Legenden d. Albae (epub)
tierhaftes Röhren erklang aus einiger Entfernung.
Der Fflecx stieg flink auf den obersten Wehrgang. »Wuzack«, kreischte er, und seine Kumpane fielen in das Schreien mit ein.
Sinthoras fluchte innerlich. Niedertracht, Boshaftigkeit – soeben hatte er den Beweis erhalten, wie wenig er sich auf die Gnomartigen verlassen konnte. Leider gab es keinen anderen Weg in den Nordwesten als durch ihr Gebiet. Er packte den Speer fester und klemmte ihn unter dem Arm ein, um ihn wie eine Lanze zu nutzen.
Eine schwere Kreatur näherte sich ihm durch den Wald, der rechts und links des Weges wuchs. Die Schritte rumpelten dumpf und erschütterten die Bäume, sodass Laub herabfiel.
Sinthoras sah den Wuzack. Er war zwei Schritt groß, doppelt so breit wie er selbst und wirkte wie ein viel zu groß geratener, nackter Fflecx. In der Rechten hielt er einen dicken, rasch abgebrochenen Ast, mit dem er schon jetzt um sich schlug.
»Ein Wuzack«, rief einer der Fflecx ihm zu, »ist die Erfindung unseres Königs. Freu dich, dass du dich mit ihm messen darfst. Seine Klauen und Zähne sind giftig, bestimmt auch für ein Schwarzäuglein wie dich.« Wieder ertönte gehässiges Lachen aus vielen Kehlen.
Sinthoras hegte keinerlei Zweifel an seinem Sieg und schwor ihnen stumm, sie danach alle zu töten. Das musste er bedauerlicherweise schnell tun, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Caphalor würde seinen Nachtmahr antreiben, um zu ihm aufzuschließen, ihn zu überholen und den Dämon zuerst zu erreichen.
Der Wuzack bremste seinen Lauf nicht ab, sondern legte an Geschwindigkeit sogar noch zu. Den Prügel schwang er zu einem seitlichen Schlag, welcher den Nachtmahr am Hals treffen sollte.
Sinthoras ließ den Hengst ausweichen und stach dabei nach dem Hals des Ungeheuers, von dessen Zähnen und Klauen giftgelbe Brühe rann.
Der Wuzack tauchte unter dem Stich weg und drosch von unten gegen den Speer, sodass er Sinthoras fast aus der Hand geschlagen wurde. Finger und Unterarm schmerzten bei dem Aufprall, die Kraft des Gegners war stärker als erwartet. Eine List musste her, sonst würde er sich am Ende noch einen Kratzer der triefenden Klauen und damit den Tod einfangen.
Sinthoras nutzte den Schwung und rollte sich nach hinten über die Kruppe ab, landete auf den Füßen und gab dem Nachtmahr den Befehl, den Wuzack mit den Hinterläufen anzugreifen. Das verschaffte ihm eine Ablenkung, die er zur neuerlichen Attacke benötigte.
Wieder wich der Wuzack aus, die funkelnden Hufe surrten an ihm vorbei. Er packte den rechten Hinterlauf und zerschmetterte ihn mit einem wuchtigen Keulenschlag.
Der Hengst wieherte schmerzerfüllt auf und schnappte nach der Kreatur, verbiss sich in deren knochige Schulter und zermalmte das Gelenk.
Gleichzeitig bohrte Sinthoras den Speer mit beiden Händen schräg nach oben, durch den Hals des Wuzack, der daraufhin laut aufröchelte und mit dem Prügel nach ihm schlug.
Sinthoras sprang senkrecht nach oben; dabei betätigte er einen verborgenen Knopf in seiner Waffe und teilte sie in der Mitte. Das vordere Ende blieb weiterhin im Fleisch des Ungeheuers stecken, und die zweite Hälfte wies eine ebenso lange, schlanke Klinge auf. Diese rammte er dem Wuzack durch das rechte Auge, und zwar so gewaltig, dass dieSpitze aus der Hinterseite des Schädels austrat. Blut haftete daran.
Der Wuzack stand da wie gelähmt, schwankte ein, zwei Lidschläge, dann kippte er zur Seite und begrub den verletzten Nachtmahr unter sich.
Sinthoras fühlte Hass durch seine Adern jagen, als er den leidenden Hengst sah. Seine List war gelungen, doch ein solches Ende hätte er sich für das treue und teure Tier nicht gewünscht. Er riss die beiden Speerhälften aus dem Wuzack und wandte sich langsam zu den Fflecx um; dabei troff der Lebenssaft der getöteten Kreatur von den Schäften und Klingen. »Ich habe bestanden«, wisperte er düster. »Wer büßt mir für meinen Nachtmahr?« Ankündigend hob er die Kurzspeere.
Der Fflecx, der die ganze Zeit über mit ihm gesprochen hatte, stand mit selbstgefälliger Miene auf dem Wehrgang. »Wer büßt für den Wuzack?«, gab er großspurig zurück. »Der König hat ihn selbst groß gezogen.« Er nahm sein Blasrohr vom Gürtel und wählte betont langsam einen der langen, gefiederten Pfeile. »Ich denke, das sollte er selbst entscheiden.« Er schob ihn ins Rohr.
»Erst büßt einer von euch.« Sinthoras schleuderte einen Speer nach dem Gnomartigen, die Klinge schlug durch den Unterarm, woraufhin
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