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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Überzeugung, es dürfe nicht offenbart werden, dass Menschenfrauen zu solchen Leistungen in der Lage sind.« Sie kam um den Tisch herum und legte eine Hand auf Raleehas Schulter. Der Versuch, sie zu trösten, war eine äußerst seltene Geste für eine Albin. »Ich habe versucht, ihn davon abzubringen, weil ich denke, dass du die Anerkennung verdient hast. Doch er ist mein Vater, und ich werde mich nicht gegen ihn auflehnen. Ich vertraue seiner Weisheit. Du wirst den vollen Anteil von dem Geld bekommen. Wir brauchenes nicht.«
    »Es freut mich, dass ich Euch und Eurem Haus zu Ansehen verhelfen darf«, brachte Raleeha über die bebenden Lippen. »Ich werde mir bei den kommenden Werken noch mehr Mühe geben.«
Geh von hier fort,
sagte ihr die Vernunft.
Du siehst, was sie mit dir tun.
    »Du bist eine gute Menschenfrau, Raleeha.« Timānris nahm die Hand herab. »Eine Sache liegt mir noch am Herzen. Mein Vater bezeichnet dich zwar als Sklavin, und alle werden dich für mein Eigentum halten. Aber ich weiß, dass du frei bist. Wenn du mich und das Sternenreich verlassen möchtest, werde ich dich nicht aufhalten. Du bekommst einen Passierschein von mir ausgestellt, der dir freies Geleit zu deinem Bruder verschaffen wird. Caphalor sah es ebenso wie ich.«
    »Ich bleibe, Herrin«, sagte sie und verneigte sich.
Wegen Sinthoras, nicht wegen dir.
»Ihr seid gut zu mir.«
    »Das freut mich sehr!« Timānris klang in der Tat erleichtert und freudig. »Du hast dein Gemach schon gezeigt bekommen? Und gefällt es dir?«
    »Ja, Herrin. Danke. Ich weiß es zu schätzen, dass ich eine eigene Kammer abseits der Sklaven erhalten habe. Alles ist bestens. Bald kenne ich Euer Haus gut genug, um mich schneller darin bewegen und Eure Anweisungen befolgen zu können.«
    »Oh, glaubst du mir nicht? Du bist keine Sklavin und wirst keine niederen Dienste verrichten müssen, Raleeha. Ich will, dass du dich ganz deiner Kunst widmen kannst.« Timānris ging an ihr vorbei. »Ich werde Sinthoras übrigens wissen lassen, dass ich seine einstige Sklavin aufgenommen habe. Mal sehen, was er dazu sagt.« Sie lachte. »Am Ende möchte er dich noch zurückhaben!«
    Das wäre zu schön
!
»Das glaube ich nicht, Herrin«, erwiderte sie laut und deutete eine Verbeugung an. »Er ist froh, mich los zu sein.«
    Timānris verschwand hinaus, und Raleeha machte sich auf den Weg in ihre Unterkunft. Sie wusste schon, was sie als Nächstes ritzen würde: eine Miniatur von Timānris’ Antlitz. Das würde ihre Herrin Sinthoras in einem Medaillon schenken können.
Ich werde feine, für alle anderen unsichtbare Linien einziehen, die mein eigenes Gesicht darstellen. Sinthoras wird mich über seinem Herzen tragen. Gänzlich unbewusst.
Ihr gefiel der Gedanke.
    Als sie an einer steilen Treppe angelangte, die vom ersten Stock in den zweiten führte, bemerkte sie an der Wand daneben die Speere mit den Fahnen daran.
    Prüfend fuhr sie mit dem Zeigefinger über eine der langen, vierkantigen Klingen und sog sofort die Luft ein. Ein roter Tropfen rann über die Kuppe. Die leichte Berührung hatte ausgereicht, um sich zu schneiden.
    Was wird der Stahl erst anrichten,
wisperte das feine Stimmchen,
wenn man ihn durch einen zarten Albinnenleib rammt und ihn mitsamt diesem die Stufen hinabstößt
?
    Raleeha hastete an den Waffen vorbei in ihr Gemach.

    Ishím Voróo (Jenseitiges Land), Albae-Reich Dsôn Faïmon, Strahlarm Wèlèron, 4371. Teil der Unendlichkeit (5199. Sonnenzyklus), Frühling
    Als Caphalor in voller Rüstung und mit seinen Kurzschwertern auf dem Rücken in das Besprechungszelt marschierte, sahen ihn die Versammelten auf merkwürdige Weise an.
    Ihnen fällt auf, dass er verändert ist. Seine Züge, seine Ausstrahlung sind düsterer geworden. Furchteinflößender. Der Hass und die Todessehnsucht gaben ihm diese Aura. Dabei setzt er die besondere Gabe unseres Volkes im Augenblick gar nicht ein.
    Sinthoras hatte zunächst nicht glauben wollen, dass der Albaus der Kammer treten würde. Umso mehr freute er sich, ihn zu sehen. Er deutete auf den Stuhl neben sich am Kopf der Tafel.
    Caphalor begab sich an seinen Platz, blieb jedoch stehen und bedachte jede der Bestien und jeden Barbaren mit einem langen Blick. »Ich entschuldige mich für meine lange Untätigkeit«, erhob er die Stimme. »Ich habe meine Aufgaben vernachlässigt und den Eindruck erweckt, dass mir der Feldzug nach dem Vorfall mit der Obboona gleichgültig geworden wäre. Doch ich gebe euch den Schwur, dass ich mich

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