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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sprechen? Ihr kanntet Enoïla nicht! Niemand kommt ihr gleich, hört Ihr?« Er zeigte auf die Tür. »Hinfort! Nehmt Euch Raleeha und verschwindet!«
    Timānris ging rückwärts, die Augen auf den Dolch in seiner Faust gerichtet. Ohne ein weiteres Wort verließ sie die Kammer.
    Wäre ich nur schon tot
!
Caphalor wartete, bis sie gegangen war, und schleuderte den Dolch mit aller Kraft gegen die Tür, um seinen Aufruhr ausbrechen zu lassen; die Klinge drang bis zum Heft in das Holz ein.
    Er warf sich auf den Stuhl, ballte die Finger zu Fäusten, stützte den Kopf darauf und hämmerte sich mehrmals gegen den Schädel.
Einen Gedanken, der mir Lebensmut gibt, um mich daran zu klammern
 

    Mein Ungemach, mein Unglück begann mit dem Feldzug gegen Tark Draan. Dem Feldzug, den ich niemals wollte.
Dann,unvermittelt, sprang ihn der rettende Gedanke an:
Ich will meine Wut, meine Trauer im Blut des Landes ertränken, das mir Gefährtin und Tochter nahm. Tark Draan soll ausgemerzt werden. Jeder Greis, jedes Kind muss für Enoïla fallen.
Er klammerte sich an diese Eingebung, suchte den Sinn für sich darin. Tark Draan war der Schuldige. Tark Draan und die feigen Elben, die sich verkrochen hatten! Erst wenn beide nicht mehr existierten und er bis dahin in keiner Schlacht gefallen war, würde er Hand an sich legen.
Dann hat Enoïla ihre Ruhe und meine Seele ihren Frieden.
    Caphalor ließ die Arme sinken, die Hände entkrampften sich. Langsam erhob er sich, ging zum Fensterladen und stieß die Flügel auf, um das Licht der Nachtgestirne hereinzulassen und die kühle Luft einzuatmen.
    Mit jedem Atemzug, der frisch in seine Lungen strömte, verfestigte sich sein Vorhaben. Laut rief er nach einem seiner Diener und ließ sich etwas zu essen und zu trinken bringen. »Und sage Sinthoras, dass ich morgen an seiner Seite sein werde«, rief er ihm nach.
    Der Alb legte seine Rüstung an, spürte das vertraute Gewicht. Das Leben kehrte zu ihm zurück, auf dass er den Tod brachte.
Ich werde der grausamste, unerbittlichste Feind der Elben und aller Völker sein, die ihnen beistehen. So lautet mein Schwur.

XVIII

    Die Feinde nutzten uns mannigfaltig.
    Aus den Knochen mahlten wir Kügelchen, um unsere Wege damit zu bedecken.
    Aus ihren Häuten schufen wir Leinwände, und aus ihrem Blut setzten wir Farbe an.
    Aus ihren Sehnen fertigten wir Seile, Kordeln und Bindfäden für Windspiele.
    Alles wurde verwertet. Für die Kunst.
    Überragende und nicht zu übertreffende Kunst.
    Epokryphen der Schöpferin,
2. Buch, Kapitel 1, 12–20

Ishím Voróo (Jenseitiges Land), Albae-Reich Dsôn Faïmon, Dsôn, 4371. Teil der Unendlichkeit (5199. Sonnenzyklus), Frühling
    Raleeha saß in dem hohen, lichtdurchfluteten Raum. Sie erkannte die Fenster als helle Rauten, an denen oben und unten Kreise und keine Spitzen saßen.
    Ich sehe immer besser.
Aus den Schatten wurden endlich Schemen mit immer mehr Einzelheiten. Gesichter vermochte sie noch nicht genau zu erfassen, aber sie machte sie als Ovale mit angedeuteten Augen, Nasen und Mündern aus; auch die Farben kehrten allmählich zurück. Vorerst behielt sie die voranschreitende Genesung für sich.
    Sie wartete darauf, dass Timānris mit ihrem Vater zurückkehrte. Ihre Gedanken schweiften.
Wieder ein neues Haus, an das ich mich gewöhnen muss.
Neue Gänge, Korridore, Zimmer und Hallen. Doch Raleeha hatte sofort eingewilligt, als sie Caphalors Entschluss vernommen hatte. Die Albin hatte ihr überschwänglich versprochen, sie bei sich aufzunehmen und zu fördern. Die Freiheit konnte warten.
    Raleeha aber hatte noch einen ganz anderen Grund, das Angebot anzunehmen: Sie befand sich in der Nähe von Timānris und somit wieder in der Nähe von Sinthoras. Jedenfalls im Geiste. Dass sie ihm womöglich hier begegnen würde, seine Stimme hören und seinen Geruch wahrnehmen durfte, machte sie glücklich. Zusammen mit dem Malen und Zeichnen und dem Privileg, ihn an der Staffelei beobachten zu können, war es vollkommen.
    Doch wann immer sie liebevoll an ihn dachte, krochen die boshaften Gedanken an sie heran, die sich um die Zukunft vonTimānris drehten. Um ihren Tod. Um einen Unfall, der ihr die Ewigkeit raubte. Noch ein Grund, sich in die Hände der Albin zu begeben   …
    Schweigt
!
Raleeha kämpfte zwar gegen die Einflüsterungen an, aber ein Teil von ihr wartete nur auf die Gelegenheit, die Rivalin auszuschalten. Die Vernunft sagte ihr, dass es Irrsinn sei, darauf zu hoffen, dass Sinthoras danach sie anstelle einer

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