Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
hart, dass sie aus den Angeln gerissen wurde. »Wir müssen sofort hier verschwinden.«
»Dürfte ich dann vorschlagen, dass wir uns Richtung Norden halten?«
Josef wirbelte zu ihm herum. Der ältere Mann lächelte geduldig und joggte neben Josef her. »Ich habe einen Notausgang vorbereitet«, verkündete er. »Er sollte noch offen sein.«
»Warum hast du das nicht schon früher gesagt?«, fragte Eli genervt.
»Du wirst immer so wütend, wenn ich versuche zu helfen«, erklärte der ältere Dieb. »Aber dann kannst du nicht auch noch wütend werden, wenn ich nicht versuche zu helfen.«
Eli lag schon ein bissiger Kommentar auf den Rippen, aber Josef rammte ihm einen Ellbogen in die Seite, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Spar es dir«, knurrte der Schwertkämpfer, dann nickte er Monpress zu. »Führt uns.«
Der Dieb lächelte, setzte sich an die Spitze der Prozession und bog sogleich in eine schmale Gasse zwischen zwei Gebäuden ab. Mit Monpress an der Spitze war die gesamte Flucht um einiges weniger hektisch. Der Mann kannte die Stadt wie das Innere seiner Westentasche, und jedes Mal, wenn es schien, als wären sie gefangen, fand er einen anderen Weg. Auf diese Weise erreichten sie relativ problemlos die nördliche Stadtmauer. Daran vorbeizukommen war allerdings eine vollkommen andere Sache.
»Oje«, sagte Monpress.
Die Stadtmauer, die beim Betreten der Stadt eine dicke Mauer von durchschnittlicher Höhe gewesen war, ragte jetzt fast fünfzehn Meter in die Luft. Noch schlimmer war, dass die vormals einfachen geraden Steine jetzt in fast unmöglichen Winkeln herausstanden, sodass die Mauer oben nun viel breiter war als unten. Sie bildete einen gebogenen Überhang, den sie nicht erklettern konnten, wenn sie nicht kopfüber hängen wollten. Außerdem war sie mit messerscharfen Speeren gespickt, die erwartungsvoll zitternd darauf warteten, jeden aufzuspießen, der sich an den Aufstieg wagte.
»Also«, meinte Eli. »Wo ist jetzt ein Notausgang?«
»Dort.« Der ältere Monpress zeigte auf einen eckigen Stein ungefähr neun Meter über ihnen. »Natürlich lag er vorher um einiges tiefer.«
»Natürlich.« Josef senkte seine Schwerter.
»Nun«, meinte Eli mit einem Blick zu Josef, »wenn sie so hoch ist, kann sie nicht allzu breit sein. Kannst du die Mauer nicht einfach durchbrechen?«
»Sicher«, meinte Josef, »wenn ich das Herz dabeihätte, was ich nicht habe, weil jemand gesagt hat, ich solle es nicht mitnehmen.«
Eli ignorierte den Kommentar und sah Nico an. »Willst du sie mal schlagen?«
Nico zuckte mit den Achseln und trat näher an die Mauer. Sie starrte die Steine ein paar Augenblicke nur an, dann zog sie den Arm zurück und rammte ihre Faust mit aller Kraft gegen die Mauer. Ein krachendes Geräusch hallte durch die gesamte Stadt, Nico umklammerte ihre Faust und wirbelte wieder herum. Die Mauer allerdings hielt stand. Die Stelle, an der Nico sie getroffen hatte, war zwar ein wenig eingedellt, aber sonst unbeschädigt.
»Hat keinen Sinn«, erklärte Nico, während sie wütend ihre Hand ausschüttelte. »Die Geister sind standhaft. Was auch immer sie davon überzeugt hat, sich so zu strecken, hat sie auch davon überzeugt, die Stellung um jeden Preis zu halten.«
Josef musterte die Steine verächtlich. »Ich wette, das Herz könnte sie trotzdem zerbrechen.«
»Da bin ich mir sicher.« Eli stemmte die Hände in die Hüften. »Aber wie du schon sagtest, haben wir es nicht dabei.« Er starrte an der Mauer nach oben. »Wir sitzen schön in der Falle, oder? Und der letzte Schlag sollte uns jeden Moment ereilen.« Er nickte in Richtung der Lampe am Ende der Gasse, die wie wild blinkte.
»Sicherlich hast du noch einen cleveren Plan im Ärmel«, meinte Josef und steckte seine Schwerter ein.
»Ich arbeite daran«, murmelte der Dieb.
»Du könntest ein wenig schneller arbeiten«, meinte Nico, die gerade den Boden befühlte. »Wenn man den Pflastersteinen glaubt, werden uns die Soldaten in weniger als einer Minute erreichen.«
Eli runzelte die Stirn, dann starrte er böse erst die blinkende Lampe, dann das Pflaster und schließlich wieder die Lampe an. Schließlich schüttelte er den Kopf.
»In Ordnung«, meinte er. »Wir versuchen es damit.« Er drehte sich zum älteren Monpress um. »Du hast immer mindestens drei sichere Häuser. Glaubst du, es gibt eines, das bis jetzt nicht entdeckt wurde?«
»Eines vielleicht«, antwortete Monpress. »Doch bei einer ernsthaften Suche fliegen wir auf.«
»In
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