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Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Titel: Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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benahm sich so?
    »Wir sind hier, um seltsamen Vorkommnissen auf die Spur zu kommen«, sagte sie. »Das hier zählt sicherlich dazu, aber es kann nicht nur darum gehen, dass der Regen sich merkwürdig benimmt. Ich glaube nicht, dass uns der Westwind für so etwas brauchen würde. Lass uns weitergehen. Vielleicht finden wir noch weitere Seltsamkeiten.«
    Gin nickte und trottete den Hügel hinauf nach Fron. Sie behielten die Straße im Blick, liefen aber im Schutz von Hecken und Bäumen. Gin duckte sich immer tiefer, je dichter die Farmhäuser standen. Trotzdem wirkte alles um sie herum absolut normal. Sogar idyllisch. So idyllisch, dass Miranda anfing, sich zu fragen, warum sie überhaupt hierhergeschickt worden waren.
    »Ich wusste gar nicht, dass Fron so hübsch ist«, meinte sie entzückt, als sie eine Steinbrücke über einen klaren, plätschernden Bach überquerten. »Warum in aller Welt verbringt Hern so viel Zeit damit, in Zarin Ränke zu schmieden, wenn er hierher nach Hause kommen könnte?«
    »Also mir gefällt das nicht im Geringsten«, erklärte Gin. »Es ist zu offen und zu ordentlich. Selbst das Gras auf den Feldern wächst in einem ordentlichen Raster. Das ist unnatürlich.«
    »Gewöhn dich besser dran«, antwortete Miranda und bedeutete ihm, hinter einem pittoresken Wäldchen aus struppigen Tannen anzuhalten. »Du wirst nämlich hier warten, während ich das Geld wechseln gehe und Erkundigungen einhole. Ich habe vor einer Weile ein Schild gesehen, das auf einen Gasthof mit Geschäft hingewiesen hat. Das ist zumindest mal ein Anfang.«
    Gin schnaubte. »Ich werde nicht einfach hier warten, während du davonwanderst.«
    »Wir versuchen, uns unauffällig zu verhalten, erinnerst du dich?«, meinte Miranda und sprang von seinem Rücken. »Geisterhunde sind nicht gerade unscheinbar.«
    Gin verdrehte die Augen, aber er setzte sich, was bedeutete, dass er mitspielen würde. Miranda lächelte und kontrollierte ein letztes Mal ihre Taschen. Die Mischung aus Münzen und Papier bewegte sich angenehm unter ihren Fingern. Befriedigt fuhr sie sich mit den Händen durch ihre windzerzausten, vom Salz steifen Haare und flocht sie zu einem strengen Zopf. So vorzeigbar wie eben möglich verließ sie das Wäldchen und ging hinunter zu dem großen hübschen Blockhaus am Fuße des Hügels, dessen leuchtendes Schild dem Reisenden Zimmer, Bäder und alle Arten von Verkauf und Service versprach.
    Miranda bog nach Westen ab und näherte sich dem Gasthof auf der Straße, als wäre sie dieser schon lange gefolgt. Das Hauptgebäude stand ein wenig abseits, hinter einem großen Hof, in dem ein Wagen umdrehen konnte. Doch diese Wendemöglichkeit war heute Morgen noch leer, genauso wie die Ställe, wie Miranda bemerkte, als sie die hölzernen Stufen erklomm und die Tür zum Gasthof öffnete. Das Gebäude war innen genauso hübsch wie außen. Breite Holzbalken zogen sich über die Decke, warme Lampen hingen an den Wänden, und im Gastraum standen Bänke um einen großen Kamin. Miranda, die sich in ihrer dreckigen Kleidung absolut fehl am Platz fühlte, setzte ihre tüchtigste Miene auf und ging zu dem Verkaufstresen, wo ein alter Mann unter einem Schild, das Geldwechsel versprach, in einem riesigen Kontobuch blätterte.
    »Wir tauschen keine Ratsstandards«, sagte er, als sie näher trat. »Nur örtliche Währungen.«
    »Ich wollte gar nicht …«, setzte Miranda an, dann brach sie ab und grub stattdessen ihr Geld aus den Taschen. »Örtliche Währungen sind wunderbar. Könnt Ihr das hier wechseln?«
    Der Mann starrte die seltsame Mischung aus Währungen an, als hätte Miranda gerade ein Fischernetz auf seinem Tisch ausgeleert. Dann warf er ihr einen Blick zu, der Milch hätte gerinnen lassen können. »Ich bin nicht die Bank von Zarin, meine Dame.«
    »Wechselt einfach, was Euch möglich ist«, antwortete Miranda. »Bitte.«
    Der Mann betrachtete den Haufen angewidert, dann fing er mit einem leiderfüllten Seufzen an, die Banknoten und Münzen zu Stapeln zu sortieren.
    »Also«, sagte Miranda und lehnte sich ein wenig nach vorne. »Ruhiger Tag?«
    »Ruhig?« Der Mann schnaubte. »Eher tot. Der Herzog hat die Wehrpflicht ausgerufen und jegliche Reisen verboten, oder ist Euch die leere Straße nicht aufgefallen?«
    »Ich bin gerade erst angekommen«, erklärte Miranda. »Was meint Ihr mit ›die Wehrpflicht ausgerufen‹? Braut sich ein Krieg zusammen?«
    Der Mann lachte laut und hart. »Das würde der Rat wohl kaum erlauben, oder?

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