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Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Titel: Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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»Oh, was wir mit dir vorhaben, wird dir gefallen. Glaub mir, du wirst es nicht bereuen, dich uns angeschlossen zu haben – wir werden völlig neue Zeiten in Amerika einläuten. Die Republik wird gar nicht wissen, wie ihr geschieht.« Er vollführt eine Reihe aufgeregter Gesten, breitet als Erstes die Arme weit aus und tut dann so, als würde er unsichtbare Knoten in der Luft entwirren. »Unsere Hacker haben die letzten Wochen damit verbracht, heimlich ein paar Anschlüsse im Capitol Tower von Denver neu zu vernetzen. Wenn es so weit ist, brauchen wir nur noch ein kleines Kabel an einem der Lautsprecher am Gebäude umzustöpseln – und peng, hört uns die gesamte Republik.« Er klatscht in die Hände und schnippt dann mit den Fingern. »Alle werden dich hören. Das ist echt revolutionär, was?«
    Klingt wie eine etwas professionellere Version dessen, was ich damals in der Gasse am Zehn-Sekunden-Platz gemacht habe, als ich zum ersten Mal June getroffen habe, um an Seuchenmedizin für Eden zu kommen. Aber das Lautsprechersystem eines staatlichen Gebäudes zu manipulieren, um etwas an die gesamte Republik zu übertragen?
    »Hört sich nach ’ner Menge Spaß an«, sage ich. »Was senden wir denn?«
    Pascao sieht mich überrascht an. »Na, die Ermordung des Elektors natürlich.« Sein Blick huscht zu Kaede, die nickt, woraufhin er ein kleines rechteckiges Gerät aus der Hosentasche zieht und es aufklappt. »Wir werden den Mord bis ins Detail dokumentieren, als Beweis – wie wir den Elektor aus seinem Wagen zerren und ihm ein paar Kugeln in den Kopf schießen. Dann machen sich unsere Hacker sofort auf den Weg zum Capitol Tower, wo sie die JumboTrons vorbereitet haben, und senden die Bilder. Und dann verkünden wir unseren Sieg über die Lautsprecher, bis die ganze Republik Bescheid weiß. Bin gespannt, wie sie das verhindern wollen.«
    Die Verwegenheit dieses Plans jagt mir einen Schauer über den Rücken. Ich denke daran, wie sie das Videomaterial von Johns Hinrichtung – meiner Hinrichtung – im ganzen Land verbreitet haben.
    Pascao beugt sich dichter zu mir, legt mir seine Hand ans Ohr und flüstert: »Und das Beste kommt erst noch, Day.« Er zieht den Kopf gerade lange genug zurück, um mir abermals sein Zahnpastalächeln zu schenken. »Willst du wissen, was es ist?«
    Anspannung ergreift mich. »Was?«
    Pascao verschränkt triumphierend die Arme vor der Brust. »Razor findet, dass du derjenige sein solltest, der den Elektor erschießt.«

JUNE
    19:37 UHR
DENVER, COLORADO
-4 °C
    Unser Zug erreicht die Hauptstadt (Bahnhof 42 B) inmitten eines Schneesturms und auf dem Bahnsteig hat sich eine regelrechte Menschenmenge zusammengefunden, um mich zu sehen. Ich spähe durch mein von Frost überzogenes Fenster zu ihnen hinaus, während wir langsamer werden und schließlich halten. Trotz der eisigen Temperaturen drängeln und schubsen diese Zivilisten hinter einer provisorischen Absperrung, als erwarteten sie Lincoln selbst oder irgendeine andere berühmte Sängerin. Nicht weniger als zwei Militäreinheiten sind nötig, um die Leute in Schach zu halten. Ihre gedämpften Rufe dringen bis zu mir.
    »Zurück! Alle hinter die Absperrungen! Hinter die Absperrungen! Jeder, der fotografiert, wird umgehend festgenommen!«
    Eigenartig. Die meisten der Schaulustigen wirken ziemlich arm. Die Tatsache, dass ich Day geholfen habe, muss mir einen guten Ruf in den Slumsektoren verschafft haben. Ich streiche über die dünnen Drähte des Büroklammerrings an meinem Finger. Etwas, das mir schon jetzt zur Gewohnheit geworden ist.
    Thomas kommt den Gang herunter und lehnt sich über die Sitze, um mit den Soldaten neben mir zu sprechen. »Bringen Sie sie zur Tür. Zügig.« Sein Blick huscht kurz zu mir und über meine Kleidung (gelbe Gefängnisweste, dünnes weißes Hemd). Er verhält sich, als hätte unser Gespräch in dem Verhörraum letzte Nacht nie stattgefunden. Ich starre konzentriert in meinen Schoß. Wenn ich ihm ins Gesicht sehe, wird mir nur übel. »Sie wird da draußen frieren«, wendet er sich dann wieder an seine Männer. »Besorgen Sie ihr einen Mantel.«
    Die Soldaten richten ihre Gewehre auf mich (XM-2500-Modelle, 700   Meter Reichweite, intelligente Munition, durchschlägt zwei Lagen Zement) und zerren mich auf die Füße. Die gesamte Zugfahrt über habe ich die beiden Soldaten so unverhohlen angestarrt, dass sie mit ihren Nerven völlig am Ende sein müssen.
    Meine Handschellen klirren aneinander. Ein Schuss aus einer

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