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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Feld anzugreifen. Von den vier Brücken schossen die Jeembina Pfeile auf die Windsöhne und schleuderten Speere. Die ersten Rampen wurden gedreht, damit die Kreisel nach Sinthoras’ Vorbild in den Hof gelassen wurden.
    Die Barbaren hatten binnen Kurzem die Hoheit über die Wehrgänge errungen. Als die ersten beiden Kriegsmaschinen hinterdem Tor aufschlugen, stürzten die Brücken mitsamt den auf ihnen stehenden Jeembina ein. Die Menschen hatten die Streben und Verankerungen durchgeschlagen! Wer den Sturz überlebte, wurde ein Opfer der eigenen Kreisel; danach begann das Gemetzel am Boden erst richtig.
    Was gäbe ich für ein Glas guten Rotweins.
Sinthoras wünschte sich Zeit und Material, die erbitterte Schlacht in Skizzen festhalten zu können. Ihn inspirierte, was er da sah. Die Rohheit, die dem Kampf innewohnte, das Wilde und Ungestüme, die überbordende Kraft ohne Verstand besaß etwas Packendes. Es war die Faszination des Primitiven, vor dem er sich ekelte und zugleich angezogen fühlte. Nicht, dass er so sein wollte wie die Barbaren, doch sie weckten Neugier in ihm, diese Art des Lebens und Handelns näher zu erkunden. Sinthoras bedauerte, wie viele Knochen, Schalen und andere Materialien vergeudet auf dem Boden liegen blieben. Doch er musste weiter.
    Als aus den unteren Fenstern des Turmes, auf dem er saß, die ersten Flammen schlugen, stand er auf, band sein mitgenommenes Seil an einen Balken und schwang sich mit viel Schwung über die Köpfe der Kämpfenden hinweg. Federnd landete er auf der Erde, genau vor dem Zugang der Schlucht.
    Es gab nur einen Weg. Die Gänge durch den Berg nutzten Sinthoras nichts, die Barbaren lieferten sich darin eine Jagd mit den verbliebenen Jeembina. Hurtig trabte er in die Schlucht hinein und war sich sicher, von nichts und niemandem verfolgt zu werden.
    Die Wände ragten senkrecht nach oben, auf den Brücken über ihm sah er gelegentlich Kämpfer. Barbaren und Jeembina schlachteten sich dank seiner Vermittlung gegenseitig ab.
    Sinthoras sah es mit Humor.
Sie sollten mir dankbar sein. Ich habe dafür gesorgt, dass endlich eine klare Entscheidung herbeigeführt wird, anstatt faule Kompromisse zu erwirken.
Bei Kompromissen gab es immer zwei Verlierer, am Ende einer ehrlichenSchlacht lediglich einen.
    Der Hohlweg endete bereits nach einhundert Schritten und öffnete sich in ein Tal hinein. Der Alb musste lachen:
Wegen einhundert Schritten belagern sie die Festung eine kleine menschliche Ewigkeit. Sie werden es niemals lernen. Ihnen fehlt die Weisheit des ewigen Lebens. Gerade sie dürften Fehler nicht wiederholen.
    Vor ihm hatte ein immergrüner Wald Wurzeln geschlagen. Die Bäume mit den ausladenden, dicken Ästen erstreckten sich bis an den Rand des Tales. An ihnen wuchsen fingerdicke, spitze Blätter, auf denen sich der Schnee kaum sammelte. So waren sie   – umgeben von allgegenwärtigem Weiß   – ein kurioser Anblick.
    Höchst unangenehm waren die zigfachen silbernen Fäden, die von den Zweigen hingen und die Bäume zierten. Sinthoras wusste, worum es sich dabei handelte, und er stöhnte auf: Was die Unkundigen für Baumsamen oder außergewöhnliche Blätter hielten, waren äußerst seltene Phaiu Su.
    Bevor er sich weiter damit beschäftigen konnte, rasselten Ketten, schepperte Eisen, und der Wind trug ihm den ekelhaften Geruch von Schweiß zu. Altem, beißendem Schweiß, der sich untrennbar in Leder und Stoff gefressen hatte. So stanken Barbarenkrieger.
    »Da ist noch einer von denen!«, schrie ein solcher Krieger hinter ihm.
    Sinthoras wandte sich um und sah eine Meute von fünfzig ungewaschenen, verdreckten Menschen auf sich zukommen, die ihre schäbigen Waffen gegen ihn schwangen, reine Mordlust stand in ihren Augen.
    Dazu gab sein Knie wieder nach, und ein stechender Schmerz raste von dort in den Ober- und Unterschenkel. Die Botschaft des Alchemikanten an ihn   … Von einem Herzschlag auf den nächsten stand er vor neuen, großen Schwierigkeiten.
    So bereitete das Reisen kein Vergnügen.

X

    Zwei Meilen tief rodeten die Sklaven das Land jenseits des Grabens, um ein Anschleichen unmöglich zu machen. Aus dem Holz wiederum wurden Geschosse für die Wurfmaschinen gefertigt.
    Aber die Rechtlosen murrten unter der Arbeit, was ihnen jedoch nicht zustand.
    Nachdem der Kreis geschlossen war, leiteten unsere Ahnen den mächtigsten Strom von Dsôn Faïmon um und fluteten den Graben.
    Mitsamt den Sklaven darin, die nicht mehr benötigt wurden.
    Und ihr Murren

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