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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Farbe umbrachte!«, brauste er auf.
    Raleeha begann zu zittern. »Verzeiht mir, Ehrwürdiger«, stammelte sie erschrocken. »So habe ich durch mein Ungeschick mehrfaches Leid gebracht.« Sie rutschte etwas von ihm weg.
    Caphalor hatte seine Hand nach einem Packriemen ausgestreckt, um sie damit zu schlagen. Wieder rief er sich zur Ordnung. »Samusin hat eine merkwürdige Art, für Ausgleich zu sorgen. Ich rettete der Sklavin das Leben, die den Tod nun auch durch mich verdient hätte. Somit trägst du zweifache Schuld mir gegenüber«, erwiderte er hart. »Erzähle mir von dir. Die Familie Lotor hat mit dir sicherlich jemanden verloren, dem eine große Zukunft bevorstand.«
    »Ich bin die Schwester des Barbarenfürsten, von dem alle sagen, dass er einen erfolgreichen Kriegszug auf den nächsten folgen lässt«, sagte sie zögernd.
    »Erstaunlich.« Caphalor trank einen Schluck Wasser. »Dann hat dir die pure Schönheit eines Albs den Kopf verdreht und den Verstand genommen und dich dein erhabenes Leben als Fürstenschwester aufgeben lassen.«
    »Es war nicht so erhaben, Ehrwürdiger«, antwortete sie. »Ich kann Euch nicht sagen, aus welchem Grund ich ihm verfiel. Sein Äußeres, das Bild, das ich sah, die Erkenntnis, falsch an dem Ort zu sein, an dem ich lebte, der Drang, eine Künstlerin sein zu wollen   …«, sprudelte es aus ihr hervor. »Wie auch immer   – es ist mir gleich. Mit dem, was ich tue, bin ich glücklich, Ehrwürdiger.«
    Der Alb hob die Augenbrauen. Eine Künstlerin würde sie niemals sein, nicht nach albischem Maßstab. Und ansonsten konnte auch nur ein Menschenweib so dumm sein, alles hinter sich zu lassen. Er würde sie seine Verwunderung, die mit Verachtung einherging, jedoch nicht spüren lassen. Er musste endlich mehr über seinen Rivalen herausfinden. »Mit wem hat sich Sinthoras getroffen?«
    »Ich verstehe nicht   …«
    »Seine Freunde in Dsôn«, unterbrach er sie unwirsch. Das alles dauerte ihm zu lange. Eine solche Unterredung hatte er noch niemals mit einer Barbarin führen müssen, um herauszubekommen, was er wissen wollte. »Nannte er Namen bei einer Gelegenheit? Hast du Unterhaltungen zufällig vernommen?«
    »Nein.«
    »Ich erkenne Lügen, Sklavin! Und ich bestrafe sie üblicherweise mit dem Tod! Willst du sterben, ehe du deinen Gebieter getroffen hast?«, flüsterte er kalt und nutzte seine Gabe, um ihr Angst einzupflanzen. Er beherrschte das Abrufen, ohne eine Formel sprechen zu müssen. Ihm reichte Konzentration, um die Magie in sich zu erwecken. Sofort spürte er sie als ein Ziehen, das durch sein Rückgrat schoss und es erwärmte.
    Caphalor sandte die Furcht aus, die er als schwarze Schlieren aus seinen Augen strömen sah, gleich Farbe, die sich in einem Wasserglas ausbreitete. Unaufhaltsam rollte sie nach vorn. Schon war Raleeha erreicht. Das Schwarz kroch durch ihren Mund, durch die Binden, durch die Ohren, durch die Poren der Haut in sie, verschaffte ihr Gänsehaut und ließ sie leise die Luft einziehen.
    »Die Angst kann dich töten, Sklavin«, flüsterte er mit tiefer Stimme. »Sie verfährt nach meinem Willen.« Er verstärkte die Gabe, und sie ächzte auf, hielt sich die linke Brust. »Wer sind seine Freunde?«
    Aus Raleehas Mund quollen Namen, die Caphalor mehrmals vernommen hatte. Gut zu wissen, wer nicht auf seiner Seite stand. »Beschreib mir deinen Gebieter«, verlangte er. »Seine Schwächen, seine Stärken. Was vermag er gut, was weniger gut?« Als Lohn schwächte er seine Gabe ab.
    Sie zog zitternd die Beine heran. »Er ist ein guter Krieger und kann mit dem Speer besser kämpfen als   …« Danach kamen Lobpreisungen auf die Kampfeskunst von Sinthoras, die Caphalor nicht unterbrach; stattdessen hing er seinen eigenen Gedankennach.
    Raleeha würde ihm nur das sagen, was sie preisgeben wollte, auch wenn sie es aus Angst vor dem Tod nun geschickter anstellte. Doch er durchschaute sie. Sie würde für ihren Gebieter sterben, notfalls jetzt, auf der Stelle. Anstatt ihn zu verraten.
    Gegen seinen Willen fühlte er einen Hauch von Hochachtung für die Sklavin. Es hatte nichts mit Gehorsam zu tun, sondern mit einem viel tieferen Gefühl, das er und Enoïla teilten: Liebe. Es war ebenso einfach wie unzerstörbar.
    Es überraschte ihn, dass Menschen zu so etwas in der Lage waren. Vor allem, da es sich um eine unerwiderte, unmögliche Liebe handelte. Caphalor kannte nicht einen Alb, der sich mit Barbaren näher einließ. Sinthoras wäre der Letzte in ganz Dsôn

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