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Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Titel: Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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solchen Waffe und ich würde innerhalb kürzester Zeit verbluten, egal an welcher Stelle meines Rumpfs die Kugel mich trifft. Wahrscheinlich haben sie Angst, ich könnte versuchen, ihnen eins ihrer Gewehre zu entreißen, wenn sie nicht aufpassen. (Eine lächerliche Vorstellung, denn mit meinen Handschellen könnte ich so eine Waffe niemals mit der nötigen Präzision abfeuern.)
    Jetzt geleiten sie mich den Gang hinunter bis zum Ende des Waggons, wo vier weitere Soldaten an der offenen Tür warten, die nach draußen auf den Bahnsteig führt. Ein kalter Windstoß erfasst uns und ich schnappe nach Luft. Ich bin schon einmal in der Nähe der Front gewesen, auf meiner einzigen gemeinsamen Mission mit Metias, doch die hatte in Westtexas und im Sommer stattgefunden. Eine derart verschneite Stadt habe ich noch nie besucht.
    Thomas tritt an die Spitze unserer kleinen Prozession und bedeutet einem der Soldaten, mir einen Mantel überzulegen. Dankbar hülle ich mich hinein.
    Die Leute (etwa neunzig bis hundert Personen) werden mucksmäuschenstill, als sie meine leuchtend gelbe Weste sehen, und ich spüre ihre Blicke auf mir brennen wie eine Wärmelampe, während ich die Stufen hinuntersteige. Die meisten von ihnen sind dünn und blass und zittern in ihren fadenscheinigen Kleidern und den löchrigen Schuhen, die sie unmöglich vor dieser Kälte schützen können. Ich verstehe das nicht. Trotz dieses Wetters sind sie hier rausgekommen, nur um mich aus einem Zug steigen zu sehen? Und wer weiß, wie lange sie hier schon warten. Plötzlich bekomme ich ein schlechtes Gewissen, weil ich den Mantel angenommen habe.
    Wir gehen den Bahnsteig entlang und haben fast die Bahnhofshalle erreicht, als einer der Schaulustigen mir etwas zuruft. Bevor die Soldaten mich davon abhalten können, wirbele ich herum.
    »Ist Day am Leben?«, ruft ein junger Mann. Er muss älter sein als ich, um die zwanzig vielleicht, aber er ist so klein und schmächtig, dass man meinen könnte, lässt man sein Gesicht außer Acht, er wäre in meinem Alter.
    Ich hebe nur den Kopf und lächele. Dann schlägt einer der Soldaten dem jungen Mann einen Gewehrlauf ins Gesicht und meine Eskorte packt mich bei den Armen und reißt mich wieder herum. Die Menge gerät in Aufruhr; sofort erfüllen Schreie die Luft. »Day lebt! Day lebt!«, höre ich aus dem Stimmengewirr heraus.
    »Weitergehen«, befiehlt Thomas mir barsch.
    Wir betreten die Bahnhofshalle und ich spüre, wie die Kälte abrupt ausgesperrt wird, als sich die Türen hinter uns schließen.
    Ich habe kein Wort gesagt, aber mein Lächeln hat vollkommen ausgereicht: Ja. Day ist am Leben . Ich bin sicher, die Patrioten werden sehr zufrieden sein, dass ich ihnen geholfen habe, diese Nachricht für sie in Umlauf zu bringen.
    Wir durchqueren das Gebäude und verteilen uns auf drei wartende Jeeps. Als wir den Bahnhof hinter uns lassen und auf die Schnellstraße abbiegen, starre ich hinaus auf die Stadt, die vor meinem Fenster vorbeirast. Normalerweise braucht man einen triftigen Grund, um nach Denver reisen zu dürfen. Außer den Anwohnern werden nur Zivilisten mit einer Sondererlaubnis hereingelassen. Dass ich nun hier bin und einen Blick auf die Stadt erhasche, ist mehr als außergewöhnlich. Alles liegt unter einer weißen Decke begraben – doch selbst durch das Schneegestöber sehe ich den schwachen Umriss einer riesigen dunklen Mauer, die Denver wie ein gigantischer Deich zum Schutz vor Überflutungen umschließt. Der Panzerwall. Natürlich habe ich in der Grundschule darüber gelesen, aber ihn mit eigenen Augen zu sehen, ist etwas vollkommen anderes. Die Wolkenkratzer sind hier so hoch, dass ihre oberen Enden im Dunst der schneeschweren Wolken verschwinden, jede Ebene der Terrassenbauten ist mit einer dicken Schneeschicht bedeckt, jede Seitenwand mit gewaltigen Eisenstreben gesichert. Zwischen den Gebäuden lugt immer wieder der Capitol Tower hervor. Suchscheinwerfer tasten durch die Luft und um die Hochhäuser kreisen Hubschrauber. Einmal donnern vier Kampfflieger über uns hinweg. Staunend blicke ich zu ihnen hinauf. (Es sind X-92-Reaper, neuartige Kampfdrohnen, die außerhalb der Hauptstadt noch gar nicht produziert werden; doch wenn sie hier direkt über dem Zentrum von Denver fliegen dürfen, müssen sie ihre Testläufe wohl bestanden haben.) Denver ist genau wie Vegas eine Militärstadt, nur dass sie noch furchteinflößender ist, als ich es für möglich gehalten hätte.
    Thomas’ Stimme holt mich in die

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