Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
standen schwarze Rosen, Schleierkraut, und um die grauen Steine wand sich mattroter Efeu. Es wirkte, als habe die Natur vergessen, in der Mitte des Gartens Farbe zu verwenden. Demenion verstand sich auf die Zucht von Pflanzen, die dem Auge schmeichelten.
    Sinthoras sah den Hausherrn und vier weitere Albae an einer dunkelbraunen Tafel sitzen. Sie hatten Trinkpokale vor sich stehen und unterhielten sich leise. Allesamt
Kometen
. Er war der Einzige, der seine Rüstung trug, die anderen hatten leichte Kleidung in dunklen Farben gewählt. Nach Sinthoras’ Ansicht machte dies den Unterschied zwischen ihnen aus: Die anderen schlüpften gelegentlich in die Rolle der Kämpfer, doch er
lebte
das Kriegertum. Nur an der Staffelei legte er seine Panzerung ab; beim Malen wurde er ein gänzlich anderer.
    Ein Sklave machte auf den neuen Gast aufmerksam.
    Demenion erhob sich, kam mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu. Dennoch war die Geste voller Bedacht, voller Anmut und einer Spur Weichheit. Zu weich für einen wahren Krieger, wenngleich sie zu einem Politiker passte.
    »Sinthoras! Du wurdest schon sehnsüchtig erwartet«, sagte der Hausherr zwinkernd. »Wir hatten schon Sorge, dein neuestes Bild sei dir wichtiger als unsere Sache.«
    »Ich musste mir noch Farbe besorgen«, antwortete er rasch und reichte Demenion die Hände, damit er nicht in eine Umarmung geriet. Ihm waren aufgezwungene Körperberührungen ein Gräuel. Er setzte sich an den Tisch und warf einen Blick in die Runde: die Führer einer neuen Verteidigungsstrategie des Sternstaates.
    Khlotòn hob die Augenbrauen. »Eine besondere, nehme ich an?«
    »Ja. Pirogand-Gelb.« Er ärgerte sich, dass er die Andeutung gemacht hatte. Jetzt musste er eingestehen, dass er gegen den schwachen Caphalor den Kürzeren gezogen hatte. Knapp fasste er sein Erlebnis zusammen. »Damit blieb mein Bild unvollendet«, schloss er. »Ich übergab es den Flammen.«
    »Caphalor, soso.« Khlotòn sah zu Demenion hinüber. »Ist es nicht bezeichnend, dass ausgerechnet
ihr beide
aneinandergeratet?«
    »Samusin schien es zu gefallen, die Gegensätze aufeinanderprallen zu lassen«, stimmte ihm Sinthoras zu. »Genug von diesem Zauderer. Was haben unsere Augen und Ohren aus dem umliegenden Ishím Voróo zu berichten? Ist etwas darunter, mit dem wir die Unauslöschlichen von unserer Sicht überzeugen können?«
    Demenion nickte und deutete auf Rashànras, der sich daraufhin erhob. Er tat es jedes Mal, wenn er sprach. Sinthoras hielt ihn für einen Aufschneider. Aber leider war er ein Aufschneider mit guten Spionen und Fährtensuchern, die den Osten von IshímVoróo beobachteten.
    »Es gibt Anzeichen dafür, dass sich die Viehdiebfamilie Lotor im Machtkampf der Barbarenvölker durchsetzt. Sehr zu meinem Erstaunen, das muss ich einräumen. Sie haben die ersten Widersacher ausgeschaltet, und deren Heere schlossen sich der Familie an. Damit befehligt dieser Abschaum Lotor etwa dreißigtausend seinesgleichen, und die Hälfte der Óarco-Besteiger kann sich zumindest im Sattel halten.« Rashànras sah sauertöpfisch drein. »Natürlich sind deren Gäule nicht mit Nachtmahren zu vergleichen. Doch so sehr ich es bedaure: Sie sind in der Lage, fünfzehntausend Barbaren in einem blitzartigen Vorstoß in ein feindliches Reich zu führen. Gebt der miesen Bande noch einen halben Teil der Ewigkeit, und ich sehe Lotor über das gesamte Barbarengebiet regieren.«
    »Das wären wie viele Soldaten?«, warf Sinthoras ein. »Insgesamt?«
    »Wenn Lotor alle Reiche unterjocht und über ihre Heere verfügen kann: etwa einhunderttausend«, gab Rashànras knurrend zurück.
    Khlotòn nahm einen vornehm kleinen Schluck aus seinem Pokal. »Schickt einen Mörder aus, welcher das Oberhaupt der Óarco-Besteiger erledigt. Danach zerfleischen sich die Nachfolger selbst. So ist es doch immer bei ihnen«, sagte er herablassend.
    Sinthoras hob die Hand, um seinen Einwand mit einer Geste zu unterstreichen. »Wir sollten nichts unternehmen. Soll sich Lotor als Herrscher erheben   – gibt es einen besseren Grund, unser Reich in alle Richtungen auszudehnen, um solche Bedrohungsherde zu zertreten?«
    »Denkst du, ja? Nun, ich sehe es anders: Warten wir zu lange, ist der Dreck am Ende auf einen Gegenschlag vorbereitet und könnte uns mehr Verluste zufügen, als es sein müsste. Wir sollten unser kostbares Blut nicht derart vergeuden«, konterte Rashànras. »Im Falle eines Kriegszugs traue ich unseren Vasallen nicht. Sie gehörten einst zu den

Weitere Kostenlose Bücher