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Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Titel: Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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kommen und ihre schmerzhaft verkrampften Hände kurz aus seinem Fell lösen zu können. Trotzdem brachten sie die Reise von der Westküste an den Rand von Argo, des Königreichs, dessen wichtigstes Herzogtum Fron war, ohne Zeitverlust hinter sich und überquerten kurz nach Sonnenaufgang die Grenze.
    Miranda blieb viel Zeit, sich Sorgen zu machen, während sie durch die Nacht eilten. Sie hatte kein Geld und keinen Proviant. Sie besaß nur das, was sie an dem Tag des Gerichtsverfahrens unter ihrer Spiritistenrobe getragen hatte, und das war ziemlich wenig. Am Strand, allein und im Exil, hatte sie sich darum keine Gedanken gemacht. Jetzt allerdings konnte sie an nichts anderes denken als daran, wie jämmerlich sie für einen Auftrag ausgerüstet war. Sie brauchte ein bisschen Geld, ein Bad und vielleicht ein gefälschtes Dokument, um sich eine neue Identität zu verschaffen. Im Moment – ohne Geld, ohne Dokumente und ohne jegliche Autorität, mit salzverklebten Haaren und salzverkrusteter Kleidung – war sie sich nicht mal sicher, ob man sie überhaupt in die Stadt einlassen würde.
    Bei ihrem zweiten Stopp geschah allerdings etwas, was Miranda verstehen ließ, dass sie dem Westwind nicht genug Vertrauen entgegengebracht hatte. Nach zwei Stunden schneller Reise überzeugte Miranda Gin zu einer Pause neben einem kleinen Fluss. Während er trank, dehnte und streckte sie ihre Beine, die schmerzten, weil sie sich so lange an den Geisterhund geklammert hatte. Aber gerade, als sie sich vorbeugte, um ihre Zehen zu berühren, flatterte etwas sanft gegen ihre Finger. Sie zuckte erschrocken zusammen, sah nach unten und entdeckte eine Banknote des Papiergeldes, das manche Königreiche anstelle von Münzen oder Ratsstandards für den internen Gebrauch ausgaben. Der Schein zitterte, und sie packte ihn schnell, bevor er wieder davonwehen konnte. Er stammte aus dem Königreich Barat, das sich ihrer vagen Erinnerung nach irgendwo im Südwesten befand. Miranda musterte den Geldschein eingehend, bevor sie ihn in die Tasche steckte. Die Zahl, die in eine Ecke gedruckt war, war niedrig, und sie wusste nicht einmal, ob jemand außerhalb von Barat das Geld annehmen würde, aber es war mehr, als sie noch vor einem Moment besessen hatte, also verbuchte Miranda das Geld als Glücksfund und ließ es damit gut sein.
    Bei der nächsten Rast geschah es wieder. Dieses Mal fiel direkt vor Gins Nase ein kurzer Regenschauer von Silbermünzen aus Fenulli, einem Stadtstaat Hunderte Kilometer entfernt. Danach erschien bei jedem Stopp mehr Geld, immer aus westlichen Königreichen, und immer in kleinen Summen. Doch ihr Vermögen nahm stetig zu. Als sie schließlich Frons Grenze erreicht hatten, platzten Mirandas Taschen fast aus allen Nähten, und sie ging bereits um einiges selbstbewusster an die gesamte Sache heran. Sie dachte immer noch darüber nach, wie sie das Geld tauschen sollte und was sie sagen würde, wenn jemand einen Kommentar machte (»Mein Vater hat Währungen gesammelt«, oder »Wir gehörten zu einem Wanderzirkus«, was auch den Geisterhund erklären würde), als ihr auffiel, dass Gin sich seltsam benahm. Sie befanden sich immer noch an der Grenze zu Fron, jenseits der Straße, aber in Sichtweite der Schilder in einem gut gepflegten Weingarten; Gin jedoch schien nicht weiterreisen zu wollen. Stattdessen tigerte er hin und her, immer wieder über die Grenze des Herzogtums und zurück.
    »Was ist?«, fragte sie. Sie war zu müde, um sich wirklich Sorgen zu machen.
    »Schau auf den Boden«, knurrte Gin, die Nase kurz über dem Gras. »Fällt dir etwas Seltsames auf?«
    Miranda schaute auf den Boden. Für sie sah es aus wie normales Gras, mit Steinen dazwischen. Glücklicherweise beantwortete Gin seine eigene Frage, bevor sie ihr Unverständnis in Worte fassen musste.
    »Hier ist das Gras feucht«, sagte Gin und kratzte jenseits der Grenze von Fron mit der Pfote über den Boden, »aber hier ist es trocken.« Er sprang über die kleine Vertiefung, die genau auf der Grenze des Herzogtums lag, und stieß seine Nase in das hellgrüne, staubtrockene Gras von Fron. »Und das ist hier überall so«, schnaubte er, als er den Kopf hob. »Als würde es in Fron niemals regnen. Was für Wetter benimmt sich so?«
    Miranda runzelte die Stirn und legte den Kopf in den Nacken, aber im Moment zeigte der Himmel auf beiden Seiten der Grenze ein strahlendes Blau. Sie schaute wieder auf den Boden, und ihr Stirnrunzeln vertiefte sich. In der Tat, welches Wetter

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