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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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blieb ihm auf den Fersen.
    Caphalor winkte Aïsolon, den er zum Anführer der albischen Reitertruppen gemacht hatte, zu sich. Einen echten Freund wollte er an seiner Seite wissen. »Lass sie ein Scheingefecht führen«, ordnete er an. »Trenne sie nach Rassen und notiere, wo du ihre Stärken und Schwächen siehst.«
    Aïsolon lachte. »Nach Stärken werde ich vergebens Ausschau halten.« Er sah Sinthoras hinterher. »Du hast ihn zweifach gedemütigt.«
    »Habe ich das?«
    »Erst hast du den Gardisten nicht seinen Befehl ausführen lassen, und danach hast du ihn vor den Augen und Ohren der Truppe belehrt.« Aïsolon blickte ihn an. »Ich habe dich schon einmal vor ihm gewarnt. Reize ihn nicht zu sehr.«
    Caphalor fühlte sich ertappt und nahm es hin, dass Aïsolon auf diese Weise mit ihm sprach. »Es stimmt, ich habe ihn absichtlich auflaufen lassen. Es kommt nicht mehr vor. Nicht mehr so oft«, fügte er lächelnd hinzu.
    Aïsolon lachte und zog den Mantel aus, darunter kam der schwarze Schuppenpanzer zum Vorschein. »Ich habe von Anfang an befürchtet, dass die Vasallen nicht die Tüchtigkeit mitbringen, mit der Sinthoras irrigerweise gerechnet hat.«
    »Wirst du mich wissen lassen, weswegen du das annahmst?«
    »Die Erklärung ist leicht: Es ist ihnen zu gut ergangen.« Aïsolon zeigte auf einen Barbaren, über dessen Gürtel sich ein feister Bauch wölbte. »Sie haben niemals Kriege führen müssen. Ihre Tätigkeiten beschränken sich seit zweihundert Teilen der Unendlichkeit auf das Bestellen von Feldern, die Viehzucht, Pflege und Ausbau der Wege und Straßen oder niedere Dienste.« Er rief die ersten Befehle an seine Unterbefehlshaber, um die Streitmacht aufzuteilen. »Dabei verlernt man die gute, wirkungsvolle Handhabung von Schwert, Schild und Bogen. Sogar die Óarcos sind fett geworden.«
    »Dann bring sie zum Schwitzen. Sie sollen ihre Trägheit verlieren.« Er ließ Sardaî antraben. »Du wärst der bessere Nostàroi, Aïsolon.«
    »Nein, wäre ich nicht«, rief er ihm hinterher.
    Caphalor preschte auf das Zelt zu und hörte Sinthoras bereits auf etliche Schritt entfernt durch die Wände hindurch toben.
Das wird ein Schauspiel.
    Als er eintrat, sah er die Vorsteher in einer Ecke zusammengedrängt; der Alb stand in der gegenüberliegenden, seinen Dolch gegen sie gereckt. Die schwarzen Wutlinien überzogen sein Antlitz, und Caphalor spürte, dass Sinthoras seine magische Kraft einsetzte, um die Barbaren, Óarcos und anderen durch blanke Furcht einzuschüchtern.
    Das ist ihm hervorragend gelungen
. Caphalor begab sich an seinen Platz, ein Sklave eilte herbei und goss ihm Wasser mit beigemischten herben Blütenessenzen in seinen Kelch. In aller Ruhe nippte er daran, lehnte sich zurück und wartete, bis Sinthoras sich beruhigt hatte. Dabei blieb er mit der Nase über dem Kelch, um den angenehmen Duft aufzunehmen. Im Zelt selbst roch es ihm zu sehr nach den verschiedensten Ausdünstungen der Vorsteher. Die Angst ließ sie in Schweiß ausbrechen, was den aufdringlichen Gestank umso stärker machte.
Waschen ist denen ein fremdes Wort.
    Schnell atmend kam Sinthoras zu ihm, setzte sich und stürzte sein Getränk herab. »Ausflüchte«, keuchte er. »Sie widern mich an!«
    »Was haben sie gesagt?« Caphalor überspielte, dass ihn der Ausbruch des Albs amüsierte.
    »Frag sie.« Er bekam seinen Kelch gefüllt und leerte ihn wieder, ohne abzusetzen. Die schwarzen Linien verblassten zusehends. Betont langsam legte er den Dolch auf die Platte, die Klinge zeigte auf die anderen.
    Caphalor erhob sich und bat die verängstigten Vorsteher zurück an den Tisch. Zögerlich kamen sie seiner Aufforderung nach. »Wie Sinthoras bereits deutlich machte«, hob er an und sprach weitaus sanfter, »sind wir mit dem, was eure Truppen uns bieten, nicht zufrieden. Die Ausrüstung ist mangelhaft, wir erkennen keinen Kampfeswillen in den Augen der angehenden Krieger. Sogar die Óarcos haben sich zu Schafzüchtern und Beerenpflückern verwandelt.« Er hatte den Ton verschärft, ohnedabei laut zu werden, und sah in die Runde. Jeder wich seinem Blick aus. »Ihr hattet stets die Aufgabe, bei allen sonstigen Diensten für unser Volk den Kampf nicht zu vernachlässigen.«
    »Wir sind geborene Krieger, Herr«, sagte der gerüstete Óarco namens Tarrlagg aufbegehrend. Er hatte als Erster die Nachwirkungen der Furcht abgeschüttelt. Jetzt zeigte er seine Hauer, rollte mit den Augen und spannte die Muskeln an, um breiter zu wirken. »Ich habe die

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