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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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fast zwei Schritt Höhe maßen.
    Der erste Teil der Strecke führte ihn durch offenes Gelände, das niemandem gehörte. Das war zum einen gut, weil es keinerlei Wachen oder Grenzreiter gab, die er umbringen musste; andererseits konnte es geschehen, dass unversehens ein Rudel Óarcos, eine Horde Trolle oder ein kleines Barbarenheer vor dem Nachtmahr auftauchten, die auf der Suche nach Beute waren.
    Viele durchstreiften das Niemandsland. Er musste an die Obboon denken, die Fleischdiebe, die Jagd auf Albae machten und ihnen die Haut, die Ohren, die Nasen und andere Körperteile abschnitten, um sie sich selbst einsetzen zu können. Das taten sie, weil sie sein Volk verehrten und es für Halbgötter hielten. Doch um ihnen nahe zu sein, gingen die Obboon wahrhaftig zu weit. Die Unauslöschlichen hatten etliche Kriege gegen sie geführt, und sie galten inzwischen als so gut wie vernichtet. Aber einige von ihnen streiften immer noch umher.
    Ebenso wie die Cnutar. Sie waren Symbionten und bestanden jeweils aus drei einzelnen Wesenheiten, die sich nach Belieben teilen und zusammensetzen konnten. Welche Gestalt ein Teil annahm, war willkürlich: Tiere, verschiedene Rassen, Gegenstände. Aber stets durften sie nicht länger als sechzig Herzschläge voneinander getrennt sein, sonst litten sie schreckliche Qualen und vergingen schließlich. Zusammengefügt war ein Cnutar drei Schritt groß und schwer wie ein Ochse, hatte menschliche Gestalt, aber eine Scheusalfratze, die einem Óarco alle Ehre machte. Ein Cnutar war kein einfacher Gegner.
    Caphalor hatte jedoch weder Zeit noch Muße für irgendwelche Gefechte. Er musste Sinthoras unter allen Umständen einholen. Die Tatsache, noch vor Antritt der Reise hinters Licht geführt worden zu sein, schmerzte und fraß an ihm. Seine Züge verloren die Schönheit. Kalte Wut und das Sinnen auf Rache veränderten sie, ließen ihn erschreckend und grausam aussehen.
    Sardaî jagte in gleichbleibender Geschwindigkeit durch die Grassteppe.
    Es wurde Tag, es wurde Mittag, und Caphalor gönnte dem Nachtmahr eine kurze Rast an einem träge fließenden Wasserlauf, wo er saufen konnte. Es war eine Freude, mit anzusehen, wie das Tier sich nebenbei die fettesten Fische aus einem Schwarm schnappte und sie gierig hinabschlang. Wasser allein reichte dem Hengst nicht mehr, er wollte Blut und Fleisch.
    Caphalor nutzte die Gelegenheit, um etwas von seinem Proviant zu essen. Er nahm die kleine Dose aus seiner Tasche, in der sich eine Paste aus verschiedenen Zutaten befand, die einem Krieger alles gaben, was er unterwegs brauchte. Mit dem Dolch holte er sich eine Messerspitze heraus und leckte sie von der Klinge. Kräuter, Fleisch, Fett, Süße und Schärfe breiteten sich auf seiner Zunge aus.
    Er schluckte, trank von seinem Wasser, packte die Dose weg und nahm sich die Karte vor. Dabei hatte er Pfeile und Langbogen stets griffbereit, falls sich etwas Feindliches in seiner Nähe herumtrieb. In Ishím Voróo gab es so gut wie nur Feindliches. Die langschaftigen Geschosse schufen jedoch bereits nach einem Treffer Ruhe, sodass er sich nicht auf einen Kampf einlassen müsste.
    Er studierte die Karte, überschlug, was er an Strecke geschafft hatte und was er bis zum Abend noch erreichen würde. Der Nachtmahr bewegte sich äußerst schnell. Caphalors Zuversicht stieg, Sinthoras noch vor dem Erreichen der Grenze zum Reich der Fflecx einzuholen.
    Sardaî schnaubte und hob den Kopf; rötliches Wasser plätscherte aus seinem Maul. Die rubinroten, leuchtenden Augen schauten nach rechts zu einer Schilfbank.
    Caphalor sah hinüber. Die hohen Stängel wiegten sich im Strom gleichmäßig hin und her. Dennoch vernahm er ein Rascheln, das nicht zu der gleichförmigen Bewegung passenwollte.
    Er ließ die Karte fallen, nahm Pfeil und Bogen zur Hand und spähte über die rauschenden Halme. Dann schloss er die Augen und konzentrierte sich auf die unstimmigen Geräusche, sondierte, ordnete sie zu, bis er sich sicher war und ruckartig die Waffe hob: spannen, Finger strecken und das gefiederte Ende freigeben. Der Pfeil sirrte von der Sehne.
    Ein heller, hoher Schrei erklang; es platschte leise.
    Caphalor verzog den Mund und hob die Lider. Am Kreischen hatte er erkannt, dass es sich um eine Barbarenfrau handelte. Es hätte schlimmer kommen können.
    Das Wasser, das zwischen dem hohen Schilf herausrann, hatte sich rot gefärbt. Zweifellos hatte sein Geschoss getroffen.
    Er legte den nächsten Pfeil auf und wartete geduldig, dass sie

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