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Legend - Fallender Himmel

Titel: Legend - Fallender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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wirft mir einen kurzen besorgten Blick zu.
    Diesmal nickt das Mädchen. Die Menge bricht erneut in Beifall aus und Kaede lächelt.
    Ich beuge mich ein Stück hinter meinem Schornstein hervor. Irgendetwas an diesem Mädchen ... Ich weiß nicht, was es ist. Ihre Augen funkeln im Licht, und auch wenn es an der Hitze liegen könnte und meine Fantasie mir vielleicht einen Streich spielt, meine ich, ein winziges Lächeln auf ihrem Gesicht zu sehen.
    Tess wirft mir einen fragenden Blick zu. Ich zögere für den Bruchteil einer Sekunde und halte dann wieder einen Finger hoch. Ich bin diesem Mädchen mehr als dankbar, dass es für Tess eingesprungen ist, aber wenn mein Geld auf dem Spiel steht, gehe ich lieber auf Nummer sicher. Tess nickt und setzt unser Geld auf Kaede.
    Doch in dem Moment, als das fremde Mädchen den Ring betritt und ich ihre Körperhaltung sehe, weiß ich, dass ich einen riesigen Fehler gemacht habe.
    Kaede greift an wie ein Stier, wie ein Rammbock.
    Das Mädchen schlägt zurück wie eine Viper.

JUNE
    Ich mache mir keine Sorgen, dass ich diesen Kampf verlieren könnte.
    Ich mache mir Sorgen, dass ich meine Gegnerin töten könnte.
    Aber ich weiß, wenn ich mich jetzt aus dem Staub mache, bin ich so gut wie tot.
    In Gedanken schimpfe ich mit mir selbst - mich in so einen Kampf verwickeln zu lassen. Eigentlich hatte ich gleich wieder gehen wollen, als ich die Zuschauermenge von Weitem sah. Von solchen Straßenraufereien hält man sich besser fern. Was, wenn mich hier Polizisten aufgriffen und zum Verhör mitnahmen? Dann aber kam mir der Gedanke, dass ich in so einer Gruppe - Anwohner, die Day vielleicht sogar persönlich kennen - möglicherweise an ein paar wertvolle Informationen kommen könnte. Irgendwer im Lake-Sektor muss ihn schließlich kennen, und wenn jemand weiß, wer er ist, dann mit Sicherheit die Art von Leuten, die sich illegale Skiz-Kämpfe ansehen.
    Aber ich hätte den Mund halten sollen, als sie das dürre Mädchen in den Ring geschubst haben. Ich hätte sie selbst kämpfen lassen sollen.
    Jetzt ist es zu spät.
    Das Mädchen namens Kaede legt ihren Kopf schräg und grinst mich an, als wir im Ring in Stellung gehen. Ich hole tief Luft. Sie beginnt, mich zu umkreisen wie ein Raubtier seine Beute. Ich studiere ihre Haltung. Den Ausfallschritt macht sie mit rechts. Aber sie ist Linkshänderin. Normalerweise würde ihr das einen Vorteil verschaffen und ihren Gegner verwirren, aber ich bin für so etwas ausgebildet. Ich wechsele die Richtung. Das Geschrei der Zuschauer dröhnt mir in den Ohren.
    Ich lasse sie zuerst angreifen. Sie fletscht die Zähne und wirft sich mit voller Wucht nach vorn, die Faust erhoben. Aber ich sehe, dass sie gleichzeitig zum Tritt ausholt. Ich tänzele zur Seite. Ihr Fuß zischt an mir vorbei. Ich verwende ihren eigenen Schwung gegen sie, und als sie mir den Rücken zukehrt, schlage ich hart zu. Sie verliert das Gleichgewicht und geht beinahe zu Boden. Die Menge johlt.
    Kaede wirbelt wieder zu mir herum. Jetzt ist ihr Lächeln verschwunden - ich habe es geschafft, sie richtig wütend zu machen. Erneut stürzt sie sich auf mich. Ich wehre ihre ersten beiden Schläge ab, der dritte aber trifft mich am Kiefer und mir schwirrt der Kopf.
    Jeder Muskel in meinem Körper verzehrt sich danach, dem Ganzen sofort ein Ende zu setzen. Aber ich muss mich zurückhalten. Wenn ich zu gut kämpfe, werden die Leute womöglich misstrauisch. Mein Kampfstil ist zu präzise für ein einfaches Straßenmädchen.
    Ich lasse zu, dass Kaede noch einen letzten Treffer landet. Die Zuschauer grölen. Jetzt lächelt sie wieder, ihr Selbstvertrauen kehrt zurück. Ich warte, bis sie bereit für einen neuen Angriff ist. Dann schieße ich geduckt nach vorn und trete ihr die Beine unter dem Körper weg. Damit hat sie nicht gerechnet - sie fällt ungebremst auf den Rücken. Das Publikum jubelt vor Vergnügen.
    Kaede stemmt sich wieder auf die Füße, obwohl ihr Fall normalerweise das Ende der Runde bedeutet hätte. Sie wischt sich etwas Blut vom Mund. Bevor sie auch nur wieder zu Atem gekommen ist, stößt sie einen wütenden Schrei aus und stürzt sich von Neuem auf mich. Ich hätte das kurze Aufblitzen in der Nähe ihres Handgelenks sehen müssen. Kaedes Faust fährt mir hart in die Seite und ich spüre einen grässlichen, scharfen Schmerz. Ich stoße sie weg. Sie zwinkert mir zu und beginnt wieder, mich zu umkreisen. Ich halte mir die Seite - erst jetzt wird mir bewusst, dass mir etwas Warmes, Nasses

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