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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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schob er sich als Andenken vorsichtig in den Ärmelaufschlag des Mantels. Solange sie mit der Haut nicht in Berührung kamen, richteten sie keinerlei Schaden an. »Komm, mein Kleiner. Sollte Caphalor es lebendig nach Hause schaffen, werde ich dich ihm schenken. Heimlich«, sagte er und sah sich um.
    Dem Fürstensohn gelang es, sich den Phaiu Su aus dem Gesicht zu reißen. Das Wesen hatte einen langen, offenen Schnitt hinterlassen, der sich bis zum Hals zog und aus dem Blut sickerte. Der Mann deutete auf den Alb und schrie etwas.
    »Verfluchst du mich, kleiner Barbar?« Sinthoras lachte ihn schallend aus. »Ich diene Göttern, deren Segen dir wie ein Fluch erscheinen würde. Wovor sollte ich mich also fürchten?« Mit dem Speer klaubte er treibende Phaiu Su von nahen Ästen und lenkte sie gegen den jungen Mann, der nicht mehr schnell genug ausweichen konnte. Gierig umschlangen drei von ihnen das Gesicht des Barbaren. »Folge deinem Vater. Ich folge meiner Bestimmung.«
    Sinthoras verließ die Stelle, wo das Sterben nicht enden wollte,und löste im Vorbeigehen weitere Phaiu Su von den Bäumen.
    Die Luft trieb die Gespinste zu den Windsöhnen. Sie würden vollenden, was er begonnen hatte.
    So wiederum bereitete das Reisen Vergnügen.

    Ishím Voróo (Jenseitiges Land), zehn Meilen nördlich des Albae-Reichs Dsôn Faïmon, 4370. Teil der Unendlichkeit (5198. Sonnenzyklus), Spätsommer
    Caphalor sah die Umgebung verschwommen und zweifach.
    Das Gift der Alchemikanten entfaltete immer stärker seine Wirkung. Je mehr er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, umso heftiger rollten die schmerzenden Wellen durch seinen Leib. Daran änderten auch die Tarto-Kräuter nichts, die er am Wegesrand gesammelt und gekaut hatte. Sie halfen üblicherweise gegen Vergiftungen, aber das Mittel der Fflecx schien genau auf seinen Körper abgestimmt zu sein.
    Das rechte Bein war taub und hätte ihm ebenso gut fehlen können, Caphalor spürte es nicht mehr. Sein Geruchssinn gaukelte ihm vor, dass es nach frisch gebackenem Brot duftete, und das seit Meilen, während er auf der Zunge den Geschmack von Eisen trug. Dieses Durcheinander verwirrte ihn zusätzlich.
    Durchhalten,
sagte er sich.
Ihr Götter, ich muss sie bis zur Grenze schaffen. Danach gebt mir Kraft genug, um wenigstens Munumon zu vernichten.
Es war ein Wunsch, an dessen Erfüllung er selbst nicht mehr glaubte. Dafür bereitete ihm das Gift zu viele Schwierigkeiten. Doch vielleicht besaß Samusin ein Einsehen, und die Tarto-Kräuter verzögerten sein Dahinsiechen.
    »Gebieter, warum reiten wir plötzlich langsamer?«, fragte Raleeha hinter ihm.
    »Dein Pferd«, antwortete er knapp. Die Zunge gehorchte ihm nicht mehr so, wie sie sollte. Aus diesem Grund sprach er so gut wie nicht mehr mit der Sklavin.
    Caphalor fühlte eine schreckliche Müdigkeit. Immer wieder fielen ihm die Lider herab.
    »Rast«, befahl er schwach und rutschte schon aus dem Sattel. Er musste in die Knie gehen, sonst wäre er gestürzt. Der Bogen glitt ihm aus der Hand; keuchend griff er nach ihm, bekam ihnim dritten Versuch zu fassen und nutzte ihn als Stütze.
    »Wie Ihr befehlt, Gebieter.« Raleeha folgte dem Geräusch, den der Bogen machte. Sie standen unter einem kahlen Baum, der keinerlei Schutz vor dem Nieselregen bot. »Gebieter, gibt es einen Unterstand, oder warum habt Ihr den Ort ausgesucht?«, wunderte sie sich und zog die Decke enger um ihre schmalen Schultern.
    »Er gefiel mir«, entgegnete er und rutschte an dem Stamm auf den feuchten Erdboden. »Er gefiel mir einfach.« Den Hinterkopf gegen die Rinde gelehnt, schloss er die Augen und dämmerte weg.
    Hitze aus dem Innern seines Körpers brachte ihn zum Schwitzen, die Kühlung des Nieselregens kam wie gerufen. Ohne ihn wäre er sicherlich verbrannt.
    Das Fieber brachte ihm Träume.
    Er sah seine Gefährtin, die ihn lockte und sich vor ihm entblößte, und als er sie umschlang, bekam sie plötzlich Raleehas Antlitz. Ja, die Sklavin besaß unerwartet ein
Antlitz
, etwas Albisches. Vor den leeren Augenhöhlen trug sie eine Binde aus schwarzen Spitzen, die ihre Anziehungskraft auf unerklärliche Weise betonten. Er beugte sich nach vorn und küsste Raleeha, spürte ihren wohlgeformten Leib unter seinen Fingern, der sich plötzlich in Rauch auflöste.
    Nun stand er auf einem Balkon, weit über Dsôn Faïmon, auf dem Beinturm. Die Unauslöschlichen flankierten ihn, und von weit unten jubelten die Massen ihm zu. Sie feierten ihn als Bezwinger von Tark

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