. Jetzt, nach der kalten frischen Luft und Kaedes rasanten Flugmanövern, sehe ich die Einzelheiten endlich in einem etwas klareren Zusammenhang.
    »Wir nähern uns der Front«, sagt Kaede. Sie hat die Worte kaum ausgesprochen, als ich irgendwo in der Ferne das Donnern von Explosionen höre. Es klingt gedämpft, aber wir befinden uns Tausende von Metern in der Luft und ich spüre trotzdem jede einzelne Erschütterung.
    Plötzlich steigen wir wieder und ich werde in meinen Sitz gepresst. Kaede versucht, uns so hoch wie möglich zu bringen, damit wir nicht von den Bodenraketen abgeschossen werden. Ich konzentriere mich darauf, ruhig und gleichmäßig zu atmen, während es immer weiter aufwärtsgeht. Das Knacken in meinen Ohren hört gar nicht mehr auf. Ich beobachte, wie Kaede sich einem Geschwader von Kolonienfliegern anschließt.
    »Bei denen können wir nicht lange bleiben.« Ihre Stimme klingt gepresst vor Schmerzen, wahrscheinlich von ihrer Schusswunde. »Moment noch.«
    »Day?«, gelingt es mir zu rufen.
    Ich höre nichts und eine Sekunde lang befürchte ich, dass er das Bewusstsein verloren hat. Dann aber antwortet er: »Ich bin noch da.« Seine Stimme klingt abwesend, so als kämpfe er gegen eine Ohnmacht an.
    »Nur noch ein paar Minuten bis Denver«, sagt Kaede.
    Unsere Flughöhe stabilisiert sich wieder. Als ich einen Blick aus dem Fenster auf die winzigen Wolkenbäusche unter uns werfe, bleibt mir vor Staunen fast der Atem weg. Luftschiffe (mindestens hundertfünfzig Stück, so weit das Auge reicht) hängen in der Luft wie winzige, schwebende Dolche, eine lange Reihe, die sich bis zum Horizont erstreckt. Die Kolonienschiffe haben alle auf ihren Decks einen leuchtend goldenen Streifen in der Mitte der Startbahn, der selbst von hier oben deutlich zu erkennen ist. Ein Stück vor ihnen klafft ein breiter Streifen Leere, nur von Funken und Rauchwolken erfüllt, und schließlich, auf der anderen Seite, sehe ich Luftschiffe, die ich erkenne: Republikschiffe, jedes mit einem blutroten Stern seitlich am Rumpf markiert. Überall rasen in Luftkämpfe verwickelte Jets durch die Luft. Wir müssen uns gut hundertfünfzig Meter über ihnen befinden – aber ich bin nicht sicher, ob der Abstand groß genug ist.
    An Kaedes Steuerpult beginnt ein Alarmton zu piepsen. Eine Stimme schallt durch das Cockpit. »Pilot, Sie haben keine Zulassung für dieses Gebiet«, verkündet sie (männlich, Kolonienakzent). »Das hier ist nicht Ihre Einheit. Bitte landen Sie sofort an Deck der DesCon Nine.«
    »Negativ«, erwidert Kaede. Sie zieht ihren Jet wieder hoch und wir steigen weiter.
    »Pilot, Sie haben Befehl , sofort an Deck der DesCon Nine zu landen.«
    Kaede schaltet einen Moment ihr Mikrofon aus und dreht sich zu uns um. Sie wirkt mir ein bisschen zu zufrieden mit der Situation. »Diese verdammte Plaudertasche verfolgt uns«, schimpft sie gespielt empört. »Hinter uns sind zwei Jets.« Dann schaltet sie ihr

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