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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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stimmte.
    Beginnen wir den Unterricht.
Was keiner der einfältigen Barbaren bemerkte: Seine Speerspitze streifte dabei einen tief hängenden Ast, von dem sich unmittelbar einige Spinnfäden lösten und in einem sanften Windhauch umhertrieben, ohne sich niederzulassen.
    »Du wirst uns sagen, warum du uns in den Wald geführt hast!«, verlangte der Barbar drohend, und der Fürstensohn machte einen Schritt auf ihn zu, legte die Klinge an Sinthoras’ Hals. »Du gehörst doch zu den Jeembina?«
    »Niemals!«, lachte Sinthoras, blieb betont gelassen und zeigte keine Furcht vor der Schneide auf seiner Haut. »Du weißt, dass es Mittel gibt, Abdrücke zu verwischen. Ich vermag diese Feinheiten zu erkennen.« Er folgte dem malerischen Flug der Silberfäden mit den Augen und achtete weder auf den Fürstensohn noch auf den Übersetzer.
    Einer der Fäden senkte sich wirbelnd auf den Helm eines Barbaren, hing ihm bald über den Nackenschutz bis auf den Rücken. Eine sanfte Brise schob das untere Ende hoch, unter das Leder des Helms auf die blanke Haut.
    Gleich beginnt es
!
Sinthoras freute sich auf das, was geschehen würde.
    Weitere Gespinste ließen sich auf die unwissenden Barbaren nieder, andere wurden scheinbar zufällig vom Wind umhergeweht, bis auch sie ein Ziel fanden. Die Wärme der Körper leitete ihren Flug, lockte sie an.
    In Augenblicken wie diesen war Sinthoras dankbar dafür, dass sein Volk riesige Bibliotheken mit gesammeltem Wissen besaß, in denen er lange gesessen und gelesen hatte. Viele Geheimnisse von Ishím Voróo waren in den Schriften festgehalten, und ein sehr seltenes davon hatte er auf Anhieb erkannt, als er es von den Bäumen hängen sah: Phaiu Su.
    Ein Silberfaden trudelte auf ihn zu und wollte sich auf seinem Antlitz niederlassen. Mit einem kurzen, heftigen Pusten lenkte er das Gespinst von sich weg, sodass es dem Fürstensohn ins Gesicht trieb und dort haften blieb.
    Der Barbar hob die Hand, um es wegzuwischen   – da riss er die Augen weit auf und stöhnte. Gleichzeitig blies sich der dünne Faden auf, schwoll auf Fingerdicke an. So sehr der Mann daran riss, der Faden, dessen Farbe sich von Silber zu Purpur und dann zu Dunkelrot wandelte, bewegte sich nicht.
    Schlagartig verlor das Gesicht des Fürstensohns seine Farbe, wurde aschgrau. Das Schwert fiel aus seiner Hand, er sank vor Sinthoras auf die Knie und versuchte noch immer erfolglos, das pulsierende Etwas von sich zu entfernen. Inzwischen ähnelte es mehr einem kurzen Tau.
    Tatsächlich. Wie im Buch beschrieben,
befand der Alb sachlich und ließ dabei weder die Phaiu Su noch die Feinde aus den Augen. Ohne sein Wissen wäre es ihm ebenso ergangen.
    Der Angriff auf den Anführer der Barbaren war das Signal.
    Überall saugten sich die Fäden an den überrumpelten Männern fest, sobald sie unbedeckte Haut spürten, und verdickten sich. Das ausgesaugte Blut sorgte dafür, dass sie anschwollen wie pralle Würste. Ihre Opfer fielen nieder, griffen nach den Phaiu Su oder stachen nach ihnen.
    Vergebens, ihr Unwissenden.
Die Lebewesen, die Spinnweben glichen, sonderten unmittelbar nach dem Biss eine Flüssigkeit ab, welche verhinderte, dass das Blut gerann. Selbst wenn es einem gelang, sie abzureißen oder zu töten, waren die Betroffenen verloren. Die Wunden schlossen sich nicht, der Lebenssaft war viel zu flüssig.
Es hat den Anschein, dass keiner von euch die Lektion übersteht.
    »Du wusstest es!«, schrie ihn der Übersetzer an und schlug mit dem Schwert zu. »Du hast uns   …«
    Sinthoras lenkte die Attacke mit einem Handschlag gegen die flache Klingenseite ab, stellte den Speer senkrecht auf den Boden und schlug dem Barbaren pfeilschnell die geballteFaust genau auf den Kehlkopf, sodass er zerquetscht und in die Luftröhre gedrückt wurde. Die Finger des Albs schlossen sich wieder um den Speerschaft, ehe die Waffe zur Seite kippen konnte. Der Übersetzer fiel röchelnd auf die Knie und erstickte qualvoll. »Versteht ihr Einfältigen, weswegen ihr niemals wahre Macht in Händen halten werdet?«, höhnte er.
    Um ihn herum starben die Soldaten. Immer mehr Phaiu Su senkten sich auf sie herab, die vom Geruch des Blutes angelockt wurden.
    Lasst mir meine Ruhe. Ich habe euch Nahrung gebracht.
Sinthoras machte einige Schritte zur Seite und begab sich unter den Schutz eines Baumes, an dem keine Fäden hingen. Zwei, drei Wesen, die er an seiner Rüstung bemerkte, zerrieb er mit den Handschuhen; sie zerfielen wie echte Spinnfäden.
Harmlos
. Einen

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