Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
blieb einen Schritt hinter ihm und warf ihre Stiefel hoch in die Luft, damit der Schlamm nicht unter ihren Sohlen kleben blieb. Eli grummelte etwas darüber, mit Monstern zu reisen, und ging in seiner eigenen Geschwindigkeit weiter, wobei er sorgfältig darauf achtete, seine Füße so zu heben, dass er in dem Sumpf, der einst die Straße gewesen war, keinen Stiefel verlor. Das war eine komplizierte Bewegungsabfolge, und deswegen bemerkte er nicht einmal, dass Josef und Nico angehalten hatten, bis er in Josefs Rücken rannte.
»Mächte!«, murmelte er und stolperte nach hinten. »Was denn jetzt? «
Josef nickte nur in Richtung der Straße vor ihnen. Eli blinzelte verwirrt in den Regen; dann entdeckte er es auch. Ungefähr drei Meter vor ihnen hörte der Regen auf. Die Straße ging weiter, die Hügel gingen weiter, aber der Regen nicht. Eli ging vorwärts und schlurfte durch den Schlamm, bis er an der Grenze stand, wo das Wetter plötzlich wechselte. Dort, in der Mitte der Straße, war eine Linie. Auf der einen Seite davon war es kalt, widerlich und nass; auf der anderen Seite war es sonnig, und der Boden war trocken.
Eli spähte durch den Regen und lehnte sich vor, bis seine Nase fast die unsichtbare Barriere berührte, die den Regen von der Sonne trennte. »Nun«, meinte er leise, »das ist seltsam.«
»So kann man es auch ausdrücken«, erklärte Josef trocken.
Eli legte den Kopf in den Nacken und starrte Richtung Himmel. Die Trennlinie schien sich bis ganz nach oben zu erstrecken. Selbst die grauen Wolken hielten an der Linie an und wirbelten an der Grenze herum, als wären sie gegen eine unsichtbare Wand gestoßen.
»Sehr seltsam«, murmelte Eli.
Josef starrte den Übergang böse an. Er mochte keine unerklärlichen Vorkommnisse. »Irgendwelche Ideen, was so etwas auslösen könnte?«
»Nun«, sagte Eli und tippte sich mit feuchten Fingern gegen das nasse Kinn. »Es könnte eine Art Abmachung zwischen den ansässigen Geistern geben. Doch ich bezweifle es. Geister haben ihre eigene Politik, aber etwas so Präzises riecht nach menschlicher Einmischung.«
Josef runzelte die Stirn. »Also ein Magier, der Sonnenschein mag?«
»Das wäre mein Tipp.« Eli bewegte seinen Fuß leicht über die Linie zwischen nass und trocken. »Aber kein Spiritist. Sie würden etwas Derartiges als, ich weiß nicht, unhöflich empfinden. Ist gar nicht ihr Stil.«
Josef nickte, und für einen Moment blieben sie noch stehen und starrten die Absonderlichkeit an. Dann schüttelte Eli sich.
»Nun«, meinte er, »auf jeden Fall hat es keinen Sinn, im strömenden Regen zu stehen, wenn es nicht nötig ist. Das ist unsere Straße, also können wir auch einfach aufhören, uns Sorgen zu machen, und den Sonnenschein genießen.«
Er schritt voran, zögerte kurz und überquerte dann die Grenze zwischen Regen und Sonnenschein. Als er aus dem Regen trat, fühlte er nichts, nur die willkommene Wärme der Sonne auf seinen nassen Schultern. Jetzt, da er auf der trockenen Seite stand, war die Luft hell und klar und die Straße fest und eben – eine willkommene Abwechslung von dem schweren Schlamm, durch den sie sich den gesamten Tag hatten kämpfen müssen.
Sobald sie alle im Trockenen standen, schüttelten sie ihre durchnässte Kleidung aus und setzten sich in das dichte Gras neben der Straße, um das Wasser aus ihren Stiefeln zu gießen. Da sie die Sonne wieder sehen konnten, wurde schnell klar, dass sich der Nachmittag dem Ende zuneigte; also liefen sie nach einer kurzen Pause weiter und folgten der Straße aus den Hügeln in ein grünes Tal.
Das Land auf dieser Seite des Regens unterschied sich vollkommen von den kargen Hügeln, durch die sie sich seit Aufgabe des Wagens gekämpft hatten. Das braune Gras zwischen Steinen war von ordentlichen Obsthainen und grünen Weiden abgelöst worden. Die Straße erschien gut gepflegt, ordentliche Steinmauern trennten sie von den Äckern, und auf der harten Erde waren keine Spurrillen zu sehen. In der Ferne schmiegten sich hübsche Farmhäuser aus grauem Stein und weiß getünchtem Holz wie zufriedene Hühner zwischen die Hügel. Schlanke Pferde grasten auf grünen Wiesen, während Hähne mit tiefblauen Schwanzfedern über weiße Zäune stolzierten und gelegentlich den kommenden Sonnenuntergang ankrähten.
»Es ist, als wären wir in ein Gemälde gelaufen«, meinte Josef. » Landhäuser bei Sonnenuntergang oder etwas in der Art.«
Eli wischte verlegen an seiner dreckigen Kleidung herum. Er hasste es
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