Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)
für Bemühungen anstellt, um ihr Vertrauen zu erlangen. Seinem Vater ist die Armee stets treu ergeben gewesen; man könnte sogar sagen, dass er erst durch die Unterstützung des Militärs so mächtig geworden ist. Anden weiß das und handelt daher so schnell wie möglich. Gegen eine Armee, die Anden bedingungslos unterstützt, wäre ein unzufriedener Senat völlig machtlos.
Aber sie unterstützen Anden nicht bedingungslos, rufe ich mir in Erinnerung. Schließlich sind da immer noch Razor und seine Männer. Die Verräter in den Reihen des Militärs bringen sich in Position.
»So.« Anden schneidet sich ganz in Ruhe eine weitere Scheibe von seinem Fleisch ab. »Sie haben mich also hierherbestellt, um mich darüber zu informieren, dass Sie einem Verbrecher zur Flucht verholfen haben?«
Einen Moment lang ist das einzige Geräusch im Saal das Klappern von Andens Besteck.
Razors Instruktionen hallen in meinem Kopf wider – was ich sagen soll und in welcher Reihenfolge. »Nein … Ich bin hier, um Sie vor einem Mordkomplott zu warnen.«
Anden legt seine Gabel hin und hebt dann zwei schlanke Finger in Richtung der Wachen. »Lassen Sie uns allein.«
»Elektor, Sir«, protestiert eine Soldatin. »Wir haben Befehl, Ihnen nicht von der Seite zu weichen.«
Anden zieht eine Pistole aus seinem Gürtel (ein elegantes schwarzes Modell, wie ich es noch nie zuvor gesehen habe) und legt sie auf den Tisch neben seinen Teller. »Ist schon in Ordnung, Captain«, erwidert er. »Mir passiert nichts. Und jetzt, bitte, lassen Sie uns allein.«
Die Frau, die Anden mit Captain angesprochen hat, gibt ihren Soldaten ein Zeichen, die daraufhin schweigend und der Reihe nach den Saal verlassen. Sogar die sechs Wachen links und rechts von mir verschwinden. Schließlich bin ich mit dem ehrwürdigen Elektor allein im Saal und nur knapp vier Meter Kirschholz trennen uns voneinander.
Anden stützt beide Ellbogen auf den Tisch und legt die Fingerspitzen aneinander. »Sie sind gekommen, um mich zu warnen?«
»Ja.«
»Aber ich habe gehört, dass Sie in Vegas festgenommen wurden. Warum haben Sie sich dann nicht einfach gestellt?«
»Ich war auf dem Weg hierher, in die Hauptstadt. Ich wollte erst nach Denver und mich dann dort stellen, weil ich dachte, so hätte ich bessere Chancen, dass man mich zu Ihnen vorlässt. Ich hatte jedenfalls nicht vor, mich von irgendeiner Einheit in Vegas schnappen zu lassen.«
»Wie konnten Sie den Patrioten denn entkommen?« Anden wirft mir einen kurzen skeptischen Blick zu. »Und wo sind die überhaupt? Sicher sind sie Ihnen doch jetzt auf der Spur.«
Ich warte einen Moment ab und senke den Blick, bevor ich mich räuspere. »In der Nacht, als ich vor ihnen geflohen bin, bin ich in einen Zug nach Vegas gesprungen.«
Anden schweigt eine Weile, dann tupft er sich mit seiner Serviette den Mund ab. Ich kann nicht einschätzen, ob er mir die Geschichte von meiner Flucht glaubt oder nicht. »Und was hatten die Patrioten mit Ihnen vor, wenn Sie nicht entkommen wären?«
Erst mal schön vage bleiben. »Was sie mit mir vorhatten, weiß ich nicht genau«, antworte ich. »Aber ich weiß ganz sicher, dass sie während Ihrer Reise an die Front einen Anschlag auf Sie verüben wollen und dass ich ihnen dabei hätte helfen sollen. Es war von Lamar, Westwick und Burlington die Rede. Die Patrioten haben überall ihre Leute, Anden, selbst in Ihrer unmittelbaren Nähe.«
Ich weiß, dass es riskant ist, ihn beim Vornamen zu nennen, aber ich bin fest entschlossen, unsere neue Vertrautheit aufrechtzuerhalten. Anden scheint es gar nicht aufzufallen – er beugt sich lediglich über seinen Teller und mustert mich aufmerksam.
»Woher wissen Sie das?«, fragt er. »Ist den Patrioten klar, dass Sie Kenntnis davon haben? Hat Day etwas damit zu tun?«
Ich schüttele den Kopf. »Ich hätte es nie herausfinden sollen. Und mit Day habe ich seit dem Tag meiner Flucht nicht mehr gesprochen.«
»Würden Sie sich als Freunde bezeichnen?«
Eine seltsame Frage. Hofft er, Day auf diese Weise aufspüren zu können? »Ja«, antworte ich und versuche mich nicht von der Erinnerung an Days Hände, die sich in mein Haar wühlen, ablenken zu lassen. »Er hatte seine Gründe, warum er geblieben ist. Genau wie ich meine Gründe hatte, warum ich gegangen bin. Aber ja, das würde ich.«
Anden nickt dankbar. »Sie sagen, es gibt Leute in meiner Nähe, über die ich etwas wissen sollte? Wen?«
Ich lege meine Gabel hin und beuge mich über den Tisch. »Zwei
Weitere Kostenlose Bücher