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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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würde alles unternehmen, um die Geisel nicht zu verlieren und sie für die Unauslöschlichen zu bewahren.
    So kehrten sie zur Kreuzung zurück und ritten, bis die Sonne versunken war.
    Das gedämpfte Licht genügte dem Nachtmahr, den Weg deutlich vor sich zu erkennen, aber Raleehas Pferd war erschöpft und stolperte ständig über Unebenheiten und Wurzeln, sodass Caphalor an einem zerfallenen Haus anhielt und ihr Lager in der Ruine bereitete. Wenigstens waren sie unter den Resten des Daches vor dem Regen sicher. Auf Feuer verzichtete er. Er wollte weder Späher noch Wegelagerer durch den Schein aufmerksam machen.
    Caphalor schnitt den Proviant klein, schob der Sklavin ihren Anteil hin und kaute den ersten Bissen. Pfeile und Bogen lagen griffbereit. Er sah ihr an, dass sie etwas sagen wollte. »Sprich.«
    »Es ist noch nicht lange her, dass das Haus stand, Gebieter«, sagte Raleeha. Sie hatte die Pferdedecke wieder um sich gelegt.»Der Brandgeruch ist frisch und stark.«
    »Es wird wohl das Werk derer gewesen sein, die sich im Wald verbergen«, mutmaßte er. »Ich sah beschlagene Hufe von großen Pferden, wie sie die östlichen Barbarenvölker reiten. Vermutlich ist es einer ihrer Spähtrupps, die sich nach Westen aufgemacht haben, um die Lage zu erkunden.« Er sammelte Regenwasser in der hohlen Hand und nahm einen Schluck. »So geht es in Ishím Voróo seit Tausenden Teilen der Unendlichkeit zu. Völker kommen und gehen, um zu erobern und unterworfen zu werden.«
    »Bis auf die Albae«, warf Raleeha mit Stolz ein. »Euer Volk, Gebieter, ist die Beständigkeit. Ich verstehe nicht, weswegen Ihr und Eure Heere sich nicht ganz Ishím Voróo angeeignet haben. Wenn es eine Rasse erreichen könnte, dann die Albae.«
    Caphalor betrachtete sie mitleidig, was sie natürlich nicht sehen konnte. Sie klang so, als verstünde sie sich selbst als eine Albin und war doch nicht mehr als eine Barbarin mit einem hübschen Gesicht und einer verqueren Begeisterung für das falsche Volk.
    »Wir haben es nicht nötig«, antwortete er, obwohl er nicht darüber sprechen wollte. Schon gar nicht mit ihr. »Was sollten wir mit einem großen Reich?«
    Das war nicht die Wahrheit. Tatsächlich schrumpfte die Zahl der Einwohner von Dsôn Faïmon, die Albinnen gebaren nicht mehr genügend weibliche Nachkommen, aber leider auch nicht genügend männliche, um viele Soldaten zu erhalten. Das Sternenreich befand sich in einem zerbrechlichen Gleichgewichtsakt, von dem die übrigen Völker nichts ahnen sollten. Zwar bestand derzeit keine echte Gefahr, aber wenn sich nicht bald etwas ergab und Samusin für einen Ausgleich sorgte   …
    »Ihr hättet mehr Macht und noch mehr Vasallenvölker«, sagte Raleeha. »Ihr brächtet Ordnung in das Durcheinander und würdet die Scheusale aus den fruchtbaren Gebieten und den herrlichen Wäldern fegen. Ishím Voróo wäre nicht länger dieses gesetzlose Land, sondern würde unter Eurer Führung erstarken. Kreaturen mit Verstand würden Euch wie auch die Unauslöschlichen allein aus Dankbarkeit anbeten und Euch folgen, Gebieter.«
    »Kreaturen mit Verstand?« Caphalor lachte. »Davon gibt es kaum welche in Ishím Voróo. Nicht mal unter den Barbaren. Du hast dir schon lange Gedanken darüber gemacht, Raleeha«, entgegnete er belustigt. »Und ich kann dir verraten, dass Sinthoras zu denjenigen gehört, die unter uns Albae ebenso denken und am liebsten morgen schon mit den Feldzügen beginnen würden.«
    »Aber Ihr nicht, Gebieter?«
    »Nein.« Er zögerte. »Ich bin der Meinung, dass unsere Grenzen gut gesichert sind und wir bleiben sollten, wo wir sind.« Er wunderte sich, dass er sich mit einer Sklavin über politische Angelegenheiten seiner Heimat besprach, als wäre sie eine Gleichwertige. Das Gift schien ihn milde zu stimmen, ihn sogar eine Sklavin als anziehend betrachten zu lassen. Beides musste aufhören. »Mehr gibt es dazu nicht zu sagen«, beendete er die Unterredung. Seine rechte Hand schmerzte. Er rieb die Finger, als könnte er das Gift wegmassieren.
    »Gebieter«, sprach sie nach einer Weile, ohne seine Erlaubnis einzuholen. »Verspürt Ihr jemals Furcht?«
    »Was soll diese Frage?«, zischte er und fühlte sich ertappt: Er hatte an seine Endlichkeit gedacht.
    »Ich überlege mir, ob dies einer der Vorteile der Albae ist: Sie fürchten sich vor nichts.«
    Caphalor bedachte seine Antwort und hörte das leise Klopfen der Tropfen gegen das Dach.
Wie oft darf ich es wohl noch hören
?
»Nein, ich glaube

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