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Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Titel: Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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identisch gekleideten Frau.
    Es dauert eine Sekunde, bis ich erkenne, dass es Commander Jameson ist.
    Kaede und ich bleiben wie angewurzelt stehen. Nach dem Schock, als ich Thomas gesehen habe, bin ich davon ausgegangen, dass Commander Jameson, wenn sie denn überhaupt nach Vegas gekommen ist, am Pyramidendock geblieben ist, um die Mission ihrer Einheit zu beaufsichtigen. Ich hätte nie gedacht, dass sie mit an Bord sein könnte. Was will sie denn an der Front?
    Razor nickt uns zu, als Kaede und ich salutieren. »Rühren Sie sich«, sagt er und wendet sich dann wieder an Commander Jameson.
    Ich spüre Kaedes Anspannung. In mir regen sich meine Straßeninstinkte. Wenn selbst Kaede nervös ist, heißt das, dass Commander Jamesons Anwesenheit hier nicht geplant war. Mein Blick huscht zur Tür; ich male mir aus, wie ich herumwirbele, die Tür aufreiße und einen Satz über das Geländer auf das darunterliegende Deck mache. In meinem Kopf sehe ich den Aufbau des Luftschiffs wie eine dreidimensionale Karte vor mir. Ich muss damit rechnen, dass sie mich jeden Moment erkennt. Und dann sollte ich besser einen Fluchtweg parat haben.
    »Man hat mir geraten, die Augen offen zu halten«, sagt Commander Jameson gerade zu Razor. Dieser wirkt vollkommen ruhig – seine Schultern sind entspannt und auf seinem Gesicht liegt ein leichtes Lächeln. »Und das sollten Sie auch tun, DeSoto. Wenn Ihnen irgendetwas Ungewöhnliches auffällt, informieren Sie mich. Jederzeit.«
    »Natürlich.« Razor tippt sich respektvoll an die Mütze, obwohl er, den Abzeichen an seiner Uniform nach zu urteilen, rangmäßig über Commander Jameson steht. »Alles Gute, Ihnen persönlich und der Stadt Los Angeles.«
    Sie salutieren flüchtig. Dann wendet Commander Jameson sich zur Tür. Ich zwinge mich, ruhig zu bleiben, doch jeder Muskel in meinem Körper schreit danach zu fliehen.
    Commander Jameson geht an mir vorbei und ich warte schweigend, während sie mich von Kopf bis Fuß mustert. Aus dem Augenwinkel sehe ich ihre scharfen Gesichtszüge und den dünnen dunkelroten Schlitz ihres Mundes. Hinter ihrer Miene lauert ein eisiges Nichts – die vollkommene Abwesenheit jeglicher Emotionen, die eine Welle von Angst und Wut zugleich durch meine Adern branden lässt. Dann bemerke ich, dass sie einen Verband um den Arm trägt. Die Wunde, die ich ihr zugefügt habe, als sie mich in der Batalla-Zentrale festgehalten hat und ich ihr in den Arm gebissen habe, fast bis auf den Knochen.
    Sie weiß, wer ich bin, denke ich. Eine Schweißperle rinnt mir den Rücken hinunter. Sie muss es einfach wissen. Selbst mit diesem kurzen Blick muss sie meine Verkleidung durchschaut haben, die Tarnung meiner dunklen, kürzeren Haare, der falschen Narbe und der braunen Kontaktlinsen. Ich warte darauf, dass sie Alarm schlägt. Meine Stiefelabsätze heben sich ein winziges Stückchen vom Boden, ich könnte in der nächsten Sekunde losrennen. Mein operiertes Bein pulsiert.
    Doch der Sekundenbruchteil vergeht und Commander Jamesons Blick löst sich von mir, sobald sie die Tür erreicht. Mir ist, als träte ich von einem tiefen Abgrund zurück.
    »Ihre Uniform ist zerknittert, Soldat«, ruft sie mir missbilligend über die Schulter zu. »An Commander DeSotos Stelle würde ich Sie zur Strafe ein Dutzend Runden laufen lassen.« Dann öffnet sie die Tür und ist verschwunden.
    Kaede schließt hinter ihr ab, erst dann lässt sie die Schultern sinken und ich höre, wie sie erleichtert die Luft ausstößt. »Nette Überraschung«, sagt sie zu Razor und lässt sich auf die Couch fallen. Ihre Stimme trieft vor Sarkasmus.
    Razor bedeutet mir, mich ebenfalls zu setzen. »Wir sind dir wirklich zu Dank verpflichtet, Kaede. Für die erstklassige Tarnung unseres Freundes hier.« Kaede strahlt über das Kompliment. »Entschuldigt die unangenehme Überraschung. Commander Jameson hat von Junes Festnahme gehört. Sie wollte mit an Bord, für den Fall, dass sonst noch etwas Unvorhergesehenes passiert.« Er setzt sich hinter seinen Schreibtisch. »Sie nimmt jetzt ein Flugzeug zurück nach Vegas.«
    Ich fühle mich plötzlich schwach. Als ich mich neben Kaede auf die Couch setze, behalte ich unwillkürlich die Fenster im Blick, für den Fall, dass Commander Jameson noch einmal zurückkommt. Die Scheiben sind aus Milchglas. Kann man uns von unten sehen?
    Kaede hat sich wieder gefangen und bespricht nun hastig mit Razor die nächsten Schritte. Wann genau wir landen, wann wir uns in Lamar wiedertreffen, ob unsere

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