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Legende der Angst

Legende der Angst

Titel: Legende der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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eingerichtetes Wohnzimmer und gelangten dann zu einem kleinen Schlafzimmer. Das war der anheimelndste Raum; das Bett war ordentlich gemacht und das Fenster geöffnet und ließ die Sonne herein. Es duftete angenehm; in einer Ecke des Zimmers glomm ein Räucherstäbchen. Glänzende Feder saß in Decken eingewickelt vor einem Fernseher mit viel Schnee. Er sah überhaupt nicht so aus, als hätte er geschlafen. Er wandte den Kopf in ihre Richtung, als Angela das Zimmer betrat, und sagte etwas, das sie nicht verstand.
    »Wie bitte?« brachte sie unsicher vor.
    »Er sagte: ›Hi, wie geht es dir?‹«, erklärte die Frau.
    »Er spricht unsere Sprache nicht?« fragte Angela.
    »Früher schon, aber inzwischen hat er das meiste davon vergessen. Er spricht lieber Manton. Ich werde für dich übersetzen.« Sie deutete auf den Teppich. »Setz dich dort vor ihn. Gefällt dir der Teppich? Ich habe ihn im Wal-Mart erstanden, ein Sonderangebot.«
    »Er ist hübsch«, entgegnete Angela und setzte sich auf ihren Platz zu Füßen des alten Mannes. Er war klein und gebeugt; die Strähnen weißen Haares auf seinem Kopf waren dünn und spärlich. Seine Haut wies, wenn man sein Alter bedachte, wenige Falten auf, und seine Augen, mit denen er auf sie herabschaute, blickten wach und aufmerksam. Es war fast, als würde er Dinge sehen, von denen sie wünschte, sie würden vor ihm verborgen bleiben.
    Was habe ich denn schon zu verbergen?
    Dies und jenes eben. Eine seltsame Geschichte über Monster. Einen verbotenen Kuß. Ein Lagerhaus, in dem Blutspuren waren. Riesigen Hunger. Sie hatte zur Zeit wirklich einiges an Geheimnissen.
    »Hallo«, grüßte sie den alten Mann.
    Er nickte. Vielleicht verstand er immer noch ein wenig Englisch, auch wenn er es nicht mehr sprach. An die Frau gewandt sagte er etwas auf Manton.
    »Feder möchte, daß du in deinem Bericht erwähnst, daß die Manton die größten Jäger waren, die es je gegeben hat«, sagte diese dann.
    Angela lächelte Glänzende Feder an. »Sagen Sie ihm bitte, daß ich das bereits getan habe.« Die Frau übersetzte, bevor Angela fortfuhr. »Sagen Sie ihm bitte, daß ich ihm gerne ein paar Fragen zum Point Lake stellen würde.«
    Wieder gab die Frau die Worte weiter. Angela war verwirrt, als Glänzende Feder daraufhin heftig den Kopf schüttelte. »Er will nicht über den See sprechen«, erklärte die Frau. »Er sagt, der See wäre ein böser Ort.«
    »Das genau ist es, worüber ich mit ihm reden will«, erwiderte Angela.
    Glänzende Feder erhob wieder das Wort. »Er sagt, daß er derjenige war, der ein paar weiße Siedler davon überzeugt hat, kein Wasser aus dem See zu trinken«, übersetzte die Frau. »Er sagt, daß sie zuerst nicht auf ihn hören wollten, dann aber ihre Meinung geändert hätten. Er sagt, daß das Trinkwasser hier in der Gegend aus Quellen aus den Bergen stammt, nicht aus dem See, und daß er dafür gesorgt hat, daß es so ist.«
    Angela schüttelte den Kopf. »Bitte übersetzen Sie, daß das Wasser für die neue Schule, die am See gebaut wurde, aus dem See stammt, und daß einige Jungs und Mädchen an der Schule krank geworden sind und sich niemand diese Krankheit erklären kann.«
    Nachdem die Frau auch dies übermittelt hatte, wurde Glänzende Feder ganz aufgeregt. Er zog die Decke fester um sich und kauerte sich tiefer in seinen Sessel. Als er sprach, sprudelten seine Worte schneller hervor als bis dahin. »Er sagt, daß das Wasser aus dem See krank macht«, übersetzte die Frau, »und daß die Kinder das Wasser nicht trinken dürfen. Er sagt, wenn sie sofort damit aufhören, es zu tun, wird es ihnen bald bessergehen, aber wenn sie weiter davon trinken, werden schlimme Dinge mit ihnen passieren. Er sagt, daß du zu den Leuten gehen mußt, die für die Schulverwaltung verantwortlich sind, um sie auf die Gefahr aufmerksam zu machen. Er sagt, daß Dinge, wie sie jetzt offenbar geschehen, zuvor schon anderen weißen Siedlern zugestoßen sind. Viele von ihnen wurden krank, bis sie dann auf Feders Ratschläge hörten. Aber er sagt, daß die Siedler wieder gesund werden, wenn sie sich einfach nur von dem Wasser ferngehalten haben.«
    »Fragen Sie ihn bitte, was für Dinge geschehen werden, wenn die Menschen hier weiter von dem Wasser trinken«, bat Angela.
    Der alte Mann schüttelte den Kopf, als die Frau für ihn übersetzt hatte. »Darüber wird er nicht sprechen«, sagte die Frau.
    »Warum nicht?« wollte Angela wissen.
    Immer noch schüttelte der alte Mann den Kopf. »Er

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