Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
eine Rasierklinge Spinnweben. Dann traf die Klinge wieder nur Luft, und Sted fiel; sein Arm war einfach abgetrennt.
Der riesige Mann brach auf dem Boden zusammen und umklammerte die Stelle, an der sich eben noch sein Arm befunden hatte. Josef wirbelte herum, um sich für die nächste Parade zu wappnen, doch das war nicht mehr nötig. Sted hatte sich zusammengerollt wie ein Kleinkind und umklammerte mit seinem einzigen Arm sein zerbrochenes Schwert, während sich sein Blut auf den Boden ergoss. Josef senkte seine Deckung und stemmte die Spitze des Herzens auf den Boden. Sted riss seinen Kopf zu ihm herum, und in seinen Augen brannte blanker, schrecklicher Hass.
»Nein«, keuchte er. »Wir sind noch nicht fertig.« Er stützte sich auf seinen verbleibenden Arm, um auf die Beine zu kommen, und packte die abgetrennte Klinge seines Schwertes, um die Teile an seiner Brust zusammenzuhalten. »Es ist nicht vorbei.«
»Doch«, antwortete Josef. »Das ist es. Du bist besiegt, Berek Sted.«
Sted lachte ein schreckliches, keuchendes Lachen. »Du. Du könntest mich nicht in hundert Jahren besiegen«, murmelte er. »Du hattest einfach nur Glück. Mein Schwert ist gebrochen. Auf keinen Fall hättest du mich sonst besiegt.«
»Glück hatte nicht das Geringste damit zu tun«, gab Josef zurück. »Verschwinde oder blute auf dem Boden aus, das überlasse ich dir.« Er schwang das Herz über seine Schulter und wandte sich Richtung Nico. »Ich bin mit dir fertig.«
»Ich entscheide, wann wir fertig sind!«, brüllte Sted. »Dein Name, Schwertmann des Herzens des Krieges. Sag mir deinen Namen!«
Josef blieb stehen und warf einen kalten Blick über die Schulter zurück. »Josef Liechten.«
Sted stemmte sich auf die Knie. »Dann sehen wir uns bald, Josef Liechten.«
Er schenkte Josef ein letztes, blutiges Grinsen, dann murmelte er etwas, was Josef weder hörte noch verstand. Plötzlich bog sich das Licht um Sted, und ein Riss öffnete sich in der Luft. Es war, als hätte jemand den Stoff, aus dem die Welt bestand, mit einem Messer bearbeitet und ein Loch an einen anderen Ort geschnitten, an einen dunklen Ort mit schwarzen Steinwänden. Sted fiel nach hinten und ließ sich von dem Riss in der Welt verschlingen, dann war er verschwunden. Kein Laut, kein Rauch – er war einfach nicht mehr da.
Josef starrte eine volle Minute auf die blutige Stelle, an der sich der Schwertkämpfer gerade noch befunden hatte. Selbst sein abgetrennter Arm lag immer noch auf dem Boden, aber der Mann selbst war verschwunden. Er hätte noch länger gestarrt, doch das Herz lag schwer in seiner Hand und zog ihn auf Nico zu. Josef verstand den Wink und entschied, später einfach Eli darüber auszufragen. Schnell eilte er dorthin, wo Nico lag.
Eigentlich hatte er erwartet, sie inzwischen sitzen zu sehen. Nicos Fähigkeit, sich selbst zu heilen, war etwas, was er inzwischen als gegeben hinnahm. Und doch hatte Nico sich nicht bewegt, und selbst in der Dunkelheit konnte er den dunkleren Fleck um sie herum erkennen. Angst stieg in ihm auf, und seine Schritte beschleunigten sich, bis er rannte.
Zuallererst kontrollierte er nochmals ihre Atmung. Sie war zwar schwach, aber noch vorhanden. Seine Erleichterung darüber verpuffte jedoch sofort, als er sich ihre Brust ansah. Die Wunde von Steds Schwert war immer noch offen und blutete. Aus irgendeinem Grund schien ihre Heilungsfähigkeit zu versagen. Er sah sich panisch nach etwas um, was er als Verband gegen die Blutung einsetzen konnte, als er spürte, wie etwas sein Handgelenk packte.
Er senkte den Blick und entdeckte, dass Nicos Hand sein Handgelenk umklammerte. Ihre Augen waren geöffnet, dunkel und flehend. Sie sah ihn an, und ihre Lippen bewegten sich in einem leisen Flüstern, das er nicht verstehen konnte.
»Sag es noch mal«, drängte er und lehnte sich vor, bis sein Ohr ihre Lippen berührte.
»Mein Mantel«, flüsterte sie. »Finde meinen Mantel.«
Josef nickte und sah sich um. Ihr Mantel bildete nicht weit entfernt auf dem Boden einen Haufen. Josef packte ihn und gab ihn ihr. In dem Moment, in dem der schwarze Stoff ihre Hand berührte, begann er, sich eigenständig zu bewegen. Der Mantel floss um Nicos Körper, schlang sich um das Mädchen wie ein Kokon, verband ihre Wunde und stillte ihre Blutung. Kaum einen Atemzug später war sie vollkommen verbunden, und Nico gab ein langes erleichtertes Seufzen von sich.
»Er beschützt mich«, flüsterte sie, während sie wieder Josef ansah. »Genau wie Slorn
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