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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ganzen Leib. Die Muskeln schrien nach Rast, die Schnitte verlangten nach Behandlung.
    Aber die größte Wunde in seinem Herzen hatte sich nicht mit dem Blut der Feinde füllen und schließen lassen. Caphalor hob den Kopf und sah zu den Nachtgestirnen, flüsterte Enoïlas Namen.
Die Götter wollten mich nicht zu dir lassen.
Sie fehlte ihm, war unwiederbringlich verloren. Herausgeschnitten. Sie und seine geliebte Tochter   …
    Er grüßte die Óarcos und die Barbaren, indem er ein Schwert in ihre Richtung hob und senkte, sie neigten die Köpfe vor ihm.
    Caphalor lenkte den hinkenden Nachtmahr auf die Brücke zu, zur Turminsel, wo ihn Sinthoras erwartete.
Es ist mir gleich, was er dazu sagen wird.
Er zügelte Sardaî. »Ich konnte nicht anders«, hob er an.
    »Lass deine Wunden versorgen«, sagte Sinthoras verblüffend freundlich.
    »Ich muss zu den Unauslöschlichen«, erwiderte Caphalor mittrockener Kehle. Das Blut auf seinem Gesicht, an den Händen gerann allmählich. »Sie sollen erfahren, was ich getan habe. Ich biete ihnen mein Leben, da ich gegen ihre Gebote verstieß.«
    »Sei kein Narr, Caphalor«, gab Sinthoras zurück. »Steig ab. Die Unauslöschlichen werden   …«
    »Ich danke dir für deinen Beistand, aber ich wollte ihn nicht. Mein Leib müsste tot zwischen den Scheusalen liegen, und meine Seele flöge zu Enoïla.« Er lenkte den Nachtmahr an ihm vorbei, ließ ein Schwert nach dem anderen auf die Brücke fallen. »Es macht keinen Sinn«, raunte er. »
Nichts
macht mehr Sinn. Sie sind tot, Sinthoras. Was soll ich mit ewigem Leben?« Dann rutschte Caphalor aus dem Sattel und schlug, ohne eine Bewegung zu machen, auf den Holzplanken auf.
    »Schafft ihn in den Turm und bringt mir einen Heiler«, befahl Sinthoras und sammelte die blutigen Schwerter ein.
    Ich weiß, wie du dich fühlst.
Der Gedanke, irgendwann einen ähnlichen Verlust ertragen zu müssen, gebar eine schreckliche Angst in ihm. Angst um Timānris.
    Jetzt erkannte Sinthoras einen der größten Nachteile der Liebe: die Furcht, die Sorge um die verehrte Person.
Wie gut, dass Timānris derart Furchtbares wie Enoïla niemals widerfahren kann.
Er würde jede Obboona, der er begegnete, auf der Stelle töten.

    Ishím Voróo (Jenseitiges Land), Albae-Reich Dsôn Faïmon, Strahlarm Wèlèron, 4371. Teil der Unendlichkeit (5199. Sonnenzyklus), Frühling
    Caphalor saß im Halbdunkel, im kleinen Offizierszimmer des Inselturmes, und starrte gegen die Wand.
    Das Pergament mit dem Siegel der Unauslöschlichen lag ungeöffnet vor ihm, die Nachricht der Höchsten an ihn interessierte ihn nicht.
    Er hätte sich   – wie Sinthoras   – mit den Vorbereitungen für den Zug gegen Tark Draan beschäftigen müssen, sich mit den Befehlshabern treffen, Karten studieren und alles tun sollen, was man sonst im Vorfeld eines ebenso bedeutenden wie gefährlichen Unternehmens tat.
    Für mich ist es vorüber.
    Er saß im Zimmer, im Halbdunkel.
    Seit zehn Momenten der Unendlichkeit schon, ohne zu essen, zu schlafen. Die Augen schienen ausgetrocknet vom Starren gegen die Wand, die er doch nicht wahrnahm. Er sah das Antlitz von Enoïla vor sich, das seiner Tochter.
Verloren.
    Niemals würde er sich selbst umbringen, so willkommen ihm der Tod auch war. Auf dem Schlachtfeld hatte er ihn gegen die Srink nicht finden dürfen, also würde er ihn anders anlocken.
Durch Warten und Nichtstun.
    Es klopfte.
    Caphalor reagierte nicht.
    Es klopfte mehrmals, und schließlich wurde die Tür geöffnet. Sinthoras trat ein, blieb kurz stehen und betrachtete ihn, dann nahm er sich einen Stuhl und setzte sich ihm gegenüber.
    »Du hast die Nachricht nicht geöffnet«, sagte er sanft und vorwurfsvoll zugleich.
    »Mach du sie auf, wenn du wissen willst, was sie schreiben. Ich hatte ihnen einen Brief zukommen lassen, in dem ich meinen Rücktritt als Nostàroi ankündigte«, antwortete er rau. Das Sprechen war ungewohnt.
    »Und warum bist du noch hier?«
    »Was soll ich an dem Ort, wo niemand auf mich wartet? Ich kann ebenso hier sitzen.«
    Sinthoras seufzte und langte nach dem gerollten Pergament, brach das Siegel und las. »Sie haben deinen Rücktritt abgelehnt«, fasste er zusammen. »Die Unauslöschlichen möchten, dass du deine Aufgabe wahrnimmst, und fühlen mit dir. Du sollst deinen Hass gegen die Elben richten.« Der Alb breitete es vor ihm aus, damit er selbst einen Blick darauf werfen konnte. »Weißt du, dass man in ganz Dsôn Faïmon von dir spricht? Dass sie dich als Helden sehen?

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